Einzelnen Beitrag anzeigen
  #43  
Alt 25.04.2012, 08:54
sjarissa sjarissa ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.06.2011
Ort: in der Peripherie von Antwerpen/Belgien
Beiträge: 130
Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Ihr lieben Beiden,

ich kann eure Verzweiflung so gut verstehen... zuviele Nackenschläge in dieser kurzen Zeit, die Hoffnung die gerade keimt wird immer wieder zerstört durch neue Hiobsbotschaften...der Verstand weiß es, aber das Herz, das Herz kann es nicht begreifen...

Niemand darf gegen seinen Willen weitertherapiert werden.

Meine Erfahrung ist, das Ärzte, die nicht direkt von Betroffenen und/oder Angehörigen auf eine Überlegung die Therapie evt. nicht fortsetzen zu wollen angesprochen werden, gnadenlos in ihrem Behandlungsschema weitermachen.

Zu sehen, das der über alles geliebte Mensch so leiden muß ist wohl der größte Schmerz.

Vielleicht hilft dir meine Entscheidung in ähnlicher Situation:
Nachdem bei meinem Mann durch die Bestrahlung die Ödembildung um die Hirnmetas größer und grôßer wurden, die Kopfschmerzen mit Morphin und Cortison nicht mehr zu kontrollieren waren, es zu Einblutungen in die Metas kam, mein Mann epileptische Anfälle bekam, da habe ich meinen Wunsch diesen wundervollen Menschen nicht abgeben zu wollen beiseite geschoben und dafür gekämpft das sich das, was Guido sich gewünscht hatte, erfüllen konnte: wenn nichts mehr hilft, dann möchte ich zuhause in der gewohnten Umgebung friedlich, achtsam und ruhig hinübergleiten dürfen.
Aus den prophezeiten wenigen Tagen sind 5 Wochen geworden. Durch einen sehr kompetenten Pflegedienst, einer engagierten Hausärztin, einem zu jeder Zeit erreichbarem ambulanten Palliativteam ist es uns gelungen die Lebensqualität bis zum letzten Tag hoch zu halten.

Die Entscheidung zu treffen was nun weiter geschehen soll ist unglaublich schwer und diese kann euch niemand abnehmen. Versucht so zu entscheiden das dein Mann / Vater das großtmögliche an Lebensqualität behalten darf und wenn das Unvermeidliche geschieht würdevoll Abschied nehmen darf.

Genießt auch in diesen schweren Stunden voneinander, die verbleibende Zeit ist sehr kostbar.

Viel Kraft.

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
Mit Zitat antworten