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Alt 21.03.2011, 20:12
Mausi1985 Mausi1985 ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs bei Oma

So, nun bin ich wieder allein in meiner Wohnung und werd von meinen aufgestauten Gefühlen der letzten beiden Tage übermannt .

Ich versuch aber mal der Reihe nach zu berichten.

Als ich gestern zu Oma in die Klinik kam, war ich mehr als positiv überrascht. Sie saß in ihrem Bett, hatte sogar mal die Beine draussen und redete wie ein Wasserfall. 2h haben wir uns über vergangenes unterhalten und sie blühte richtig auf. Sie wollte wieder ihren Kakao haben und aß von ganz allein ihren Joghurt. Wenn ich an vor 2 Wochen denke, da musst ich sie richtig zum essen überreden, ich war begeistert. Sie erzählte mir von letzter Woche Sonntag, was bei ihr zu hause passiert ist (sie hatte eine regelrechte Panikattacke, da sie zum einen fast keine Luft bekam und dann hatte sie auch soviel Wasser in den Beinen, dass sie das Knie nicht mehr beugen konnte. In der einen Woche in der Klinik hat sie nun durch das Wasser, was abging und auch durch das übergeben 8kg Gewicht verloren . Wir sprachen auch über Opa und das sie Angst vor dem heutigen Tag hat. Sie lag bei mir im Arm und hat geweint, ich musste mich zusammen nehmen, dass ich nicht auch anfange. Aber alles in allem haben wir die Zeit zusammen genossen.

Abends saß ich dann allein in ihrer Wohnung und mir fiel fast die Decke auf den Kopf. Bin dann spontan zu einer Freundin gefahren um ein bisschen auf andere Gedanken zu kommen. Das hat auch ganz gut funktioniert.

Heut Morgen war dann mein Vater bei ihr und war überrascht, dass sie ganz gut drauf ist. Ich bin dann heut Nachmittag zu ihr gegangen und war 3h bei ihr. Sie hat den Tag heut wirklich gut verkraftet. Klar, als sie von Opa gesprochen hat, hat sie auch geweint, ist aber verständlich. Ich hatte es mir aber weit schlimmer vorgestellt.

Am Mittwoch kommt sie nun wieder nach hause, nachdem sie Schmerzmittelmäßig neu eingestellt ist und wieder aufblüht. Sie macht Pläne für die kommende Zeit, freut sich darauf, wenn endlich ihr Rollstuhl kommt und ich mit ihr nach draussen kann. Sie will sogar soweit kommen, dass sie evtl. selbst mal mit dem Rollstuhl in die Cafeteria im betreuten Wohnen fahren kann, dass sie also niemand schieben muss. Und sie will meine "Pflegeeltern" kennen lernen. Bin letztes Jahr hierher gezogen nach Weimar, weil ich näher an der Familie sein will und eben auch wegen der "Pflegeeltern". Die hab ich über Freunde kennen gelernt und sie haben mich wirklich aufgenommen wie eine Tochter (vom Alter her könnte es sogar stimmen ). Und Oma weiß, wie sehr die beiden sich um mich kümmern und will sie nun auch mal kennen lernen. Ich hab mich so sehr gefreut. Als ich dann gegangen bin, hat mich Oma ganz fest gedrückt und mir über die Wange gestreichelt "meine Große" hat sie gesagt. Da standen uns beiden dann die Tränen in den Augen. Diese Woche ist dann am Wochenende wieder ein Onkel von mir bei ihr und kommende Woche ist dann wieder Frauenwochenende, freu mich heute schon

Gestern Vormittag hab ich mich ja mit meinem Vater und einem meiner Onkel getroffen um zu beratschlagen, wie es weitergehen soll. Auf lange Sicht gesehen, wird es in der Wohnung nicht mehr funktionieren. Aber die Sicht meines Vaters, sie jetzt schon in ein Hospiz zu bringen, kann ich nicht teilen. Dazu hat sie meiner Meinung nach, noch zuviel Lebenswillen und Energie. Ich hab die Angst, das sie sich dann zu schnell aufgibt. Wir sind am Ende zu dem Schluss gekommen, dass wir jetzt erst einmal schauen wollen, wie es ist, wenn sie wieder daheim ist und dann weitersehen. Klar, sollten wie uns erkundigen und bestimmte Einrichtungen uns auch mal anschauen, aber mehr finde ich zur Zeit noch nicht.

Ich hoffe einfach, dass uns noch ein paar schöne Monate bleiben, ich rede ja schon gar nicht mehr von Jahren, aber ich will sie einfach noch nicht verlieren. Ich muss dazu sagen, wir hatten viele Jahre keinen Kontakt zueinander (meine Eltern hatten mit meinen Großeltern vor vielen Jahren einmal Streit und leider wurde das an uns Kindern mit ausgelassen, denn wir durften keinen Kontakt haben) und diese Jahre fehlen uns einfach. Erst seit 6 Jahren sehen wir uns wieder regelmässig. Und vor 4 Jahren lag mein Opa 8 Monate in verschiedenen Kliniken (Halle, Chemnitz, Ludwigshafen) und da war ich viel mit Oma unterwegs und wir hatten trotz allem eine "schöne" Zeit. Als Opa dann zu hause war, war ich leider nicht mehr so oft bei ihnen. Heute bereue ich es, dass ich mich zu der Zeit mehr um "fremde" Leute gekümmert habe als um die eigene Familie. Ich will diesen Fehler kein zweites Mal machen.

So, jetzt hab ich mir alles von der Seele geschrieben und werde versuchen, mich ein bisschen zu beruhigen. Morgen "darf" ich ja nach 2 Wochen Krankenschein wieder arbeiten gehen und sollte den Kopf wieder einigermaßen klar haben.

LG Susi
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