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Alt 20.06.2004, 17:47
Gast
 
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Standard Gebärmutterschleimhautaufbau durch Tamoxifen

Liebe Kim,
ich bin im Juni 02 mit 46 Jahren zum ersten Mal brusterhaltend operiert worden.Im July 02 wurde dann die Brust amputiert, weil das untersuchte Gewebe an den Rändern nicht frei war. Mein Tumorprofil lautet pT1c/pTis, NO(=/13),pM0, G II; stark hormonabhängig; kein HER2. Also keine ganz schlechte Prognose. Mein Tumor war aber multifokal, d.h. es wurden insgesamt 8 Knoten gefunden, von denen 3 bereits in das umliegende Gewebe gewachsen sind. Du fragst, wie ich mich fühle. Nun, ich habe mich immer für ein Glückskind gehalten. Alles was ich anfing, ging gut. Ich habe 2 Kinder ( 10 und 14), die richtig gut gedeihen. Ich habe einen liebevollen Mann, mit dem ich seit fast 20 Jahren glücklich zusammen bin. Und bis zu meiner Erkrankung hatte ich auch noch einen interessanten Job, in dem ich halbtags arbeiten konnte. Nach der Diagnose dachte ich zunächst, dass ich mich doch von sowas nicht unterkriegen lasse. Ich fühlte mich ja auch überhaupt nicht krank. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Nach der Amputation mit gleichzeitigem Wiederaufbau bekam ich eine Wundheilungsstörung, die das Krankenhaus nicht in den Griff bekam. Nach 4 weiteren OP's wurde schließlich alles ausgräumt und der Rest zusammengeflickt, so dass ich froh war, überhaupt auf meinen eigenen Beinen noch nach Hause gehen zu können. Statt der geplanten Chemo bekam ich eine Hormontherapie. Jetzt sind ziemlich genau 2 Jahre vergangen und mir geht es wieder ziemlich gut. An einen Wiedereinstieg in den Beruf ist allerdings überhaupt nicht zu denken. Mein Blutdruck ist infolge der Hormontherapie mit Zoladex und Arimidex stark angestiegen, sodaß ich mittlerweile mit hochwirksamen Blutdrucksenkern behandelt werden muß. Die Nebenwirkungen der Hormontherapie schränken mich ebenfalls stark ein und ich kann nicht länger als eine Stunde im Sitzen verbringen, weil ich dann aufgrund von Wassereinlagerungen dicke Füße und Waden bekomme. Nun ist es aber so, dass ich mir in dieser Auszeit, die ich jetzt habe, viele schöne Beschäftigungen gesucht habe, so dass ich keineswegs Trübsal blase. Ich gehe mindestens einmal/Woche zum Tanzen und singe seit kurzem in einem Popchor mit. Seit 1 Jahr lerne ich Italienisch, um das Gehirn auf Trab zu halten. Und alle schönen Dinge, die mein Mann und ich früher auf "irgendwann" verschoben haben, unternehmen wir jetzt. Letztes Jahr waren wir in Verona und haben dort in der Arena 2 Opernaufführungen gesehen. Glaube mir es war toll. Und nächste Woche fahren wir für eine Woche nach Venedig. Früher gab es immer viele Gründe dagegen. Heute tun wir es einfach, wer weis, was auf mich noch zukommt. Was die Angst angeht, manchmal sprüre ich sie kaum noch und manchmal erstickt sie mich fast. Ich sollte eigentlich vor 10 Tagen zur Mammographie. Ich habe den Termin auf September verlegt, weil ich jetz 6 Wochen Ferien mit meinen Kindern vor mir habe und gar nicht wissen will, was in meinem Körper passiert. Ich glaube, das man diese Krankheit ständig mit sich rumschleppt und sorgfältig auf sich achtgeben muß. Und wie sollte man sie vergessen? Mich guckt sie jedenfalls morgens und abends im Spiegel an, so dass ich mich mit ihr arrangieren muß. Liebe Kim, jetzt habe ich fast einen Roman geschrieben und hoffe, dass ich dich nicht langweile mit meiner Geschichte. Viele liebe Grüße aus Hamburg
Chris
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