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Alt 06.03.2012, 22:33
Chapxy Chapxy ist offline
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Standard AW: Brustkrebs mit Metas in der Leber und den Knochen

Hallo,
das Problem mit der Asche/Urne ist gelöst. Vielen Dank für eure Hilfe. Es geht alles man muss nur wissen wie.

Heute Mittag hat mir ein Freund seine Hilfe angeboten. Seine Frau hat für uns alles gekocht. Wir sind dann zum Essen dahin gefahren. Das war sehr erholsam. In Räumlichkeiten zu sein wo einen mal nichts an Sonja erinnert war sehr gut. Wir haben dort auch viel besprochen.

Wie soll es jetzt mit Sonja weitergehen? Sie bekommt Ihren Willen. Tim und ich wollen beide dass es genauso gemacht wird wie Sonja es sich gewünscht hat. Thomas mochte gerne eine richtig große Beerdigung mit allem drum und dran. Julia möchte ein Grab hier im Ort damit sie einen Platz hat an dem Sie ihrer Mutter ganz nah sein kann. Robin will die Urne aus Glas und behalten. Damit er Sonja anschauen kann wenn er mit Ihr spricht. Außerdem sagte Robin bekommt Mama dann ja alles mit und kann weiter bei uns sein auch wenn sie nicht mehr lebt. Er will Sonja auch nicht her geben.

Mir kommt das alles sehr Irreal vor. Am Sonntag habe ich noch mit Ihr gesprochen, haben wir noch gedacht alles wird gut. Gestern habe ich Sonja gehen lassen. Das kann doch gar nicht wahr sein, oder?

Nicht wundern wenn die Reinfolge hier etwas springt aber ich schreibe immer mal zwischendurch wenn mir danach ist und ich die Zeit habe.

Was die Urne angeht gefällt mir Robins Idee immer besser. Nicht unbedingt das die Urne aus Glas ist aber das wir Sonja mit nach Hause nehmen und sie dann hier bei uns ist und auch bleibt. In anderen Ländern ist es ja durchaus normal. Warum also nicht auch bei uns?

Oder will ich es einfach nicht wahrhaben? Und mich deshalb nicht von Ihr trennen? Mhm ich denke das Thema wird mich noch einige Zeit beschäftigen.

Robin hat die letzte Nacht wieder in unserem Bett verbracht. Und das war gut so! Dieses riesen Ding von einem Bett war mir schon richtig unheimlich so alleine. Aber mit meinem kleinen war es erträglich. Wir haben mitten in der Nacht ein Picknick im Bett gemacht. Robin hatte Hunger und konnte nicht schlafen. Ich auch nicht. Also gab es Toast mit Nutella nachts um 2:00 Uhr. Wir haben viel geredet und geweint. Es war sehr schön i-wie. Nur die Krümel… etwas unangenehm

Mein Bruder kommt. Benni ist am Donnerstag da. Er hat es mir schon früher angeboten aber erst jetzt habe ich das Gefühl das ich ihn hier brauche. Freue mich richtig. Was für ein sonderbares Gefühl. Er ist doch mein "kleiner" Bruder.

Der Bestatter war da. Ich denke wir werden dann doch eine Trauerfeier machen. Interessanterweise stellte sich gerade heraus das in Sonjas Sterbeurkunde als Religion Evangelisch steht. Sonja hat um Ihren ersten Mann zu Heiraten damals die Konfession gewechselt. Sie war von Haus aus evangelisch und ist dann Konvertiert. Da ich evangelisch bin und wir auch Robin als evangelisch eingetragen haben gefällt uns das allen im mom sehr gut. Außerdem ist der Evangelische Pfarrer sehr offen auch für ungewöhnliche Wünsche ist. Und Sonja war alles nur nicht gewöhnlich.

