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Alt 06.08.2011, 12:25
Sonnenschein78 Sonnenschein78 ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Liebe Michaela, Deine Worte haben es vollkommen auf den Punkt gebracht "Man entwickelt eine Kraft, was man vorher nicht erwartet hätte". Das stimmt absolut. Das ist sicher auch der Grund dafür, dass man dann - ich zumindest, sicher viele andere auch - in so ein immenses Loch fällt und erschöpft ist, wenn der Kranke, in dem Fall mein Papa, es geschafft hat zu gehen. Während der ganzen Zeit geht man über seine Grenzen.

Ich möchte Dir noch etwas dazu schreiben, dass Du nicht bei Deiner Ma warst. Nämlich genau das, was alle andeen zuvor auch schon geschrieben haben. Du hast sie nicht allein gelassen. Ich habe bei meinem Papa wie auch bei anderen Angehörigen die Erfahrung gemacht, dass der/die Sterbende mitentscheiden kann - irgendwie - wann und in welchem Rahmen er geht. Nicht alle, viele haben einen Kamof bis zum Schluss, aber dennoch einige. Das kannst Du nicht beeinflussen, ohne kaputt zu gehen, weil Du tagelang dabei sitzt. Ich hoffe, dass das mit der Zeit bei dir ankommt und Du erkennst, dass Du alles getan hast, was Du tun konntest, dass die gefühlten "Versäuminsse" in den Hintergrund rutschen. Beim Sterben gibt es glaube ich kein richtig und falsch. Fühl Dich gedrückt.
Sowohl meine Oma als auch der Uropa meiner Tochter hatten Tag- und NAcht jemanden der Familie am Bett. Und wann sind sie gegeangen?! Als derjenige, der dabei saß, für 2 Minuten aufm Klo war.

Ich hoffe, es ist ok für Dich wie auch die anderen, wenn ich noch was zum Gehen meines Vaters schreibe - kannte damals den KK noch nicht - und merke, dass es gut tut, einfach zu schreiben. Mein Papa hat gewartet, bis meine Schwester da war (sie lebt nciht in Deutschland). Eigentlich wollte sie nur eine Woche bleiben, geplant war ihr Urlaub zu Hause, weil sie meinen Sohn, der gerade geboren war, sehen wollte. Und dass das dann mit Papa so schnell ging (er galt als geheilt, dann Metas, drei Wochen später war er tot), ist sie geblieben, und er hat es voll ausgekostet. Ich habe gebetet, dass er stirbt, solange sie da ist - die Vortellung sie fliegt und sieht ihn nie wieder - grausam. Einen Tag vor der geplanten Rückreise konnte er gehen. Alleine. Wir haben uns so wie Du gefühlt. Er lag auf der Palliativ, die Schwestern wollten anrufen, wenn es absehbar ist. War es nicht. Er ist nach tagelangen Kampf, so wie Du ihn auch schilderst, einfach eingeschlafen, ein Pfleger war grad nach ihm schauen. Ich denke heute, er wollte es so. Nicht ganz allein sein, aber uns nicht belasten.
Wir waren an dem abend auf der Hochzeit meiner Schwiemu, und als wir um 1h in unserer Unterkunft waren, rief meine Mama an, dass Papa es geschafft hat. Als ich die genaue Uhrzeit erfahren habe, lief mir ein Schauer durch MArk und Bein. Er ist genau dann gestorben, als wir die Feier vrlassen haben. Als wollte er uns einen schönen Abend (naja, sofern das in der Situation möglich ist) haben lassen.
Dieser Gedanke hat mir im Nachhinein Frieden gegeben. Meine Mama meine Schwester und ich sind dann nachts noch zu ihm und haben in aller Ruhe Abschied genommen. Bei der hinfahrt zur Palliativ (30km) war ich wie ferngesteuert. war allein, weil mein Mann bei den Kindern bleiiben musste. Hatte nur 2 Stunden, weil ich gestillt habe. Wie ich das geschafft habe? Ich weiss es nicht.

Ich wüsnsche Dir alles, alles Liebe und dass die Zeit kommt, dass die ewig auftauchenden Bilder der letzten Zeit überdeckt werden von denen der liebevollen Erinnerungen.

Ich hoffe, ich habe nicht zu viel über mich geschrieben, wenn doch, tut es mir leid.
Ich fahre nun mit meiner Ma zum Friseur, es wird die Hölle, sie lässt sich gleich eine Glatze rasieren, weil die Haare von der Bestrahlung ausgehen. Sicher ist das auch ein Grund, dass ich nun schriebe, schreibe, schreibe. Liebe Grüße an Alle, besonders gerade an Dich, Michaela - Sunny
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