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Alt 02.12.2012, 21:16
Schneelöwin Schneelöwin ist offline
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Standard AW: Frauegesucht, die sich bewusst gegen eine Chemotherapie entschieden haben

Hallo Ihr Lieben!
Erstmal vielen Dank für Eure Antworten. Jede hat mir auf ihre Art geholfen.

Da ich das mit dem Zitieren absolut nicht drauf habe, möchte ich einfach spontan im Text zu dem Geschriebenen etwas sagen.

Ich bin am Tage meiner ersten Chemo sehr zuversichtlich und positiv dort hin gegangen, hatte mich fast sogar gefreut, endlich etwas unternehmen zu können, gegen dieses Monster in meiner Brust.
Ich zweifelte nicht an meinem Tun, dennoch war "irgendetwas" absolut dagegen, dass ich mir dieses Gift in die Venen schicken lasse.
Wie ich schon erwähnte, es ging alles schief. Der Port ließ sich nicht anstechen (3 schmerzhafte Versuche) dann ab zum Gefäßchirurgen, bei ihm klappte es. Das Ding war jedoch nicht rückläufig. Unten in der Chemo angekommen, lösten die Geräte Druckalarm aus. Also ab zum Durchleuchten mit Kontrastmittel im Röntgen.
Dort stellte man mir im schlimmsten fall einen Thrombus in Aussicht mit schlimmstenfalls folgender Lungenembolie. Ich muss schon sagen, ich begann an meinem Tun in diesem Moment zu zweifeln.
Trotz massiven Widerstandes meines Schutzengels (ich behaupte jetzt mal, dass er alles manipulierte, damit die Chemo verhindert wird ) setzte ich mich durch.... und das Gift floss durch meinen Port in meinen Körper.
Die erste Zeit ging es mir gut. Am vierten Tag nahmen die Dinge ihren Lauf.... und es endete nach 2 qualvollen Nächten im Krankenhaus.
6 Tage Tropf, vollgestopft mit Antibiotika.
Es geht mir jetzt wieder gut und ich habe viel gedacht und gefühlt und ich bin jeden Tag sicherer geworden, dass ich keine Chemo machen werde.
Für mich ist es so, als säße ich in meinem Haus und würde einer Gruppe Menschen sagen, sie mögen mein Haus bombardieren.... Ob ich da lebend rauskomme, wage ich für mich zu bezweifeln.

Ja, ich habe Kinder. Zwei erwachsene und einen 11-jährigen Sohn. Er braucht mich. Und zwar jetzt. Und er braucht mich täglich, stündlich, immer. Er braucht mich frisch, entspannt, ausgeruht, gelassen, gehend, stehend, unternehmungslustig. Jetzt.
Ich kann ihm nicht beistehen, wenn ich am Boden krieche, grau, ausgelaugt, kraftlos, depressiv, unfähig, ihm etwas zu bieten bin.
Aber genau das habe ich erlebt. Ich will nicht einmal mehr das Risiko eingehen, dass es überhaupt möglich ist, dass mir das auf diese Art, durch eine Chemo, passiert.
Ich will nicht an einer Chemo sterben. Auch nicht durch einen Tumor.... aber wenn die Natur das so will, dann ist das so.
Wenn ich gehen muss, dann aus dem Galopp heraus, stehend, laufend, mit viel schöner Vergangenheit im Gepäck, die Gewißheit mein Leben gelebt zu haben... lieber kürzer und mit guter Qualität, statt länger und mit viel Leid in der Vergangenheit.
Ich weiss, es gibt keine Langzeitstudien.... wie auch? Es machen nun einmal die meisten eine Chemo durch. Dass so um und bei zwischen 60 und 70 % der Frauen eine Chemo gar nicht bräuchten, bzw. nicht wirkungsvoll ist, wird oft ignoriert. Und warum, wenn eine Chemo so gut für uns ist, gibt es so viele Rezidive? Ich lese leider sehr oft davon.
Mir persönlich sind die Risiken der Wirkung einer Chemo entschieden zu hoch. Warum soll ich das Risiko eingehen, meine Krankheit, gegen eine andere zu tauschen? Ich will keinen Schlaganfall, Herzinfarkt, Leukämie und was sonst so alles möglich ist.
Ich habe mehr Gründe gegen einen Chemo FÜR MICH, als dafür.
Ich habe mir meine Entscheidung nicht leicht gemacht und sie besteht keineswegs auch nur aus meinem Bauchgefühl, sondern auch aus Fakten. Und das sind sehr viele.
Ich bin schon jetzt seit Wochen derart eingeschränkt (immer noch das Serom in der rechten Achselhöhle, der Port auf der anderen Seite, der über meine Knochenhaut schrappt) Ich habe also schon einiges an schöner Lebenszeit draufgegeben.... Ich will das nicht mehr.
Ich mache die OP... über die Betrahlung und AHT werde ich Gelegenheit haben noch nachzudenken.
Meine Lymphknoten werden nicht angerührt und der Port kommt raus.
Dann sehe ich weiter. Es wird nichts zu bereuen geben, denn beides kann tödlich sein.... der Krebs und die Chemo. Es ist wie russisches Roulette, das ich mir nicht ausgesucht habe.
Das wurde mir zugeteilt für dieses Leben.
Zum Schluss ist mir jedoch sehr wichtig, nicht missverstanden zu werden. Es ist meine Meinung, es sind meine Gedanken, es ist meine Entscheidung, die nur für mich gilt und die ich ausschliesslich auf mich beziehe.
Allen Frauen, die anders entscheiden, entscheiden für sich richtig.

Ich bin froh, wenn ich dieses Monster endlich los bin. Dann werde ich wieder leben. Wielange, weiss ich nicht. Aber das wüßte ich auch mit Chemo nicht.

Viele liebe Grüße an Alle und alles, alles Gute und Schöne.....
Schnee