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Alt 27.01.2011, 21:10
anika anika ist offline
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Registriert seit: 26.05.2010
Beiträge: 12
Standard AW: Hallo an alle...

Der Vollständigkeit halber noch ein Beitrag von mir.

Nach 2 Monaten Koma mit zahlreichen Hiobsbotschaften und so vielen Lichtblicken blieb das Herz meines Vatis nach Leberversagen einfach stehen.

Einen Tag vorher wurde uns gesagt, wir sollen uns verabschieden, sie werden ihn nicht nocheinmal aus dem Koma holen, die Dialyse nicht nochmal erneuern und keine Rehamaßnahmen ergreifen.
Ich bin in Berlin gelandet, da war er schon tod. Er lag lächelnd in "seinem" Zimmer. Ganz ruhig, ohne Gerätegepiepe, ohne Blubbern von der Beatmungsmaschine, ohne Pumpen, ohne Schläuche, ohne Beutel, ohne Schmerzen, ohne alles.
Er war so gelb, so etwas habe ich noch nie gesehen...
Wir hatten dann noch Zeit mit ihm, das Personal hört nicht auf mit uns zu fühlen, bei uns zu sein, es war so toll von denen!
Wir waren in Trance, aber irgendwie erleichtert. Es hört sich komisch an, aber die Panik vor dem Telefon war weg, es fühlte sich ganz leicht an. Mittlerweile schossen mir Tränen in die Augen, wenn mein Telefon klingelte und ich die Nummer meiner Mutti sah - es war immer die endlose Ungewissheit. Ständig rechnet man mit dem Schlimmsten. Jedes Mal, wenn man an der Tür der Intensivstation klingelte, hatte man Panik, was einen erwartet, ob ein Gerät mehr oder weniger dasteht, ob die Flüssigkeit, die abgeleitet wurde blutig oder "nur" gelb war, ob wieder Wasser von irgendwo abgeleitet werden muss, ob der Herzschlag endlich unter die 150 gekommen ist... wie hält man das nur aus?? Die Hoffnung, die zuletzt stirbt - bei uns ist sie gestorben, am 10.August, dem ersten Kindergartentag meiner Tochter... bei Krankenhausbesuchen hat sie die Farben gelernt, sie wird nie so einen Opa haben, wie ich ihn hab...

Wir haben alles richtig gemacht, wir haben die "riesen" OP gewagt, aber wir hätten nicht soviel Zeit verlieren dürfen, bei Ärzten, die keine Ahnung hatten.
Das Forum hier hat mir Mut gemacht, "ganz einfach" Kontakt mit Profis aufzunehmen - DANKE dafür!!!
Wir haben so Ärzte kennengelernt, die für ihren Beruf leben, für die der Eid nicht nur daher gesagt ist. Ärzte, die ALLES versuchen und dabei Mensch sind! Die Professorin hat uns im Nachhinein noch angerufen, auf dem Handy meiner Mutti - sie wusste selbst nicht, was sie sagen soll - sie wollte uns einfach wissen lassen, dass sie an uns denkt!
Wir haben Ihr damals einen Brief geschickt, die Leitworte waren "Nur wer das Unmögliche versucht, kann das Mögliche erreichen" - ich finde ein schönes Motto..

Danke an alle hier!
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