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Alt 11.12.2012, 00:34
Sinneswandel Sinneswandel ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Alwina,

tut mir leid, ich bin gerade erst nach Hause gekommen und hab es jetzt erst gesehen.
Erstmal....ganz ruhig. Du kannst das, Ihr könnt das.
Wenn der Arzt es ihm sagt, sollte Dein Vater dort nicht allein sein. Alternative wäre ein Psychoonkologe. Das ist ein Aussenstehender, der darin geschult ist, schlechte Nachrichten zu überbringen. Normalerweise gibt es auf jeder Palliativstation einen. Das ist kein Onkologe, sondern ein speziell auf diesem Gebiet geschulter Psychologe. Ihr könnt da hin gehen, auch als Angehörige und Euch Unterstützung holen, wie man Deinem Vater das sagt und normalerweise bieten die auch an, das für Euch zu übernehmen.
Oder aber Ihr sagt es ihm selbst.
Ich habe das damals gemacht, weil es hier keinen Psychoonkologen und auch sonst niemanden gab. Vielleicht hilft es Dir, wenn ich Dir den Ablauf schildere:
Ich war bei seiner Onkologin, wusste von Anfang an die Prognose meines Vaters (manchmal nicht gut, in diesem Bereich ausgebildet zu sein), wollte aber als die neurologischen Ausfälle begannen wissen wie lange wir jetzt noch haben. Nach der Hirn-OP wollte ich einfach Gewissheit, da es eben auch um die Firma ging. Es hiess 3 Monate (eigentlich waren es dann nur noch 2 Wochen).
Ich fuhr nach Hause, leerte eine Flasche Wein und überlegte, wie ich ihm das sage, denn der Kommentar seiner Ärztin war...sie überlässt es mir.
Am nächsten Tag ging ich sehr lange spazieren damit ich zur Ruhe komme.
Dann fuhr ich zu meinem Vater. Wir machten uns einen Kaffee, redeten belangloses Zeug und irgendwann fragte ich ihn, was er über seine Krankheit denkt. Es kam keine Antwort, meine Mutter sass da und wartete, was jetzt passiert. Ich fragte ihn, ob er es wissen wollen würde, wenn die Ärzte nichts mehr machen könnten. Und seine Antwort war:“ Ich weiss, dass sie nichts mehr machen können.“
Wir haben nicht darüber gesprochen wie lange ihm noch bleibt. Er hat dann angefangen, seine Sachen zu ordnen, uns letzte Anweisungen zu geben, mit mir zu reden. Wir hatten die Möglichkeit, über seine Angst zu sprechen, darüber, was er möchte, was er sich wünscht und er konnte seinen Frieden mit uns machen.

Du brauchst Ruhe und Kraft, um es ihm zu sagen. Und besser wäre es, wenn die ganze Familie da wäre. Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wenn er Euch sagt, dass er es weiss.
Und sei nicht überrascht, wenn er trotzdem nicht mit Euch über seinen Tod sprechen will.
Gehe einfach immer davon aus, dass alles was Du fühlst (Schock, Angst, Trauer, Schmerz) er genauso fühlt wie Du.
Lass es laufen und nimm es wie es kommt, es gibt kein allgemein gültiges Rezept.
Seine Pläne die er für Spanien macht ist eine Verdrängung, ein Nicht -Wahrhaben –Wollen der Situation, die mir zeigt, er ist nicht so weit.
Fragt ihn, ob er es wissen wollen würde...kommt keine Reaktion, hat er ein Recht, es nicht zu wissen. Auch wenn das für Euch schwerer ist, es ist dann vielleicht der letzte Liebesdienst, den Ihr ihm erweist. Wichtig ist nur, sei Du selbst und schenk ihm das Gefühl, dass Ihr da sein werdet, egal was passiert und dass ihr ihn liebt und respektiert, egal wie er entscheidet. Und ganz wichtig ist auch, dass er weiss, dass „Nichts-Mehr-Machen-Können“ nicht heisst, dass man nichts mehr für ihn tut. Er muss wissen, dass seine Schmerzen unter Kontrolle sein werden und dass alles getan werden wird, um es ihm so leicht wie möglich zu machen.

Ich wünsche Euch jetzt ganz viel Kraft und Ruhe und die richtigen Worte im richtigen Moment.

Bin in Gedanken bei Euch.

Liebe Grüsse
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