Bin mal gespannt. Julia möchte gerne Sonjas Lieblingsmusik spielen lassen. Sie sucht gerade CD´s und stellt mal was zusammen. Als Einzugslied will Julia das Sonja´s und mein Lied gespielt wird. Da bin ich schon fertig bevor wir angefangen haben. Ich denke das Thomas und Tim auch noch eigene Wünsche für die Feier haben werden. Das wird bestimmt schrecklich schön. *schluck*

Heute klingelt dauernd das Telefon. So viele Menschen, Freunde, Bekannte wollen uns Trost spenden. Ich freue mich wirklich über jeden der sich meldet aber jedes mal wenn das Telefon klingelt fragt Robin mich ob es die Mama ist. Ich habe das Telefon jetzt ausgemacht und mit Robin nochmal gesprochen. Ich denke es wird noch Zeit brauchen bis er es wirklich versteht. Ich habe es ja selbst noch nicht kapiert. Robin möchte ein Telefon bauen mit dem er in den Himmel telefonieren kann. Finde die Idee super. Hätte da auch noch einige Tausend Dinge zu besprechen.

Ich werde hier erst mal weiter schreiben. Fühle mich einfach noch als Angehöriger und nicht als Hinterbliebener. Außerdem hilft es mir. Ich werde hier alles los was mir auf der Seele liegt ohne direkt auf i-was Reagieren zu müssen. Und eventuell bringt es jemand anderen etwas der vielleicht in einer ähnlichen Lage ist. Hoffe das ist für euch Ok?

Ich weiß nicht wie andere Menschen in einer solchen Situation reagieren. Habe heute aber eine erstaunliche Erfahrung gemacht. Ich hatte heute Nachmittag einen Tiefpunkt. Ich dachte jetzt geht nichts mehr. Jetzt bin ich am Anschlag. Alle kommen zu mir. Zu wem soll ich denn? Es war wirklich kein schönes Gefühl. Und dann? Tja dann kam Robin. Er brauchte mich. Und ich bemerkte das da doch noch was geht. I-wie ist das schon komisch. Ich weiß nicht wie viele Tiefpunkte wir hier jetzt schon hinter uns haben oder wie viele da noch kommen aber es ist i-wo immer noch etwas Kraft da. Von Sonja? Ich würde das gerne Glauben.

Am 17.01.2012 bekamen wir die Diagnose. Am 19.01.2012 feierten wir Sonjas 50 Geburtstag. Am 24.01.2012 haben wir das erste mal über die Möglichkeit gesprochen das es schief geht. Ich hatte Ihr einen Heiratsantrag gemacht. Wir wollten wenn wir wissen das es zu Ende geht Heiraten. Da die Erkrankung Brustkrebs laut den Ärzten ja gut zu behandeln ist und schon fast in den Bereich der Chronischen Erkrankungen fällt rechneten wir mit 10 – 20 Jahren. Da es jetzt so schnell ging hatten wir keine Chance es noch umzusetzen. Trotzdem betrachte ich Sonja nach 14 gemeinsamen Jahren als meine Frau.

Und die großen Kinder sind mir genauso wichtig wie Robin. Schon verrückt. Ich habe in meiner Jugend (naja bis 21) immer gesagt dass ich niemals Kinder will. Dann traf ich Sonja. Sie hatte schon vier. Robin kam dazu. Und jetzt ist Sonja tot. Und ich bin so froh und dankbar für alle diese Kinder. Ich glaube ohne Sie würde der Schmerz mich schaffen. Aber mit Ihnen gemeinsam habe ich das Gefühl das sich der Schmerz etwas verteilt. Ich bin nicht alleine. Gott sei Dank. Wir fangen uns gegenseitig auf.

Im mom geht es mir relativ gut. Deshalb jetzt mal zu euch hier: Vielen Dank an euch alle. Jeder einzelne der mir hier geantwortet hat, mir eine PN schrieb oder einfach seine Kraft an uns weitergegeben hat, hat geholfen und hilft noch immer. Am Anfang hat Sonja hier mitgeschrieben deshalb danke ich euch auch in ihrem Namen. Vielen vielen Dank.

Ich denke das ich auch weiterhin ab und an Berichten werde. Und das wohl solange bis wir es geschaft haben einen Abschluss zu finden. Der Ballast den ich hier abladen kann sorgt auch dafür das ich anderer Stelle mehr Kraft für andere Dinge habe. Dafür bin ich sehr Dankbar. Es hilft mir.

Gruß
Henner
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