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Alt 25.10.2012, 09:32
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Soll ich meine Mama nach hause holen?

Liebe Steff1971,

ich kann sehr gut verstehen, dass du deine Mutter nicht so gern in ein Pflegeheim einziehen lassen willst. Hast du bereits offen mit deiner Mutter gesprochen, wie es weiter gehen soll?

Ich habe den Eindruck, dass du im Innersten schon bereit wärst, deine Mama zu euch zu holen und für sie da zu sein. Hast du das mit deinem Partner und Kind/ern schon besprochen? Ihr müsst euch bewusst machen, dass dies bedeutet, dass die Famile schon zurückstecken muss. Auf der anderen Seite ist es auch eine Bereicherung, für einen schwerkranken Elternteil da sein zu können und ihn oder sie zu begleiten. So schwer und traurig es sein kann, es gibt auch so viele wunderbare Momente der Nähe, der Intensität und der Innigkeit. Auch für Kinder kann das eine Bereicherung sein (ich weiß ja nicht, wie jung dein/e Kinder/er sind). Ich habe meinen Vater bis zum Schluss begleiten dürfen und ich bin sehr dankbar, dass ich dies durfte und konnte. Der größte Wunsch meines Vaters war, daheim sterben zu dürfen und wir sind wirklich froh, dass wir ihm diesen Wunsch erfüllen konnten.

Und die Kinder, nun, sie gehen anders mit Krankheit und deren Konsequenzen um. Sie leben einfach in der Gegenwart und das ist auch gut so. Sie haben eine ganz andere und sehr viel natürlichere Herangehensweise. Meine Tochter (jetzt 14), die ein sehr inniges Verhältnis zu meinem Papa hatte, konnte zum Schluss am besten loslassen. Sie meinte sogar, sie sei froh, dass der Opa nun gestorben sei, denn sie müsse sich nie wieder solche Sorgen um ihn machen und sie sei froh zu wissen, dass er niemals mehr solche Schmerzen erleiden muss. Und sie hat kein seelisches Trauma davon bekommen, obwohl auch sie fast bis zum Schluss dabei war. Das war ihr eigener Wunsch und ich denke, das war okay. Vielleicht nehmen Kinder und Jugendliche den Tod auch nicht so schwer, weil ihnen die eigene Vergänglichkeit noch nicht so bewusst ist. Und wenn eine Oma bzw. ein Opa gehen muss, dann empfinden sie das zwar als sehr, sehr traurig, doch es gehört zum Leben und zum natürlichen Kreislauf dazu.

Du wirst die richtige Entscheidung für euch treffen, dessen bin ich sicher! Alles Liebe
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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