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Alt 27.06.2012, 21:34
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mama, wie lange bist du noch bei mir?

Liebe Rita,

danke dir, dass du all deine Gedanken hier mit uns teilst! Aus deinen Worten spricht so viel Liebe, sie springt mir geradezu in die Augen... Du hast alles getan, was du tun konntest und du warst da, immer in der Nähe deiner Mama, ganz ganz nah. Und das hat sie gespürt und es hat sie getragen. Ich glaube, es gibt nichts Schöneres, wenn man denn gehen muss. Ich wünsche mir, dass meine Tochter dann eines Tages auch bei mir sein wird und meine Hand hält, wenn ich mich von dieser Welt verabschieden muss. Da schließt sich der Kreislauf des Lebens.

Ich kann dir auch nur empfehlen, all deine Gedanken und Gefühle für dich aufzuschreiben. Somit wirst du nichts vergessen und außerdem hat es den nützlichen Nebeneffekt, die Gedanken auch ein wenig zu entwirren und zu strukturieren. Ich habe bis zum Tod meines Papas ein Krankentagebuch geführt und schreibe heute noch manchmal rein (aber nun bin ich auf den letzten Seiten angelangt). Außerdem habe ich für meinen Papa letztes Jahr ein Büchlein geschrieben, worin ich meine bzw. unsere gemeinsamen schönsten Erinnerungen festgehalten habe und eine Wunschliste. Ich habe alles aufgelistet, was ich gern noch mit ihm tun würde. Das waren so klitzekleine Sachen wie auf einem Steg sitzen und die Beine ins Wasser baumeln lassen, einen Tiramisu-Eisbecher verputzen, einen Strandspaziergang machen und einen Drachen steigen zu lassen, weil ich immer ein wenig neidisch war, dass er das mit Helli (meiner Tochter) getan hat aber niemals mit mir als ich ein Kind war. Ob du es glaubst oder nicht, kurz vor seinem Tod fragte ihn die Seelsorgerin nach seinen Wünschen, die er noch habe und er meinte, er wolle gern mit seiner Tochter einen Drachen steigen lassen, aber er wisse nicht, ob er das noch jemals schaffen könnte. Sie sah ihn an und meinte: "Das ist ein schöner Wunsch und es ist völlig unerheblich, ob sich das realisieren lässt. Die Hauptsache ist, dass Sie einen Wunsch und somit ein Ziel haben." Für mich hat dieser Drachenwunsch nun etwas ganz Besonderes... Weil mein Papa nie auf mein Büchlein reagiert hat. Meine Mama meinte zwar, er habe sich darüber gefreut, doch gesagt hat er mir das nie. Aber er hat mir diese Begebenheit erzählt mit dem Drachenwunsch und somit weiß ich, dass meine Botschaft bei ihm angekommen ist...
Vielleicht schreibst du deine Gedanken einfach an deine Mama gerichtet auf?
Verweile, wenn du kannst, in dieser besonderen Atmosphäre der Trauer... Du wirst leider allzu schnell in den Alltag und das Leben zurück gerissen.

Stille Grüße und eine stille Umarmung
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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