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Alt 10.10.2011, 17:11
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Phelora Phelora ist offline
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Registriert seit: 09.09.2011
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Standard AW: Und alles begann mit Lungenkrebs....

erst einmal vielen lieben dank für eure warmen und lieben worte.

ich habe mich längere zeit nicht gemeldet, da sich viel bei uns getan hat.

wie ich euch ja erzählt habe, hat mein papa zuletzt bestrahlung für die hirnmetas bekommen. diese therapie endete am freitag, 23.09.2011.
er war zu diesem zeitpunkt schon so sehr geschwächt und sollte erst einmal 2 wochen ruhepause haben, um dann mit der chemo für die knochen zu beginnen.
leider verschlechterte sich sein zustand in den tagen drauf dramatisch. er konnte zum schluss nicht mal mehr alleine von der toilette aufstehen und hat teilweise geschrien vor schmerzen.
wir haben uns draufhin entschlossen (mit seiner zustimmung) ihn ins UKE (Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf) zu bringen. Am Montag 26.09.11 wurde er dann mit einem RTW dort hin gebracht.
abends sind mein freund und ich dann noch hin gefahren um nach ihm zu schauen und um meine mutter ab zu holen. papa war schwach aber man konnte sich trotz der bekannten stimmungsschwankungen wegen der metas und den gedächtnislücken noch einigermassen normal mit ihm unterhalten.
der sinn ihn ins UKE zu bringen war der, ihn aufpeppeln zu lassen und weil meine mama es alleine zu hause einfach nicht mehr geschafft hat.
dienstags wurde er dann von der aufnahmestation direkt auf die onkologie gebracht. wir waren jeden tag bei ihm.
am donnerstag ist dann auch meine schwester aus berlin gekommen. an diesem tag konnte ich leider nicht dort sein.
nachdem sich die ärzte zusammen gesetzt haben wurde am donnerstag dann endlich mal klartext mit uns und meinem papa gesprochen. man riet uns dazu die therapien nicht weiter fort zu führen da sie seine ohnehin schon sehr schlechte lebensqualität nur noch verschlechtern würden und selbst wenn sie weiter gemacht werden würden dann bestünde eine heilungschance von 10%. also beschlossen wir uns die therapien ab zu sagen.
am nächsten tag also freitag sprach der arzt dann noch einmal mit papa da er unbedingt nach hause wollte dies aber in seinem zustand nicht möglich war. er erklärte es ihm sehr vorsichtig und einfühlsam und sagte ihm zum ersten mal deutlich dass wir hier in sachen zeit nicht mehr von einem halben jahr sprechen würden und dass es besser wäre wenn er erstmal in eine "institution" (hospiz) gehen würde damit man sich dort fachgerecht um ihn kümmern könnte. papa stimmte dem ganzen dann auch zu.
wir sind daraufhin mit ihm im rollstuhl nach draussen gefahren weil das wetter ja nochmal richtig gut geworden ist. leider war es kein langer ausflug da papa ziemliche grosse schmerzen hatte und dann lieber wieder rein wollte. wir sassen dann noch eine weile mit ihm auf dem balkon und haben die letzten warmen sonnenstrahlen dieses jahres genossen. ich werde das bild nie vergessen wie er die augen geschlossen hat und die wärme genossen hat.
die tage darauf wurden immer schlimmer. seine schmerzen wurden schlimmer und aufstehen war ohne hilfe überhaupt nicht mehr möglich.
am sonntag bekam er zum ersten mal morphium nach bedarf genauso wie montag. er schlief viel und auch wenn wir da waren, waren unterhaltungen nur noch wenig möglich. ab dienstag bekam er dann schon dauerhaft morphium. reden konnte er gar nicht mehr aber wenn wir mit ihm gesprochen haben (wenn er denn mal wach war), dann hat er mit dem kopf genickt oder ihn geschüttelt. hat also in den wachen phasen auch alles mit bekommen. er hat viel geweint.
