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Alt 22.05.2004, 13:27
Gast
 
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Standard Wie soll ich mich nur verhalten?

Hallo Eva,

ich konnte damals erst nicht akzeptieren, dass die Chemo abgebrochen wurde. Meine Mutter wurde nach Hause geschickt. Ich hätte sie gern noch zu anderen Ärzten gebracht, hätte andere Möglichkeiten ausprobieren wollen. Ich habe dann aber akzeptiert, dass meine Mutter nicht mehr kämpfen wollte, dass sie am ehsten spürt, was ihr Körper noch schaft und wofür die Kraft nicht mehr reicht.

Bei meiner Mutter war es so, dass sie erst nicht wollte, dass jemand den ganzen Tag bei ihr ist, sie wollte nicht "beobachtet" werden, wir sollten weiter Tagsüber zur Arbeit gehen. Sie war dann allein zu Hause. Dann hatte sie aber, nach ein paar Tagen, sehr schnell Angst allein und hat es uns leider nicht gesagt. Am Ende war rund um die Uhr jemand bei ihr.


"Ganz allein" sterben wird nicht möglich sein, da dein Vater wahrscheinlich auch pflegerische Hilfe brauchen wird. Ich habe aber inzwischen die Erfahrung gemacht, dass man sich den Zeitpunkt seines Todes durchaus aussuchen kann, wenn jemand in den einzigen fünf Minuten stirbt in denen niemand im Raum ist, dann weil er es so möchte. Menschen sterben so unterschiedlich wie sie leben.

Dein Vater macht Entwicklungen und Veränderungen durch, vielleicht ist er schon in ein paar Tagen froh wenn du da bist. Lass ihn immer wieder behutsam wissen, dass du da bist, wenn er es möchte.

Habt ihr denn Hilfe? Einen guten Hausarzt und einen niedergelassenen Onkologen, wegen der Schmerztherapie? In vielen Städten kann man dazu ein "Krebstelefon" befragen. Und bei der Arbeiterwohlfahrt kann man auch als Angehörige Gespräche führen. Es ist sehr wichtig solche Hilfen rechtzeitig in Anspruch zu nehmen. Ich weiß inzwischen so vieles von dem ich damals keine Ahnung hatte. Und mit Ärzten habe ich leider keine guten Erfahrungen gemacht.

Ich wünsche dir viel Kraft, ich weiß die wirst du haben, solange du must.

LG Tanja
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