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Alt 20.06.2012, 10:32
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Mama Hat Lungenkrebs

Liebe Sonja,

ich kann gut nachempfinden, wie verzweifelt du seit Februar bist! Es ist einfach nur ein Alptraum, den man da durchlebt und eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Und es ist schlimm, wenn dir gesagt wird, dass du womöglich noch dieses Jahr deine Mama wirst beerdigen müssen, während du insgeheim immer auf ein Wunder hoffst... Es tut mir so leid!

Ich denke, wir alle hier haben ähnliches durchlebt und empfunden. Dass deine Mama derzeit keine Lust mehr hat, auch das kann ich verstehen. Ansatzweise versuche ich immer, mich in einen so unheilbar schwer erkrankten Menschen hinein zu versetzen. Wie muss es sich anfühlen, wenn einem die Ärzte sagen, dass es keine Hoffnung mehr gibt und alle Maßnahmen nur palliativer Art sind? Viele Menschen verdrängen dies, einfach, weil sie sonst nicht mehr weiter machen können. Andere werden sicherlich aggressiv und wieder andere geben auf und werden depressiv... Es ist schön, wenn du jetzt an der Seite deiner Mutter sein kannst, so schwer es dir auch fallen mag. Wie du ihr die Zeit schön gestalten kannst, wirst du sicherlich am besten wissen;-) Ich kann dir nur empfehlen, auf ihre Wünsche, sollte sie welche haben, einzugehen. An den "guten" Tagen solltet ihr die gemeinsame Zeit genießen und vielleicht gemeinsam Kraft aus diesen Momenten ziehen. Wenn sie etwas essen mag, dann soll sie das bekommen, worauf sie Appetit hat. Wenn sie kleine Ausflüge unternehmen kann, dann tut das! Und wie dir bereits geschrieben wurde, nutzt die zeit für Gespräche! Fotos sind da wirklich hilfreich und auch alte Erinnerungen! Mein Vater wollte zum Beispiel nicht ständig von seiner Krankheit sprechen. er war froh, wenn ich ihm von meinem Alltag, dem Stress im Job etc. erzählt habe. So war er einerseits abgelenkt und andererseits konnte er am Alltag in gewisser Weise teilhaben. Aber Menschen sind sehr unterschiedlich, am besten testest du aus, was deiner Mama gut tut und was sie braucht.
Wenn deine Mama den schwersten Schock seit der Diagnose überwunden hat, dann wird es ihr einfach gut tun, wenn ihr weiterhin an ihrer Seite weilt, ihre Hand haltet, sie in den Arm nehmt, wenn es ihr schlecht geht. Und sie muss wissen, dass ihre Lieben ihr Leben auch irgendwie meistern können. Das ist ganz wichtig für eine Mama, oder? Sonst macht sie sich so viele Gedanken und Sorgen.
Ich denke, du wirst schon das Richtige tun! Es ist so schwer, diese Zeit und sie fühlt sich an wie tausende kleiner Abschiede, hoffnungsvolle Luftballons, wie bittersüße Schokolade und wie ein Tränenmeer. Und auch wenn du meinst, es nicht mehr ertragen zu können, keine Kraft mehr zu haben, dann stehst du jeden Morgen wieder auf und machst weiter. Wenn du kannst, dann speichere alle schönen Momente mit deiner Mama mit deiner inneren Kamera...

Alles, alles Liebe
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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