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Alt 23.10.2012, 08:11
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Ach Mari,

ich musste gerade heftig schlucken, als ich deinen Abendbericht gelesen habe... Es war nicht das Delirium, sondern dein Papa, der da zu dir gesprochen hat. Das war ein wacher und sehr bewusster Moment, den er da hatte und mit dir geteilt hat. Und ich finde es ganz wunderschön, dass ihr euch gesagt habt, wie lieb ihr euch habt. Auch die Geste deines Vaters, als er deinen Kopf hielt... Das berührt mich sehr.

Es erinnert mich sehr an die Zeit meines Vaters, da er mit Morphium vollgepumpt und zugepflastert war, ständig vor sich hindämmerte und dann auch Gestalten und Stimmen wahrnahm, die wir nicht wahrnehmen konnten. Das muss ihn sehr beschäftigt haben, denn er sagte auch ganz verzweifelt zu mir: "Siehst du, jetzt bin ich nicht nur krank sondern werde auch noch bekloppt im Kopf..." Ich habe ihm dann ruhig erklärt, dass er aufgrund der starken Medikamente all diese Stimmen hört und seltsame Gestalten sieht.

Es ist eine so schwere Zeit, die ihr da jetzt durchmacht. Und gleichzeitig gibt es diese so kostbaren Momente, wie du es jetzt erfahren hast. Diese Nähe, Intensität und Innigkeit. Und Mari, ich kann dir nur den Tipp geben, genau diese Momente mit allen Sinnen aufzusaugen, ganz fest in deinem Herzen einzuschließen, jede Berührung auszukosten, den Geruch deines Papas aufzunehmen, dem Klang seiner Stimme zu lauschen... Wie ich dich "kenne", tust du das ohnehin.

Gemeinsam werdet ihr das durchstehen und deine Mutter ist wirklich eine sehr tapfere Frau! Gut, wenn ihr euch gegenseitig in den Arm nehmen könnt. Ach, fühle dich aus der Ferne ebenfalls in den Arm genommen und gehalten...

Alles Liebe
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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