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Alt 27.08.2011, 11:20
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Thalamea Thalamea ist offline
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Registriert seit: 17.04.2011
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Standard AW: Mein Dad stirbt

Guten Morgen,

ich kann die Situation sehr gut nachvollziehen, da wir uns in der genau derselben befinden! Wir (beide 45) und unsere Kinder (4 + 6) wohnen ebenfalls mit meinen Eltern in einem Haus, meine Mutter (65) bekam die Diagnose Lungenkrebs im April. Da meine Mutter nur 20 Jahre älter ist als ich, war sie in den vergangenen 25 Jahren eher Freundin als Mutter.
Wenn die Eltern noch so jung sind, denkt man, man hat noch unendlich viel Zeit, ehe man den Schmerz des Loslassens erleben muss und ruht sich oft daraus aus. Es kann ja nichts passieren...
Dann bekam ich selber Anfang des Jahres sehr zweifelhafte Diagnosen (Tumore in Leber und Niere, vielleicht noch gutartig, vielleicht auch schon bösartig, die Untersuchungen laufen noch) und dann kam auch noch die Diagnose meiner Mutter. Die Achterbahnfahrt der Gefühle von "ach, ist bestimmt nur ein gutartiger Tumor" bis hin zu "Endstadium, nur noch 3 Monate zu leben" kennt ihr ja sicherlich auch. Ein auf und ab, nach Feststehen der endgültigen Diagnose dann immer zwischen Hoffnung und Resignation. Bei uns gab es erst gute Aussichten, mittlerweile sieht es nicht mehr ganz so gut aus mit einer 2nd Line Chemo, aber es besteht zumindest noch die leise Hoffnung, dass wir die Krankheit noch ein paar Jahre aufhalten können.

Kinder sind jedenfalls sehr sensibel, was solche Dinge angeht: meine haben "nur" den Stress 2er voll beruftstätigen Elternteilen abbekommen, die seelischen Auswirkungen meinerseits mit der eigenen Diagnose und die meiner Mutter. Die über alles geliebte Omi, die (nach meinem Empfinden einen manchmal noch höheren Stellenwert hat als meine Wenigkeit, da ich öfter mal schimpfe...) war von jetzt auf gleich nicht mehr Zuhause. Das alles und die ganzen Gespräche über die Diagnose (die man besser niemals vor den Kindern diskutiert hätte) haben meine Kinder psychisch so verunsichert, dass meine Tochter nach einem halben Jahr trockensein wieder einen Rückfall bekam und sich mehrmals täglich einnässte und auch das große Geschäft in die Hose machte, mein Sohn entwickelte ein nervöses Augenzwinkern.

Und das, obwohl meine Mutter zwar innerlich sehr krank ist und stark abgenommen hat - aber äußerlich sieht sie noch topfit aus. Ich weiß nicht, wie meine beiden reagieren, wenn sie den irgendwann den Verfall der geliebten Omi hautnah miterleben. Das ist der Nachteil, wenn man im selben Haus wohnt. Es tut so weh...

Von daher kann ich nur sagen: wir haben Erfahrung mit Kindern in dem Alter. Mein Sohn wird übernächste Woche eingeschult (NRW). Was sein wird, wenn wir in die Situation eines sichtbaren Verlaufs der Krankheit kommen, weiß ich noch nicht. Wir können uns gerne weiter austauschen - es tut gut, einfach nur darüber zu schreiben, es ist ja nicht jeder in der Situation eines 3-Generationen-Hauses...

Ich kann nur annähernd ahnen, was ihr im Moment durchmacht, da wir noch im Stadium "Hoffnung auf Heilung" sind...

Ich schicke einen kleinen Trost!
LG
Martina
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