Thema: Wippel Op
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Alt 15.04.2012, 19:51
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Sonnenblume65 Sonnenblume65 ist offline
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Standard AW: Wippel Op

Hey Ute,

ich (46) habe meine Whipple-OP im Sept.09 gehabt in Bochum bei Prof. Uhl.

Ein paar Wochen vorher hatte ich einen Check-Up bei meinem Hausarzt machen lassen und der hatte dann beim Ultraschall "etwas am Kopf der Bsd. entdeckt, was dort nicht hingehört".
Für ihn stellte es sich dar wie eine Zyste....

Dann habe ich eine CT machen lassen und der Radiologe sprach anschließend von einer Raumforderung im Pankreaskopfbereich, die genauer abgeklärt werden müsse.

Ich hatte dann das große Glück, dass mein HA daraufhin sofort entschieden hat, mich an das Pankreaszentrum nach Bochum zu überweisen, weil "...das ist nicht mein Fachgebiet und gehört in die kompetenten Hände der Kollegen dort..".

Dort hatte ich ein längeres Gespräch mit einem der Oberärzte, der auch noch mal per Utraschall auf meine Bsd. geschaut hat und sich die CT-Aufnahmen angesehen hat.
Er vermutete, dass es sich um ein muzinöses Zystadenom handeln könnte (wohl auch noch gutartig), weil der Tumor zystische Strukturen aufwies.
Für ihn war dann auch schon so gut wie klar, dass dieser operativ entfernt werden muss und dann kam der "Whipple" ins Gespräch.
Nachdem er mir sehr ausführlich und mit Handzeichnungen erklärt hatte, worum es sich bei dieser OP handelt, ist mir einfach nur Angst und Bang geworden...alles in mir hat sich total dagegen gesträubt!

Ich bin ein paar Tage später stationär aufgenommen worden und es folgten zur noch genaueren Diagnostik ein 4-stünd. Blutzuckertest, ein Glukosetest, eine Magenspiegelung, eine Spiegelung der Bsd., ein MRCP und meine Lunge wurde geröngt.
Dann stand fest: es scheint wirklich ein muzinöses Zystadenom zu sein und es wird dringend zur OP geraten......

14 Tage Zeit habe ich mir dann genommen, um mir klar darüber zu werden, welche Auswirkungen und Folgen dieser schwere Eingriff haben wird...ICH, die bis dahin körperlich in Bestform war, gesund lebte, mehrmals die Woche laufen ging, mitten im Berufsleben stand, einige Monate zuvor einen Mann kennengelernt hatte und gerade die ersten zarten Liebesgefühle erlebte...ICH fühlte mich doch alles andere als krank...

Am 10.Sept.09 war es dann soweit. Um 7 Uhr bin ich in den OP-Bereich gebracht worden und man hat mir den Periduralkatheter für die Schmerzmedikation nach der OP gesetzt. War nicht angenehm, aber später war ich sehr froh darüber, über diesen Katheter mit opioidhaltigen Schmerzmitteln versorgt zu werden.
Danach habe ich dann eine Spritze in den Zugang in der Armbeuge bekommen und dann war ich im "Land der Träume"...
Man hatte mir erklärt, dass die Vorbereitungen für diese OP ca. eine Std. dauern würden und das der OP1 den ganzen Tag für mich reserviert wäre, weil man vorher nie genau sagen könne, was und in welchem Umfang letztendlich entfernt wird und welche Komplikationen eventuell auftreten könnten.

OK...ICH hatte ja Zeit

Um 14 Uhr bin ich nach erfolgreicher OP auf die Intensivstation verbracht worden...voll verkabelt, mit Magensonde nasal, großem Zugang in der Halsschlagader, Zugang in der Hauptschlagader am Arm zum "Echtzeitblutdruck messen", besagtem Zugang zwischen den Brustwirbeln, Blasenkatheter, zwei Wunddrainageschläuche etc. pp.

Das mag für meine Angehörigen schlimm ausgesehen haben, aber glaub mir, es war aushaltbar und ich war sooooo froh, es hinter mir zu haben.
Am nächsten Morgen habe ich dann erfahren, dass man pylorus(Magenpförtner-)erhaltend operieren konnte.
Entfernt wurde der Bsd-Kopf inkl. Tumor, der kompl. Zwölffingerdarm, der Blinddarm, die Gallenblase hatte ich schon in '03 hergegeben, aber der Gallengang wurde verkürzt, 33 regionale Lymphknoten entfernt und zum Schluß wurden Dünndarmschlingen an Magenausgang, Bsd-Gang und Gallengang neu angeschlossen, damit die Abflüsse wieder hergestellt sind.

Ich bin dann umgezogen auf die normale chirurgische Station und es begann ein ganz leichter Kostaufbau und ab dem zweiten Tag dort bin ich auch schon zum waschen aufgestanden, mit Hilfe natürlich, aber immerhin......
Mit jedem Zugang, der so nach und nach entfernt wurde, habe ich mich freier gefühlt und als ich soweit war, dass ich auch alleine aus dem Zimmer konnte, habe ich jeden Tag auf dem Flur meine Runden gedreht, mit ganz vielen Verschnaufpausen, aber mein Ziel war, so schnell wie möglich wieder "die Alte" zu sein....

"Die Alte" bin ich nie wieder geworden.
Durch diese OP hat sich einiges in meinem Leben geändert. Dazu kam dann auch noch der endgültige histologische Befund: nein, es war kein gutartiges, muzinöses Zystadenom wie vermutet, es war ein neuroendokrines Karzinom, welches zystische Strukturen im Kern hatte...ein Karzinom, welches ich aufgrund des niedrigen Proliferationsindexes von 1% wohl auch schon längere Zeit in mir hatte...

Inzwischen bin ich wieder Vollzeit im Job, bin sportlich so gut ich kann, ernähre mich entsprechend, habe mich sehr viel mit meiner Erkrankung und der Diagnose auseinandersetzen müssen.
Es gab viele Talfahrten aber auch immer öfter Bergausflüge. Mittlerweile habe ich mich, denke ich, ganz gut mit mir arrangiert.
Ich bin regelmässig bei meinem HA zur Kontrolle und alle 6 Monate zu den größeren Untersuchungen stationär in Bochum....

.......und in zwei Wochen werde ich heiraten...diesen Mann, der das alles von Anfang an so toll mit mir getragen hat


Liebe Ute,
so viel habe ich eigentlich gar nicht schreiben wollen, aber vielleicht macht es Euch und besonders Deinem Mann, ein wenig Mut.

Es ist eine große OP, aber es ist auch eine reelle Chance auf Heilung, die viele andere Betroffene leider gar nicht haben...

Alles, alles Gute und viele liebe Grüße,
Sonnenblume
__________________
Leben allein genügt nicht, sagte der Schmetterling,
Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man
auch haben..........Hans Christian Andersen


Neuroendokrines Pankreaskopfkarzinom - Whipple-OP (ppdp) 10. Sept. 2009 (G1, pT2, pN0, M0, L0, V0)

Geändert von Sonnenblume65 (15.04.2012 um 20:18 Uhr)
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