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Alt 11.10.2011, 11:07
undine undine ist offline
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Standard AW: Beste Freundin wird sterben, ich bin unsicher...

Liebe(r?) Ninimi,

ich möchte dir erst einmal "Hut ab" sagen, weil du dich diesem schwierigen Thema stellst und nach einem Weg suchst, damit umzugehen.

In meiner Kindheit, (habe eine lange Krankheitsgeschichte hinter mir, die allerdings nichts mit Krebs zu tun hat,) habe ich erlebt, wie sehr es weh tut,wenn Menschen sich abwenden, weil sie mit einem kranken Menschen nicht umgehen können.
Jetzt erlebe ich es bei meiner Ma. Meine Mutter ist ein herzensguter Mensch, die in ihrem Leben vielen, vielen Leuten emotional geholfen hat. Und es tut sehr weh jetzt zu sehen, dass selbst die besten Freunden sich fern halten, weil sie nicht damit umgehen können, dass sie wohl in naher Zukunft sterben wird. Das ist wirklich unglaublich schlimm für sie .

Deshalb möchte ich dir raten, deine Freundin nicht alleine zu lassen!

Ich kann nicht sagen, was ihr gut tun würde,weil ich sie nicht kenne, aber eines kann ich mit Gewissheit sagen: Sie braucht dich und wird glücklich sein, dass du einfach da bist und nicht "flüchtest".
Entscheidend ist nicht unbedingt, was du sagst, und sie wird vielleicht auch mal ungerecht sein, weil du in ihren Augen das Falsche sagst, aber das spielt keine Rolle.
Vielleicht wirst du öfters das Gefühl haben, nicht zu wissen, was du sagen sollt. Aber einzig wichtig ist, dass du da bist und dich der Situation stellt.

Mir ist bewusst, dass das viel verlangt ist. Ich vermute, du bist auch Anfang 20 und ich weiß nicht, ob ich das in dem Alter geschafft hätte. Ich merke jetzt im Rückblick, wie ich bei einer Freundin versagt habe, ihr beizustehen, als ihre Mutter an Lungenkrebs starb. Und es tut mir heute noch weh, dass ich so feige war.
Wenn du jedoch einfach für sie da bist - auch wenn du nur sagst: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich bin für dich da" - wird ihr das helfen.
Und du kannst sie auch fragen, was sie von dir erwartet, weil du sie unterstützen willst. Und selbst wenn sie wütend antworten würde: "mir kann niemand helfen", bleibe einfach bei ihr.

Das ist schwer, ich weiß, aber ich verspreche dir, du tust dir für dein Leben auch einen großen Gefallen damit.

So, viele Worte , hoffentlich habe ich nicht zu wirr geschrieben.

Alles Liebe für dich und deine Freundin,
Undine
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Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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