an diesem tag sagte die ärztin zu uns dass "es" nun jeden augenblick passieren könnte und dass er wohl bald sterben würde. es würde sich wohl in den nächsten 2-3 tagen entscheiden wie es weiter geht. das war ein riesiger schock für uns. wo war die zeit geblieben? hatte man sie uns gestohlen?? ist sie weg gelaufen? für uns brach in diesem moment unsere welt zusammen. so viel wir auch die tage zuvor schon geweint haben und wie sehr wir gelitten bzw getrauert haben weil es papa jeden tag schlechter ging und er immer mehr eingefallen war. wir haben jeden tag mit ihm gekämpft. standen an seiner seite und haben ihm unsere kraft mit gegeben. ich habe in meinem leben so etwas noch nie gefühl bzw durchlebt. am abend wenn ich nach hause kam war ich immer völlig erschöpft.
keiner von uns konnte es glauben und realisieren konnten wir es auch nicht so wirklich. am abend sind wir dann wie gewohnt nach hause gefahren und haben uns von papa verabschiedet.
mittwoch, 05.10.2011: ich rief morgens bei meiner mama und meiner schwester an und sagte ich möchte gerne eine stunde früher ins krankenhaus fahren heute. das war für alle oke.
anders als sonst packte ich am morgen meine bedezimmer sachen in meine tasche mit der ahnung dass ich heute abend nicht nach hause kommen würde. ich fuhr also mit der bahn nach Hamburg und traf mich dort wie gewohnt mit meiner mama und meiner schwester vor dem haupteingang am UKE. 2min fussweg zur station meines papas. als wir dann auf seine station kamen stieg mir dieser merkwürdige mentholgeruch in die nase und ich hatte schon ein komisches gefühl.
vor dem zimmer meines vaters angekommen hörten wir dass die ärztin gerade drin war und wir warteten draussen auf dem flur.
nach einiger zeit kam eine schwester auf uns zu uns fragte uns ob wir nicht vorne im aufenthaltsraum erst einmal platz nehmen möchten. wir lehnten dies aber ab. sie senkte die stimme und fragte uns ob wir noch nicht informiert worden sind?! wir beneinten diese frage. sie sagte uns dann dass sie papa gerade eben in ein einzelzimmer verlegt hätten weil er sich in der "finalen phase" befinden würde. uns stockte allen drei der atem. sie bat uns noch einmal vorne platz zu nehmen und dann würde "Olli" sein pfleger gleich zu uns kommen um mit uns zu sprechen und um dann zu papa zu gehen. wir warteten also noch etwa 5min bis olli kam der uns dann auch gleich mit zu papas zimmer nahm. wir gingen hinein und da kam dieser menthol geruch her. das ganze zimmer roch danach.
mama wollte papa als erstes hallo sagen und sagte dann auf einmal er ist so kalt.........da sagte sein pfleger dann ist er gerade eingeschlafen ich war grad noch bei ihm drin bevor ich zu ihnen gegangen bin. das heisst papa ist während er uns geholt hat eingeschlafen. ganz ruhig ohne schmerzen (sein morphium war nochmals erhöht worden).
ob er unsere stimmen noch gehört hat und dann einfach los gelassen hat oder was auch immer....er ist gegangen. wir haben dann in aller stille abschied von ihm genommen.
er sah sehr schlecht aus. nochmal schlechter wie schon am tag zuvor.
ich kann dieses gefühl nicht beschreiben. es ist eine leere in mir...es ist unbegreifbar. zu begreifen dass er wirklich nicht wieder kommt ist schwer. ich habe einach keine ahnung wie ich damit umgehehen soll. jeden morgen wünsche ich ihm einen guten morgen und jeden abend mit handkuss eine gute nacht. ich schaue viel zum himmel in der hoffnung dass es ihm gut geht da wo er jetzt ist.
er war so tapfer. 10 Monate hat er gekämpft gegen das was man nicht aufhalten konnte. er hat so viel von der zukunft gesprochen und dann ging es so schnell. so vieles konnte er nicht mehr machen was er sich gewünscht hat. das tut so unglaublich weh
er fehlt uns allen so sehr.....wir haben ihn auf seinem schlimmsten weg bis zum schluss begleitet und das hat uns alle so viel kraft gekostet aber es war so gut dass wir es getan haben und das er bis zum schluss wusste dass wir da sind.

*allways in my heart*
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