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Alt 14.05.2011, 19:42
Kleines Kleines ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat Lungenkrebs - Gedanken einer Angehörigen

Nun habe ich ein paar Tage nichts geschrieben, weil sich Ereignisse und Emotionen überschlagen haben.

Es gab einige gute Tage und einige sehr schlechte.
Mein Vater bekam Mittwoch seine erste Chemo. Leider musste er im Krankenhaus bleiben, weil er eine Thrombose in den tiefen Beinvenen entwickelt hatte.

Wirklich unglaublich traurig für mich ist, dass meine Umgebung ihn schon abgeschrieben hat. Es ist deshalb so traurig, weil sie recht haben. Ich wollte es nur nicht wahr haben.

Sehr wahrscheinlich wird mein Vater die Chemo abbrechen. Irgendwie kann ich ihn verstehen. Es geht ja gar nicht mehr um Heilung, sondern um die Verbesserung der Lebensqualität. Leider ist das seit ED nicht der Fall.

Der Fall Sachs hat das Seine dazu beigetragen. Immer wieder sagte er 'Wenn ich eine Pistole hätte'...

Wie ich damit umgehen soll, dass mein Vater sehr wahrscheinlich weder seinen nächsten Geburtstag noch das kommende Weihnachten erlebt, weiß ich nicht. Ich mache mir immer mehr sorgen um mein Studium.

Das Ende wird sicherlich nicht kurz und schmerzlos sein. Dass er Daheim bleiben will, macht mir auch Angst. Wie soll meine Mutter denn noch schlafen, wenn sie Gefahr läuft, neben einem Toten aufzuwachen?

Es ist geradezu irrwitzig, dass mein Vater sich gerade ein neues Gebiss anfertigen lässt. Und eine neue Brille wartet auch auf Abholung.

Ich weiß nicht, wie man in so einer Situation das 'normale' Leben aufrecht erhalten soll.

Zudem kommen einem Geldsorgen immer in die Quere. Mein Vater verarbeitet sie, indem er ständig Lotto spielt. Immer wieder sehe ich ihn einen weiteren Lottoschein ausfüllen.

Die Diagnose legt nahe, dass seine Erkrankung durch Asbest ausgelöst wurde. Sicher, damals hatte man ja keine Ahnung, was man damit anrichtet.
Für uns als Familie ist dies in gewisser Weise eine Erleichterung. Somit ist auch er selbst von aller 'Schuld' freigesprochen. Das Gewissen ist rein.
So kann man die Schuld, den Grund allen Übels, einfach auf einen Gegenstand umlegen.
Die Krankenkasse wird beim früheren Arbeitgeber nachforschen. Irgendwie hoffe ich darauf, dass sie fündig werden.


Ich wünschte, man hätte es mir nicht gesagt. Trauern auf Raten ist eine grausame Folter.
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