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Alt 28.03.2012, 07:37
Jasofe Jasofe ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs ist sicher, welcher genau nicht

25.03.2012:
Was kann ich alles tun, damit ich meinem Papa helfen kann. Er hat Lungenkrebs im 4. Stadium. Leider auch Metastasen im Gehirn, so dass sich bereits die ersten Symptome zeigten wie Doppelbilder, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel. Es ist sehr Gangunsicher und auch schon mal hingefallen. Er wohnt im 2. Stock ohne Fahrstuhl. Treppensteigen wird wohl nicht mehr gehen. Genau weiß ich es nicht, er ist gerade im Krankenhause.
Ich habe im Krankenhaus schon einmal Bescheid gegeben, dass die sich um eine Pflegestufe kümmern sollen, wollen die auch, aber eine Antwort steht noch aus.
Meinem Papa geht es auch psychisch extrem schlecht. Ständig redet er davon, dass er "nicht weiß, was er tut", wenn das und das eintritt. Selber fahre ich nach Hause und kümmere mich um meine Familie, habe in gewisser Form noch Ablenkung. Meine Mutter ist so verzweifelt und kann damit gar nicht umgehen. Wer kann das auch schon?

26.03.2012 MRT, der Kopf und die WS untersucht wurde.
Wieder zurück auf Station wartete schon der Oberarzt mit den gefaxten Befunden. Die Metastase im Kopf hat sich verändert. Es besteht die Gefahr, das der Hirndruck steigt und noch etwas, was ich nicht verstanden habe. Daher sofortige Überweisung in die Chirurgie. Zu allem Überfluss ist Papa noch gestürzt, so dass er sich irgendetwas an den Rippen getan hat. Der Oberarzt im Vinzenz wollte ihm vorsichtshalber kein Schmerzmittel geben, damit die Neurologen sofort eindeutige Befunde haben. In der Neurochirgurgie waren wir ca um 19.30. Ich habe sofort wegen der Schmerzen Bescheid gesagt, nichts passierte. Insgesamt habe ich 4 verschiedene Schwestern und Pfleger angesprochen bis endlich um 22.30 Uhr der Arzt kam. Dieser war .........kann ich nicht sagen, ich fand ihn arrogant und blöd. Aber vielleicht ist mein Bild auch etwas getrübt.

Auch er gab erstmal kein Schmerzmittel, sondern fragte Papa allmögliche Dinge. Für Papa war es äußerst schwierig zu antworten, denn er hatte Schmerzen, Atemnot, war unendlich müde und konnte sich nicht konzentrieren. Irgendwann sagte dann der Arzt, dass die nächsten Tage erst entschieden werde, ob eventuell die Metastase herausgenommen wird. Da es aber noch eine kleinere gibt, sind sie sich nicht sicher. Schmerzmittel kann er kein starkes geben, da Papa sonst sediert wäre und man nicht mehr feststellen kann , wenn der Gehirndruck steigt und noch irgendso etwas passiert. Auch das habe ich schon wieder vergessen. Zuviel Aufregung.

Nachdem der Arzt weg war, kam immer noch kein Schmerzmittel. Somit musste ich mich nochmals auf die Suche nach dem Pfleger machen, der mir dann aber sofort Novalgin gab. Ich hoffe und bete zum lieben Gott, dass Papa schlafen konnte.

27.03.2012: Heute hatte ich ein Gespräch mit dem leitenden Oberarzt. Er ist eine Seele von Mensch und er hatte enorm viel Zeit.

Wir reden jetzt von Wochen, das steht fest. Da es kein Kleinzeller ist, kann man die Metastase entfernen. Leider liegt sie im Kleinhirn an einem Punkt, wo viele wichtige Funktionen zusammenlaufen. Ob man die Metastase komplett entfernen kann, ist fraglich. Aber man kann den Druck nehmen, evtl. verschwinden die Doppelbilder und auch die Kopfschmerzen. Natürlich wird intensivmedizinische Betreuung mit evtl. Beatmung folgen. Der Erfolg wäre seinen Zustand so wie jetzt zu erhalten. Der Krebs in seiner Lunge wird größer und größer. Dem wird aber im Moment relativ wenig Beachtung geschenkt. Als Schmerzmittel gegen die RIPPENBRÜCHE (es sind mehrere) gibt es Tramal und Novalgin. Hilft aber nicht besonders. Er kann den Schleim nicht Abhusten. Meine Mutter und meine Schwester wurden das erste Mal mit diesen Geräuschen konfrontiert und sind geschockt. Ich kenne das aus der Praxis, aber beim eigenen Vater sieht das ganz anders aus.

Zweite Möglichkeit , die der Oberarzt aufzeigte, war das Hospiz. Ich erklärte ihm, dass ich mich bereits mit diesem in Verbindung gesetzt hatte, bereits Infos auch über ambulante Tätigkeiten wusste und an wen man sich wenden muss, wenn es direkt über die Klinik laufen sollte.

Bis morgen sollten wir uns oder besser mein Vater entschieden haben, was nun geschehen soll.

Mein Vater will die Operation. Ich habe ihn alles Für und Wider erklärt, allerdings nicht so schonungslos wie der Arzt. Dieser hatte mir Tipps gegeben, wie ich das regeln konnte. Für mich stand fest, dass ich komplett hinter der Entscheidung von Papa stehe. Meiner Schwester und meiner Mutter geht es ebenso. Die komplette Wahrheit habe ich nach der Klinik meiner Mutter erzählt. Ich konnte und wollte auch nichts mehr schönreden. Wir müssen doch ehrlich zueinander sein. Das war sehr sehr schwierig.

Heute ist die Visite, wo der Arzt gerne wollte , dass ich dabei bin.

Letztendlich weiß ich, das mein Papa sterben wird, bald sterben wird.

Sein Wunsch war schmerzfrei zu sterben, wie auch immer. Ich hoffe, dass er für sich die richtige Entscheidung getroffen hat und auch wenn es schnell gehen sollte, er einfach immer das Gefühl hat - so war es richtig.

Scheixxe , ich heule schon wieder...
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Nachdem er viel von der Welt gesehen hat, erkundet er nun sein letztes Reiseziel - die Ewigkeit.
(mein Papa : gestorben am 31.3.2012 und ich hielt seine Hand)
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