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Alt 24.10.2012, 18:48
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

ja, das schlechte gewissen hatte ich heute auch. ich dachte mir, meine mom uebertreibt. ich habe auch nie daran gedacht, dass ich nach moment x schwarz tragen sollte. zur trauerfeier halt dunkel, aber schwarz... noe... heute beim einkaufen hab ich mich dann aber doch dabei erwischt, wie ich eine schwarze winterjacke beaeuge... O_o
meine mom hat ja jetzt ein grab in kroatien gekauft, d.h., es wird eine balkan-bestattung, und da in was anderem als schwarz aufzutauchen waere ein toedlicher faux-pax...

ich weiss nicht, es ist, denke ich, ein coping-mechanismus. wie fast alles, was wir tun. wir versuchen, uns aufs schlimmste vorzubereiten, damit wir nicht am ereignis selbst zugrunde gehen. ich phantasiere auch oft die fahrt nach kroatien. ueberlege mir versionen, in denen mein freund dabei ist, welche, in denen nur meine mom und ich und vielleicht ihre schwester fahren. es wird jedenfalls immer ein tragikomischer road-trip... ich hoffe, dass die realitaet irgendwann dann auch so wird.

mein bruder kriegt nur wenig mit. allerdingst merkt er, dass er jetzt an einem anderen ort ist, und reagiert etwas gestresst. meine mutter faehrt aber gerade hin. wie gesagt, er ist sehr pflegeintensiv, muss oft abgesaugt werden und schwitzt viel, wenn er angespannt ist. meine mom hat halt immer die angst, dass sie ihn im heim nicht ordentlich pflegen. heute abend kann sie das dann aber uebernehmen. es ist echt eine elende loesung. aber fakt ist, dass meine mom, wenn mein dad nicht mithilft, die pflege alleine nicht stemmen kann. zwei pflegefaelle auf einmal geht auch nicht. die idee fuer die zeit nach moment x ist, dass sie in die naehe des betreffenden heimes zieht, um sich halt immer noch viel um meinen bruder zu kuemmern, ohne aber dabei endgueltig ans haus gekettet zu werden.

ich bin seit halb drei bei meinem dad im krankenhaus. und was begann, wie ein trostloser nachmittag mit einem dauerschlafenden dad, wurde ein nachmittag mit einem dad, der zwar die meiste zeit schlaeft - jetzt gerade auch -, der aber von kurz nach halb sechs bis kurz vor halb sieben wach war und gegessen hat, was das zeug hielt. alles, was auf seinem abendessentablett war, wurde weggeputzt. er ist zwar immer noch nicht anwesend. viel weniger reaktiv als vorgestern. aber das ist immerhin mehr, als ich gestern von ihm gesehen habe. und ich bin froh. ich weiss nicht, was es bedeutet. aber, als er da so das leergefegt hatte - ich musste ihn natuerlich fuettern, aber immerhin - musste ich gleich meine mom anrufen, so stolz war ich.

so, mal gucken, ob er bis zehn oder elf, also solange ich noch hier bin, wieder aufwacht. schoen waere es. aber auch so bin ich dankbar. vielleicht naiv, aber hey, es ist mein dad.
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