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Alt 05.06.2011, 21:50
Charly-elli Charly-elli ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat den Kampf gegen den Krebs verloren...

Ja, ja so geht jeder damit anders um. Irgendwie muss man ganz individuell seinen Weg finden.
Meine mutter hatte auch immer Hoffnung, selbst am letzten Tag. Sie hat sich die Diagnose ja nicht sagen lassen; es ist ihr also nie ausdrücklich gesagt worden, dass sie sterben müsse. Sie war 8 Wochen vor ihrem Tod noch ein paar Tage im Krankenhaus, veranlasst vom Hausarzt, der sie nicht kannte und nichts von ihrer Krebserkrankung wusste. Dieser hat zunächst auf eine Bronchialerkrankung getippt und sie danach behandelt. Da es immer schlechter ging, hat er meine Mutter empfohlen, doch ein Krankenhaus aufzusuchen, nur aufgrund der besseren Diagnostik. Ich brachte sie dann morgens ins Krankenhaus und dann sagte sie ganz plötzlich, sie wolle keine schlechten Nachrichten hören, Arztgespräche solle doch bitte ich führen. Dies hat sie auch schriftlich bei der Aufnahme veranlasst. Am nächsten Tag hatte ich dann das Gespräch mit dem Palliativmediziner, dieser teilte mir dann mit, man könne für meine Mutter nichts mehr tun, sie kämme heute abend noch nach Hause. Ich habe ihn dann angefleht, sie doch noch ein paar Tage dort zubehalten, so kann ich mich auf die Situation einstellen und meine Mutter fühlte sich ja wohl dort und hoffte jetzt würde ihr geholfen. Daraufhin konnte sie 3 Tage noch im Krankenhaus verweilen. Es war sehr schmerzlich zuzusehen, wie sie dann inhalierte und auf Besserung wartete, die natürlich nicht eintreten konnte. Aber sie war mental sehr gut drauf, nachmittags kamen ihre Freundinnen, wir hatten einen richtigen Kaffeeklatsch im Krankenhaus, die Stimmung war unbefangen. Ihr wurde gesagt, sie habe eine chronische Lungenerkrankung, dies sagte sie dann ihren Freundinnen, so hatte sie Normalität. Der Arzt sagte mir, meine Mutter wisse wie es um sie steht. Sie kann es nur nicht hören, das wäre eine Katastrophe und wir sollen es so akzeptieren, das wäre ihr Weg keine palliative Medizin mehr zu bekommen und sich doch noch immer ein wenig Hoffnung erhalten zu können, das geht, weil es ihr ja niemand gesagt hatte. Dafür hat sie im Vorfeld mit einem hohen Energieaufwand gesorgt, siehe nur Hausarztwechsel als die Atemprobleme größer wurden, dort existierte keine Krebsakte, also hatte sie es ja "nicht". Sie wollte einfach kein Krebs haben, fertig. So hat sie es gemacht. Und ich fange erst jetzt an alles zu begreifen. Wenn wir früher mal über Krebs Vorsorge und Nachsorge diskutiert haben, hat sie immer lautstark vertreten, das hat doch sowieso alles keinen Zweck, durch Chemo würde man doch sowieso nur noch kränker therapiert, darüber haben wir teilweise uns die Köpfe heiß geredet, ja sogar gestritten. Das war alles vor ihrer Krankheit, heute verstehe ich sie, früher nicht.
Liebe Grüße
cha

Geändert von Charly-elli (05.06.2011 um 21:54 Uhr)
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