Einzelnen Beitrag anzeigen
  #13  
Alt 07.04.2012, 23:15
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.04.2004
Ort: auf der ganzen Welt, z.Z. Basel, Schweiz
Beiträge: 916
Standard AW: HILFEE !!! Bin neu hier !!! Thema "Pancoast-Tumor" !!! Bitte helft mir !!!

Liebe Chris

Ich bin leider nicht so regelmässig hier drin... Ich habe im Moment auch sehr viel zu tun.

ABER nichtsdestotrotz versuche ich dir ein paar Antworten zu geben.

1. die Angaben von dir

Diagnose: Bronchialkarzinom OL rechts ( Pancoast)
= Der Tumor sitzt im "Oberen Lappen (= OL)" der rechten Lunge.

Zytologie NN li: NSCLC-NOS Zyt.

So wie es aussieht konnten sie nur von einem Lymphknoten Tumorzellen für die Biopsie entnehmen. was aber an der Diagnose nichts ändert. Das passiert beim Pancoast oft, das man nicht an den Tumor heran kommt, da er ja hinter dem Schlüsselbein und Schulterblatt steckt und durch Knochen hindurch ist das halt nicht so einfach.

Tumorstadium: cT2a N0 M1b NN bds. !!!!

T = Tumor Stadium II a und nach der neuen TNM Einstufung wird ein Pancoast nicht mehr als Stadium IIIa oder IV wie beim Willy eingestuft, sondern als IIa - dies vor allem weil heute häufiger operiert wird als vor 10 Jahren wo nur im äusseresten Notfall operiert wird.

N = Nodes = Lymphknoten.
0 = keine Lymphknoten sind befallen.

Chemo: 1. Zyklus mit Carboplatin ( Calvert AUCS i.v. Tag 1
und Gemcitabin ( 1000mg/m2 i.v. Tag 1,8 ) alle 21 Tage

dies ist die Chemo Zusammenstellung.

Es ist in der Tat so, dass es eine gewisse Zeit bruacht bis man weiss ob die Chemo anschlägt, Wir alle sind hierzu einfach viel zu ungeduldig, was aber verständlich ist.


SCHMERZTHERAPIE

Die Schmerztherapie ist bei diesem Tumortyp nicht einfach einzustellen. Der Grund dafür ist, dass es nicht Muskel- oder Lungenschmerzen sind die es gilt zu behandeln, sondern neurologische Schmerzen udn die sind im generellen nicht einfach in den Griff zu bekommen. Die Lungen selber haben kein Schmerzempfinden. Schmerzen entstehen erst wenn der Tumor andere Teile im Brustkorb angreift z.B. Brustfell, Rippen etc.

PANCOAST TUMOR bedingte SCHMERZEN

Diese Schmerzen sind meistens aufgrund der Betieligung von Nerven ausgelöst. Der Tumor wird ja "Ausbrecher" Tumor genannt, weil er sehr rasch ausserhalb der Lunge oben an der Lungenspitze hinter dem Schlüsselbein und vor dem Schulterblatt wächst. Hier gibt es sehr viele Nervengelfehcte vor allem den sogenannte Plexus brachialis. Dieses Nervengeflecht versorgt die Arme und kommt direkt von den Nervenwurzeln vom Rückenmark. Die Nervenwurzeln verlaufen auf der Seite der Wirbelkörper hindurch. In den Lendnewirbel ist der Klassiker "der Hexenschuss, da es die Nervenwurzeln betrifft die für die Nervenversorgung der Beine zuständig sind.

Schmerzmittelmässig muss eine Kombination benutzt werden, einerseit Morphium, aber vor allem auch Medikamente die auf die Nerven wirken wie Neurontin.

Neurontin wie auch Morphium muss stets eingeschlichen werdne, d.h. mit niedriger Dosis anfangen udn die Dosis steigern. Beim Absetzen muss genauso vorgegangen werden nur den anderen Weg rum, langsam reduzieren.... über Wochen oder gar Monate hinweg (je nach dem wie lange es eingesetzt wurde). Zusätzlich wird entzündungshemmend Brufen oder dergleichen gegeben. Oft braucht es recht hohe Dosen, und ein Autofahren ist in dieser Zeit nicht zu empfehlen, da sie müde machen. Novalgin wirkt leider ungenügend.

Für Schmerzspitzen, die es immer wieder mal gibt, wird Morphium in Tropfenform gegeben, weil unter der Chemo- u.o. Bestrahlungstherapie der Tumor zuerst einmal anschwillt und somit erst recht auf die Nerven drückt. Morphium in Tabletten haben stets eine Retardwirkung d.h. es wird kontinuierlich Morphium verteilt auf meistens 12 Stunden am Tag abgegeben. Dies führt nicht zu eine Flash oder auch nur sleten zur Abhängigkeit. Morphiumtropfen hingegen wirken innert wenigen Minuten und werden oft als Flash (wie beim Konsum von Drogen) empfunden - Willy sagt immer er sehe dann rosa Elefanten! Die meisten fühlen sich dann am wohlsten wenn sie im Bett sind. Wenn nur Tropfen gegeben werden ist eine Abhängigkeit nicht ausgeschlossen. Wobei man auch vor einer eventuellen Abhängigkeit nicht Angst haben muss, denn hier handelt es sich um eine sehr schwere Erkrankung mit extrem starken Schmerzen die es gilt zu reduzieren.

Zu empfehlen ist mit Schmerzmittel grosszügig umzugehen, vor allem bis es eingestellt ist um dann zu reduzieren bis man die Erhaltungsdosis hat. Die Grundregel gilt - es sollte nur sehr selten zu Schmerzpeaks/-spitzen kommen), solange man noch Schmerzspitzen aht, ist man schlecht eingestellt.

SCHMERZTAGEBUCH

Zitat "Schmerztagebuch von einer Skala 1 ( kaum Schm. ) bis 10 ( starke Schm. ), oftmals kreuzt sie schon 8 an !!!"

In der Schmerzskala sollten wenn möglich keine Markierung im Bereich von mehr als 4 sein! Dann wäre sie gut eingestellt.

CORTISON

Wird aus zwei Gründen gegeben:

1. Es reduziert etwaige Übelkeit.

2. die Behandlung (Chemo/Bestrahlung) der Tumore löst lokal einen Entzündungsprozess aus, um diese Entzündungen zu reduzieren wird Kortison eingesetzt. Es hilft auch durch die Behandlung auftretende Schwellungen zu reduzieren. Dies wiederum reduziert den Druck auf das ganze Nervengebiet dort.

Grosshadern ist ein gutes Zentrum.

Ich hoffe dir mit diesen Angaben gedient zu haben. Sonst melde dich noch einmal okay.

Ganz liebe Grüsse und schöne Ostern

Liz und Willy im Doppelpäggli
__________________
***

Willy 54 J. LK Pancoast Tumor Adeno. ES 8/02 ED 11/02, Radio-Chemo, Op. 2/03 seither Teilgelähmt, O2-abhängig
Liz MS im Rolli. Gebärm.ca. 8/05
Mami 10.4.1934 - 7.9.2009
inoper. Hirntumor 10/07, Blasenkrebs 1/09
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...ad.php?t=28736
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...ad.php?t=28785

Unsere Welt:
http://www.fotocommunity.de/pc/accou...9405/profile/1

GEMEINSAM SIND WIR STARK - seit 30 Jahren das DOPPELPÄGGLI!
Mit Zitat antworten