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Alt 02.02.2012, 21:22
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Meine Schwester hat Gebärmutterkrebs

Liebe Kleine,

das ist eine ganz furchtbare Nachricht und ich hoffe ganz inständig, dass alles gut ausgeht für deine Schwester und die Krankheit rechtzeitig genug erkannt wurde. Eine Freundin meiner Mutter hatte Gebärmutterhalskrebs und das wurde diagnostiziert, weil sie trotz Gewichtsabnahme eine so geschwollenen Oberbauch hatte. Sie hatte bereits eine Metastase im Bauchraum, wurde operiert und alles wurde entfernt. Und sie hat es überlebt! Das ist jetzt wohl schon 15 Jahre her. Vielleicht kann dich das ein wenig trösten und sie ist geheilt und bis heute gibt es keinen Rückfall. Ich drücke euch ganz fest die Daumen, dass es bei deiner Schwester auch eine Heilungschance gibt!!! Sie ist ja so jung!
Da ihr beide ein so inniges Verhältnis habt, brachte sie es wahrscheinlich nicht übers Herz, mit dir selbst zu sprechen. Sie versucht jetzt sicherlich stark zu sein, zumal sie ja auch schon selbst Mama ist. Ich denke auch, dass du, so schwer es dir auch fällt, versuchen solltest, irgendwie einen "kühlen Kopf" zu bewahren. Ich weiß, dass das fast unmöglich ist, aber es ist wichtig, damit du ihr eine Stütze sein kannst und auch, damit du selbst nicht in ein großes dunkles Loch fällst. Wenn dein Partner dazu in der Lage ist, wäre es schön, wenn du mit ihm offen über deine Ängste und Sorgen sprechen könntest. Reden hilft oft und es hilft auch, wenn sich jemand alles anhört.
Du kannst dir auch hier im Forum alles von der Seele schreiben, was dich bewegt und wirst bestimmt immer jemanden finden, der bereit ist zuzuhören (oder vielmehr zu lesen) und dir eine Antwort zu senden. Letztlich sind wir alle in einer ähnlichen Situation: wir machen uns alle ganz schreckliche Sorgen um einen geliebten Menschen, der die Diagnose Krebs erhalten hat und wir alle haben unsere Erfahrungen gemacht und können voneinander lernen und uns gegenseitig stützen und Mut zusprechen. Da wir eben alle in dieser Situation sind, fühlen wir uns verbunden, wenngleich wir uns nicht kennen und wir verstehen alle sehr gut, wir der oder die andere sich fühlt. Vielleicht hast du auch eine liebe Freundin, der du dich anvertrauen kannst. Das würde mich sehr freuen! Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass viele "Außenstehende" sich nicht gern mit dem Thema Krebs auseinandersetzen und dir womöglich einreden wollen, "dass alles wieder gut wird..." Das ist wohl gemeint, hilft uns aber wenig, weil ich mich zum Beispiel nicht ernst genommen fühlte. Ich wusste eigentlich intuitiv von Beginn an, dass mein Vater keine reale Chance haben würde und nichts wieder gut werden würde.
Es gibt auch die Möglichkeit, dass du dich einer Selbsthilfegruppe für Angehörige anschließt (du musst mal schauen, ob in deiner Gegend eine existiert). Und wenn du seelisch sehr stark belastet bist und es allein nicht schaffst, gibt es die Möglichkeit, zu deinem Hausarzt /-ärztin zu gehen und um eine Überweisung zu bitten für psychotherapeutische Hilfe. Es gibt beispielsweise Psychoonkologen, die sich hauptberuflich um die seelischen Belange von Krebspatienten und auch Angehörigen kümmern. Ich habe diese Hilfe in Anspruch genommen, da mir nach der Diagnose meines Papas alles aus dem Ruder lief. Ich konnte nicht mehr schlafen, bin morgens um 3 Uhr aufgestanden und um 6.30 Uhr zur Arbeit gefahren und habe den Tag wie ein Zombie verbracht. Ich wurde dann auch unterschwellig aggressiv, kam nicht zr Ruhe und war völlig rastlos. Mir haben die Gespräche geholfen. Das war meine Art, mit dem Krebs zurecht zu kommen. Du musst für dich ausprobieren, was dir gut tut. Möchtest du reden, dann suche dir jemanden, dem du dich anvertrauen kannst. Wenn du dich anlehnen möchtest, dann wird dein Partner dir sicherlich seine Schulter anbieten. Und wenn es dir hilft, dich schriftlich zu äußern, dann bist du bei uns richtig.
Wofür auch immer du dich entscheidest, ich wünsche dir von Herzen, dass du einen Weg findest, der es dir ermöglicht, den Schock zu verkraften, damit du die Kraft findest, deine Schwester in dieser schweren Zeit zu begleiten.
Leider werdet ihr viel Zeit mit Warten verbringen müssen und Geduld aufbringen müssen. Wie gesagt, ich wünsche deiner Schwester, dass alles irgendwie gut verläuft und dir wünsche ich das auch! Wenn du magst, dann halte uns auf dem Laufenden! Vielleicht lesen noch mehr von uns deinen Thread, die eine ähnliche Erkrankung in ihrem Umfeld erlebt haben.
Alles Liebe,
Miriam
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