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Alt 18.05.2012, 08:56
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mama, nun bin ich erwachsen irgendwie

Liebe Cheyenne,

es tut mir sehr leid, dass du dich so früh von deiner Mama verabschieden musstest. Diese Krankheit ist wirklich verheerend und euch blieb nicht sehr viel Zeit mit deiner Mama. Doch ich habe den Eindruck, dass ihr diese gemeinsame Zeit genutzt habt und du hast deine Mutter begleitet und warst bis zum Ende bei ihr. Das ist sehr schön und ein Geschenk. Nicht jeder kann das "ertragen" und da hast du sehr viel für deine Mama getan, wenn es dir auch wenig vorkommen mag.
Dass du dich jetzt verlassen und einsam fühlst kann ich sehr gut nachempfinden. Eine Mutter ist nun einmal ein Fels in der Brandung und trotzt den Stürmen des Lebens und wenn sie nicht mehr da ist, dann fühlt es sich so leer und verlassen an. Mir geht das ähnlich mit meinem Papa... Es gibt auch nichts und niemanden, der dir deine Mama ersetzen könnte. Es gibt ein sehr empfehlenswertes Buch "Meine Trauer wird dich finden", das sich mit der Trauer um einen geliebten Menschen beschäftigt und aufzeigt, wie man es schafft, seine Beziehung zu dem verstorbenen geliebten Menschen zu ändern. Du kannst weiterhin mit deiner Mama sprechen, wenn dir danach zumute ist, sie an deinem Leben teilhaben lassen, ihr einen Platz in dir einräumen. Mir persönlich hat das Buch sehr geholfen...
Dass du derzeit das Gefühl hast, du würdest nur funktionieren... Ja, das kenne ich auch. Ganz schlimm war der erste Arbeitstag, der mir so komplett sinnentleert erschien. Ich hatte den Eindruck, ich würde mit Gewalt ins Leben zurückgeschleudert und es gefiel mir nicht. Mit der Zeit habe ich mich wieder daran gewöhnt, aber mein Vater fehlt überall. Dennoch schaffe ich es jeden Tag wieder und ich spüre, er ist hier. Auch wenn ich ihn nicht sehen, ihn nicht berühren kann, dann weiß ich doch, er hat uns nicht verlassen, er ist nur vorausgegangen.
Bei dir ist es ja auch noch ganz frisch... Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um deine Mama zu betrauern. Du wirst bestimmt einen Weg finden, auch wenn es dauern sollte. Alles ist richtig, was dir dein Bauchgefühl sagt.
Hinsichtlich deiner Schwester: unglaublich und für mich in keinster Weise nachzuvollziehen. Da mag ich gar nichts zu sagen, es macht mich nur sprachlos und wütend...
Dir wünsche ich alles Liebe und viel Kraft für deinen weiteren Weg, lass dich nicht beirren
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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