Liebe Katha,
ja, das ist wirklich alles so irreal... Und irgendwie meint man als Kind immer, die Eltern seien unsterblich, oder? Mein Vater war mein Fels in der Brandung, ich bin auch als Erwachsene mit allen möglichen Dingen zu ihm gelaufen und habe da Halt, Schutz, Hilfe und Geborgenheit gefunden. Während seiner Krankheit habe ich versucht, ihm wenigstens etwas von all dem, was er mir gab, zurück zu geben. Oft kann ich auch gar nicht glauben, dass er einfach weg ist. Es gibt ihn hier nicht mehr und weißt du, was ich besonders schrecklich fand?! Dass überall sein Name ausgetilgt wurde... In der Verwaltung, bei der Bank, einfach überall. Das mag jetzt für andere banal klingen, aber es hat mich wahnsinnig gemacht. Und irgendwie habe ich mir da geschworen, dass ich dafür sorgen werde, dass er nicht vergessen wird solange ich lebe... Mich zieht es nicht zum Friedhof hin, denn an seinem Grab finde ich ihn nicht. Ich finde ihn am Meer, unter Bäumen, in seinem Garten und wenn mir danach ist, dann spreche ich mit ihm. Auch laut, wenn ich allein bin und eigentlich ist es mir egal, ob andere das mitbekommen. Sollen sie doch denken, was sie wollen...(tun sie ohnehin;-)) Oft frage ich mich, wie mein Vater dies und jenes gefunden hätte oder ich erzähle anderen, was er jetzt in dieser Situation gesagt hätte. So lebt er irgendwie doch weiter... Aber ich kenne auch diesen inständigen Wunsch, nocheinmal die Stimme zu hören, noch ein einzihes Mal in diese Augen schauen zu können oder ihn zu umarmen. Das können wir nun nur in Gedanken tun... Und dennoch: ich bin froh und dankbar, dass ich meinen Papa überhaupt hatte und für jeden Augenblick, den wir gemeinsam verbringen durften.
Alles Liebe
Miriam