Thema: Ich bin neu
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Alt 02.08.2012, 11:14
Andeinerseite Andeinerseite ist offline
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Standard AW: Ich bin neu

Hallo, vielen Dank für Eure lieben Worte.

Ich fühle mich derzeit wie gelähmt. Ich habe heute geträumt von ihr und ich habe im Traum zu ihre gesagt: Wie soll ich bloß leben ohne Dich? Sie hat dann nur zur Seite geschaut. Geredet hat sie nicht mit mir.
Sie fehlt mir so.

Ich habe immer mal wieder zu meiner Mutter gesagt, auch als es ihr noch gut ging: Mama, wenn du mal gehst, dann komm zu mir und sage mir bitte, dass es dir gut geht. Sie hat es mir versprochen.

In der Nacht als sie starb konnte ich nicht schlafen. Ich bin dann irgendwann eingeschlafen. Ich habe sie im Schlaf gesehen. Ich habe sie gesehen. Ich stand in dem Krankenzimmer und schaute zu meiner Mutter. Sie hat geschlafen. Im Traum wußte ich nicht, was das zu bedeuten hat, habe es nicht verstanden.
In der realen Welt klingelte meine Handy und riss mich aus dem Traum. Ich sah die Nummer des Krankenhauses. Es war der Arzt der mir sagte, dass er mir leider mitteilen muss, das meine Mutter eingeschlafen ist.
Obwohl man immer denkt man bereitet sich vor. Man kann sich nicht vorbereiten. Der Boden wurde mir unter den Füßen weggerissen.

Ich habe geträumt von Dir Mama... ich habe geträumt von Dir.
Ich bin so traurig

Am Abend bevor sie einschlief haben wir noch, wie jeden Abend, telefoniert. Beim ersten Mal, gegen 22:08, habe ich sie nicht erreicht. Denn, obwohl sie schon so unendlich schwach war, ging sie noch immer an ihr Handy, hat es immer geschafft. Ich habe mir große Sorgen gemacht.

Um 22:20 habe ich es noch einmal versucht. Sie ging ran. Ich habe ihr gesagt, dass ich mir Sorgen gemacht habe. Sie meinte: Marina, mach Dir doch keine Sorgen. Du bist wie ich. Es läuft sich schon alles zurecht...

Wir haben 5 Minuten gesprochen und ich habe ihr noch gesagt wie sehr ich sie liebe und sie mich.

Hätte ich gewusst, dass sie in der Nacht geht, wäre ich noch viel länger bei ihr geblieben. Ich war jeden Tag da. Ich habe Ihr an dem Tag vor ihrem Tod in die Augen gesehen und ich sah da etwas, was ich nicht sehen wollte. Es waren die Augen einer Sterbenden und ich wollte es nicht sehen!!! Im Nachhinein waren alle Anzeichen da, dass es nicht mehr so lange dauern kann.

Ich war nicht bei Ihr als sie starb und das tut mir so leid. Es tut mir so unendlich leid.

Am Sonntag waren meine Mann und ich noch mit meinem Sohn da. Da hatte man den Eindruck sie hat nochmal alle ihre Kräfte zusammengerafft. Sie hat klar und deutlich gesprochen und zu meinem Mann gesagt, das er gut auf uns aufpassen soll.

Am Montag hat sie kaum noch gesprochen. Genauso wie am Dienstag.
Am Montag meinte sie zu mir, sie habe Angst. "Mama, es ist sehr gut, dass du mir das sagst. Wovor hast Du Angst?"
"Ich habe Angst zu ersticken". Sie bekam sehr, sehr schlecht Luft, erhielt Morphium, Sauerstoff und Inhalation bei Bedarf.
Ich habe sie versucht zu beruhigen, dass sie Medikamente dagegen bekommt. Was hätte ich denn auch anderes sagen sollen? Ich hätte sie NOCH mehr beruhigen sollen. Ich hätte ihr noch mehr sagen sollen, das sie keine Angst zu haben braucht.

Am Mittwoch gegen 0:30 war die Krankenschwester noch bei ihr. Sie fragte meine Mutter, ob sie noch etwas benötige. Meine Mutter verneinte, lächelte und legte den Kopf zum schlafen zur Seite.
Da die Krankenschwester fand, dass meine Mutter anders aussah, ging sie bereits nach 45 Min. wieder nach ihr sehen. Sie wollte meiner Mutter das Kopfteil runter stellen. Dabei bemerkte sie, dass sie verstorben ist.
Um 1:20 klingelte mein Handy.

Der Arzt bestätigte mir nach dem Eintreffen, dass sie an der Lungenentzündung, deshalb kam sie ins Krankenhaus wo sie ingesamt 17 Tage war, verstorben wäre. Das Herz hätte im Schlafen aufgehört zu schlagen.

Ich habe trotzdem so dolle Angst, das sie erstickt sein könnte. Das wäre furchtbar, weil sie als Kleinkind schon ein furchtbares Erlebnis hatte und beinahe an einem Knopf in ihrer Luftröhre erstickt wäre. Deswegen dachte sie immer sie müsse ersticken bis ins hohe Alter, wenn nur etwas falsch im Hals war.
Ich bete dafür, das sie wirklich eingeschlafen ist.

Die Ärzte hatten mir in der Woche davor geraten einen Platz im einem Hospiz zu suchen. Ich habe mir Hospize angesehen und sie hatte einen Platz. Ich musste es ihr erzählen. Ich musste ihr doch die Wahrheit sagen, was nach dem Krankenhausaufenthalt kommt. Es tat mir so unendlich weh und tut es auch heute noch, das sie nie wieder zu sich nach Hause kommen durfte oder zu mir.

An dem Tag bevor sie starb sagte sie noch zu mir: Jetzt kann ich nie wieder dein Haus betreten...

Wenn ich ihr erzählte, dass sie in ein Hospiz kommt, fragte ich sie ob sie wüßte was das ist. Sie meinte: Da komme ich hin um zu sterben.
Ich kann ihr doch nicht erzählen, dass sie in eine Rehaeinrichtung oder sowas kommt. Es tut mir so leid, dass ich ihr nichts schönes erzählen konnte.

Am Montag ist die Beisetzung. ich weiß nicht wie ich das durchstehen soll.

Ich war stark in den letzten Wochen, aber ich weiß gerade heute nicht wo die Stärke hin ist.

Meine Brüder werden u.a. den Sarg mit raustragen zu dem Lied Unheilig: An deiner Seite.

Ich werde den Beginn ihres Leidensweges auch noch aufschreiben.
Mein Herz ist so schwer
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Gruss, Andeinerseite

Meine geliebte Mama, ich vermisse Dich so
19.09.1938 - 25.07.2012
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