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Alt 06.02.2012, 08:19
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

Komisch, gestern hatten meine Mutter und ich beide das seltsam ungute Gefühl und wollten abends noch einmal in KH zu Papa fahren. Aber nachdem Mama sich bei der Palliativ-Schwester nach Paps erkundigt hatte und diese sagte, alles sei gut, sie würde sich um ihn kümmern und wir sollen heute wiederkommen, sind wir dann doch daheim geblieben.
Ich habe mit meiner Freundin telefoniert und sie hat die ganze Zeit am Telefon geweint. das ist schwierig, weil ich sie dann trösten muss, obwohl mir eigentlich selbst zum Heulen zumute ist. Gestern nachmittag, als ich allein im Wohnzimmer saß, habe ich mir alte Fotoalben angeschaut. da gibt es ein Bild, wo ich als Baby mit meinem Vater in der Badewanne sitze mit Quietscheente. Auf dem Foto strahle ich und mein VAter sieht so ernst in die Kamera. Als ich das betrachtete, musste ich auch weinen. Da kommen so viele Erinnerungen hoch und meistens sind es schöne Kindheitserinnerungen. Und da ich ja mit Helena allein bin und sie sehr, sehr viel Zeit mit meinen Eltern verbracht hat, haben wir jede Menge Erinnerungen. Gemeinsame Urlaube in Dänemark, Ausflüge an den Wochenenden, unser Urlaub in der Toscana... Da hatten sich meine Eltern damals einfach eingeklinkt und eigentlich wollte ich sie gar nicht dabei haben... Dann habe ich es mir anders überlegt, weil ich damals dachte, sie würden sich allein nicht mehr trauen und ich würde es eines TAges bereuen, wenn ich sie nicht mitnähme... Nun muss ich es Gott sei Dank nicht bereuen und es war eine wunderschöne Zeit! Heute treffen wir bei Papa noch einmal die Beraterin von Compass. Ich denke, sie wird uns auf den Gutachter von medicProof vorbereiten wollen. Da ist eigentlich nichts mehr, was wir falsch machen könnten und wenn der Gutachter nicht sieht, dass er einen Sterbenden vor sich hat, der jede Hilfe benötigt, die wir beantragt haben, dann tut er mir als Mensch nur leid. Dann werde ich trotzdem das Pflegebett heute in Auftrag geben und wenn ich dafür einen Kredit aufnehmen muss. Heute NAcht bin ich um 2:11 Uhr aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. Ich habe mich gefragt, was Papa jetzt wohl macht. Ob er gut schlafen kann. Was geht in seinem Kopf rum, hat er Angst vorm Sterben? Nachdem ich ihm so viel von den Schutzengeln erzählt habe und dass es nur ein Übergang ist. Dass er wahrscheinlich am Strand entlang zum Licht gehen wird...meinte er, dass er sich nun auch jeden TAg mit dem Tod auseinandersetzt, weil es ihm dann leichter fällt zu gehen. Aber leicht ist es wohl nie, denn man wird sich ja immer Sorgen machen um diejenigen, die man zurücklässt und wer geht schon "gern"? Momentan vergleiche ich seinen Zustand mit einer Kerze, die leider Gottes allzu schnell abbrennt. Da ist kaum mehr Kraft und Energie für das Hier. Und die Flamme zittert schon gewaltig. Ich freue mich darauf, ihn nachher zu sehen und einfach nur in seiner Nähe zu sein. Der Schmerztherapeut sagte uns gestern, dass es nun Zeit wird, Papa nach Haus zu holen. Ich werde heute mal fragen, ob es möglich ist, Papa liegend heim zu bringen. Gibt es solche Taxen oder transportiert das KH ihn? Wir können ihn so ja nicht ins Auto setzen...
Liebe Grüße
Miriam
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