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Alt 15.02.2012, 10:32
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit dem Sterben/Tod um?

Liebe Dany,

es ist auch schwer einen geliebten Menschen zu verlieren und ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten. Und ich denke, jeder von uns geht anders damit um. Wichtig ist, dass wir akzeptieren, dass dieser Mensch gehen muss und dass wir ihn loslassen. Und wir müssen ihm signalisieren, dass er gehen darf. Sonst machen wir ihm alles noch schwerer.
Es ist schön, wenn du viel Zeit mit deinem Stiefvater verbringst und ihn besuchst, denn das gibt ihm Kraft. Du musst auch gar nicht viel reden oder tun. Vielleicht hältst du einfach seine Hand.
Was macht dir so große Angst? Der Tod? Oder die Krankheit, die nicht heilbar ist oder beides? Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen...ich habe ein Buch von Elisabeth Kübler-Ross gelesen und das hat mir persönlich sehr geholfen. Es handelt vom Sterben und dem Tod, der ihr zufolge nur ein Übergang ist. Dein Stiefvater wird seinen Körper verlassen wie ein Schmetterling seinen Kokon verlässt. Und dann ist dein Papa wieder heil, ganz und hat keine Schmerzen mehr. Schutzengel oder geliebte Menschen, die ihm bereits vorausgegangen sind, werden ihn begleiten zu dem Licht, das nur Liebe ist. Und dort wird auch dein Papa Licht, denn dann benötigt er keinen Körper mehr. Für mich war es am tröstlichsten anzunehmen, dass Papa nicht allein sein wird. Da ist ein Schutzengel oder Lichtwesen an seiner Seite und es werden ihn geliebte Menschen begleiten auf seinem Weg und ihm helfen. Und ich werde ihn eines Tages wieder sehen, wenn auch ich gehen muss und meine Zeit gekommen ist. Dann wird er sicherlich bereits auf mich warten und hat mir einen Platz bei sich freigehalten. Wenn du es schaffst, den Tod so zu betrachten, dann nimmt es vielleicht ein wenig die Furcht.
Für mich ist der Tod auch ein klein wenig wie die Geburt. Mein Papa wird immer weniger, er wird ganz klein und hilfsbedürftig. Er mag nicht mehr sprechen und ist sehr nach innen gewandt. Und er wird sich wohl noch einmal aufbäumen, wenn er seinen Körper hier verlassen muss. Aber dann hat er es geschafft und ist ein für alle mal seine Schmerzen los. Ich stelle mir dann vor, dass er mit seinem Großvater gemeinsam am Strand entlang zum Licht finden wird und es wird ihm gut tun. Ich werde ihn schrecklich doll vermissen und ich kann mir auch jetzt im Moment nicht vorstellen,wie es ohne Papa sein wird. Ich stelle es mir auch nicht vor. Noch genieße ich die Momente, die uns bleiben.
Ich wünsche dir, dass du auch einen Weg findest, mit dem Sterben umzugehen. Sprich vielleicht auch mal mit dem Personal auf der Palliativstation deines VAters.Das sind Menschen, die viele Erfahrungen haben und die eine spezielle Ausbildung genossen haben. Sie können dir sicherlich auch sehr gute Tipps geben.
Alles Liebe für dich,
Miriam
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