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Alt 13.12.2012, 22:43
Milie78 Milie78 ist offline
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Standard AW: Angst vor der Zukunft =(

Lieber Dennis,

auch mir tut eure Situation sehr leid. Ich antworte dir, weil ich mit Depressionen (inkl. Suizidversuch) und auch Lungenkrebs im engsten Angehoerigenkreis konfrontiert war. 2011 & 2012. Darum wuerde ich dir gern zu beidem was sagen.

Ich kann mich hier nur in allen Punkten anschliessen, moechte auch noch mal was zum Thema Psychologe sagen. Was der Psychologe fuer dich tun kann, ist das, was du dir von Freunden erhoffst: Du kannst mit ihm reden und einfach alles "rauslassen" und loswerden. Ich weiss, das wurde schon gesagt, aber es ist wirklich wichtig, das nicht zu verwechseln. Ich habe auch nicht mit meinen Freunden darueber geredet, als mein Vater an Krebs erkrankt ist. Ich habe es ihnen mitgeteilt, da ich ab da auch eigentlich nicht mehr verfuegbar war, aber ich hab es vermieden ueber anderes als Fakten zu reden. Nur Menschen, die selber betroffen waren, koennen dich verstehen. Aber ein Psychologe kann dir darueberhinaus helfen, weil er dich unterstuetzt, Wege zu finden, mit der jetzigen Situation umzugehen. Er wird dir helfen, einen Weg fuer dich in deine Zukunft zu finden. Und er hoert dir zu, das ist das allerwichtigste. Da du dich in diesem Forum aufhaelst, denke ich, du kannst Zuhoerer gut gebrauchen. Unsere "Patientin" hat sich viele Jahre immer mal wieder mit Depressionen rumgeschlagen, aber gleichzeitig jede Hilfe verwehrt. Letztes Jahr kam dann der Suizidversuch, obwohl wir alle so sehr versucht haben, ihr zu helfen. Aber du kannst niemandem helfen, der keine Hilfe will. Nach dem Suizidversuch ging es dann automatisch in stationaere psychologische Behandlung und im Zuge der Therapie durfte auch ich ein Gespraech mit dem Psychologen (fuer mich) fuehren. Das hat mir sehr geholfen, auch der Patientin und all meine Vorurteile gegen die Psychologen waren ausgeraeumt. Vielleicht versuchst du es einfach mal? Ich glaube, es dauert sowieso, bis du einen Termin bekommst.
Wenn du in der Zwischenzeit Redebedarf ausserhalb des Forums hast, guck mal hier
http://www.krebsberatung-hannover.de...ngehoerige.php

Ist mitten in der Stadt, vielleicht ist das ja interessant fuer dich. Ich selber habe damit keine Erfahrung, kann also nicht sagen, ob es sich fuer dich lohnen koennte oder nicht. Ist doch aber vielleicht ein Ansatz.
Ein Psychoonkologe sollte euch doch auf jeden Fall zur Verfuegung stehen. Da kannst du im Krankenhaus nach fragen. Wo wird sie denn behandelt? Weiter im Oststadtkrankenhaus?

Ich muss auch hier zustimmen: konzentrier dich auf die Gegenwart. Nutze jeden Moment mit deiner Mutter, das wird die spaeter die Kraft geben, die du brauchst. Mein Papa ist am 4.11. eingeschlafen, und ich habe ihn die ganze Zeit durch seine Krankheit begleitet. Und so komisch es fuer dich klingen mag, das hat mir Kraft gegeben, fuer ihn, fuer unsere "Patientin", fuer mich und alle anderen... Die Zeit mit der Mama ist wertvoll. Lass die Zukunft Zukunft sein, lebe im Jetzt! Mit deiner Mama. Und in der Zukunft hast du dann vielleicht eine eigene kleine Familie, die dich dann so liebt wie deine Mutter es tut. Irgendwann spaeter halt.

Ich koennte dir noch so viel sagen, aber letztendlich sind wir ja doch alle unterschiedlich und was fuer mich funktioniert, muss fuer dich ja nicht auch unbedingt klappen. Achja, eine Sache noch: Die Chemotherapie hat bei meinem Vater auch kein bisschen angeschlagen. Er wurde trotzdem durch 8 Runden Chemotherapie geschickt (es war keine palliative Behandlung). Ich habe inzwischen vieles gehoert, bei manchen schlaegt es an, bei anderen leider nicht.

Ich wuensche dir erstmal alles Gute, wollte eigentlich gar nicht so ausfuehrlich werden.

Milie
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