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Alt 20.03.2011, 12:08
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MaunaLoa MaunaLoa ist offline
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Standard AW: Bin rat- und hilflos

Heute muss ich mal wieder um Rat bitten:
Ich habe derzeit das Problem, dass der Umgang meiner Eltern mit der Krankheit meiner Mutter für mich nicht nachvollziehbar ist. Ich komme mit der sehr negativen Grundhaltung nicht klar, und auch nicht damit, dass ihr Leiden bei jeder Gelegenheit thematisiert wird.
Zum Beispiel: ich habe meiner Mutter gesagt, wie toll ich es finde, dass sie sich jeden Tag 20 Minuten bewegt (spazieren, schwimmen)... ihre Antwort: ja, aber das ist auch das absolute Maximum, mehr kann ich auf gar keinen Fall mit den Metastasen. Oder einmal wollten sie nach dem Abendessen bei uns so gegen 23 Uhr nach Hause fahren. Mein Vater sagte: wir gehen, deine Mutter MUSS ins Bett... also ihre Krankheit wird als Grund vorgeschoben - völlig unnötig, wie ich finde.

Mir scheint es manchmal so, als ob sie die Krankheit als einzigen Lebensinhalt sehen und sie als Begründung für alles hernehmen.
Ich finde das mittlerweile kaum noch erträglich, denn sie geben der Krankheit damit so immens viel Raum, dass kaum noch Platz für schöne Dinge im Leben bleibt. Und wollen sie so wirklich die nächsten Jahre (und ob es 1, 2, 5 oder 15 sind weiß nun mal eben keiner) weiter machen? Oder wann haben sie vor aufzuhören und wieder annähernd "normal" zu leben?
Ich habe Angst, dass ich missverstanden werden, denn es geht mir nicht darum, dass die Krankheit "totgeschwiegen" werden soll... wenn es meiner Mutter wirklich schlecht geht, dann will ich das wissen und nehme natürlich Rücksicht drauf, und ich leide auch mit ihr mit.
Aber, was auch mein Mann sagt, dass es ihm auffällt: Meine Mutter sagt niemals "mir geht es gut". Gestern, als sie wirklich einen Grund hatte, sich auf einen schönen Tag mit uns zu freuen, die sonne schien, sie wohl ganz gut geschlafen hatte, sagte sie nur "mir geht es nicht ganz schlecht". warum, das verstehe ich einfach nicht.
Ein Beispiel noch dafür, dass sie nur für Negatives empfänglich sind: Vor ein paar Wochen kam der Befund, dass zwar noch ein paar Knochenmetastasen mehr da sind als ursprünglich gedacht, aber dass diese bereits angefangen haben, zu verknöchern. Ein absoluter Grund zur Freude, dass die Therapie anschlägt. Meine Eltern waren nur traurig, weil sich die Ausgangslage so verschlechtert hat, weil ja doch noch weitere Metastasen da sind. Und bis heute haben sie nicht einmal mehr darüber positiv gesprochen, dass die Therapie Wirkung zeigt. Das ist kein Thema. Es wird nur über Schmerzen und Einschränkungen gesprochen.

Ich hadere jetzt mit mir, ob ich meine Eltern darauf ansprechen soll... Irgendwann muss ich das, denn so kann es nicht weitergehen. Aber ich weiß, Mama wird weinen, Papa wird empört sein. Und ich habe Angst, dass sie mich missverstehen.
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