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Alt 08.02.2012, 09:33
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs ist sicher, welcher genau nicht

Liebe Jasofe,

es tut mir unendlich leid, dass auch dein Vater an Lungenkrebs erkrankt ist! Und ich denke, dass wir alle sehr gut nachempfinden können, was du jetzt emotional durchmachst. Es ist immer ein Unterschied, ob man beruflich mit Krankheit zu tun hat oder ob es eine geliebte Person betrifft. Es ist vollkommen normal, dass du dich so müde und erschöpft fühlst und weinen musst, sobald es deine Eltern nicht sehen. Ich denke, dass es uns psychisch erschöpft, unsere Liebsten so leiden zu sehen und so krank zu wissen. Mir geht das genauso. Dazu kommt, dass ich sehr unruhig schlafe und dann tagsüber wie ein Zombie meine Arbeit verrichte... Aber es wird ein wenig besser, wenn du dich an die Krankheit "gewöhnt" hast und sie nicht mehr nur bekämpfst. Verstehst du, was ich meine? Auch mein Vater hat Lungenkrebs und mittlerweile sind mehrer Knochenmetas dazugekommen, die ihm arg zu schaffen machen. Ich wusste von Beginn an, also seit April 2011, dass er eigentlich gar keine Chance hat und habe irgendwann den Kampf aufgegeben, Nur den Kampf, niemals die Hoffnung! Ich habe versucht, den Krebs in unseren Alltag zu integrieren, habe nichts mehr geplant, jeden Tag einfach gelebt und genieße immer noch jede Minute, die ich mit meinem Vater verbringen kann. Leider befinden wir uns nun in den Endphase und das ist alles ganz schwierig. Wir sind ein gutes Team und mein Papa weiß, dass er gehen muss... Dennoch, es ist hart! Ich hoffe sehr, dass deinem Papa Schmerzen und Leid erspart bleiben. Dass er depressiv ist, wundert mich nicht! Ich wäre depressiv und aggressiv bei der Diagnose Lungenkrebs. Er braucht auch erst einmal Zeit, um all das zu realisieren, um sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen und um wieder ein wenig Mut zu fassen. Das Leben ist nicht automatisch vorbei, oder? So "einfach" ist es nicht. Ich wünsche dir noch ganz viele schöne Stunden mit deinem Papa!!! Versuche, im Moment zu leben und die Zeit mit ihm zu genießen, wenn es ihm gut geht, er lächeln kann und keine Schmerzen hat.
Johanniskraut beruhigt, oder? Ich habe am Anfang von meiner Hausärztin Globuli bekommen und sollte die kleppern. Hat mir aber nicht geholfen. Da habe ich um eine Überweisung zum Psychotherapeuten gebeten. Ich hatte mehrere sehr gute Gespräche mit einer Psychoonkologin, die mir wirklich geholfen haben. Aber es hilft auch, wenn man sein Herz einer guten Freundin ausschütten kann. Und mir hat es ungemein geholfen, hier zu schreiben, zu lesen und wieder zu schreiben. Da wir alle Angehörige sind, verstehen wir nur zu gut, was der oder die andere durchmacht. Und da musst du dich nicht groß erklären oder lang ausholen. Schreib dir einfach alles von der Seele, es tut gut und es ist schön, wenn wir uns gegenseitig trösten können.
Alles, alles Liebe für dich und vor allem für deinen Papa!!! Möge die Chemo gut anschlagen!

Miriam
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