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Alt 22.12.2012, 11:46
Alwina Alwina ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo...

die letzten 2 Tage geht es meinem Papa moralisch gar nicht so gut wie er auch selber sagt...

Er ist sehr gereizt, leider lässt er vieles an meiner Mama aus. In der Situation kann man nichts machen, dabei kocht Sie alles für Ihn und backt und macht einfach alles... wenn Sie Ihn fragt wie es schmeckt sagt er sowas wie "geht so"... er ist nicht immer sehr nett zu Ihr und da macht Sie traurig, aber er hat wohl viel Wut und lässt es an Ihr raus weil Sie die Einzige ist, die bei Ihm ist, Tag und Nacht.

Den mobilen Palliativdienst mag er gar nicht, ich glaube er versteht auch nicht den Sinn davon, dabei erklären wir Ihm das immer wieder wie toll das ist, und dass es besser ist als zum Arzt zu fahren, dort zu warten usw...

Sein Gesicht schaut zZ nicht gut aus, die Tumore wachsen fast schon stündlich. Ich befrüchte dass der ganz große bald irgendwo nach außen durchbricht, die Wange / Gesichtshälfte ist so feuerrot und zu groß.
Im Prinzip kann er nicht "abschalten" weil er es selber ständig sieht und damit beschäftigt ist, schon allein die Hygiene wie er sagt.

Die letzten zwei Tage musste er sich wieder übergeben, Morgens und Abends... hatte wenig Hunger bzw gar keinen Appetit, Gestern hat er fast den kompletten Tag geschlafen...

Ich bin seit Vorgestern richtig krank, Bronchitis, mit Fieber, extremen Hustenanfällen und liege nun flach im Bett. Telefonieren mag er auch nicht mehr so wie früher... das eine Mal hab ich Ihn angerufen und geredet, dann sagte er nach 2 Minuten mal " da ist jemand anders auf der Leitung, wahrscheinlich Mama.... ich ruf Dich später zurück...." er hat nicht zurück gerufen und es hat Ihn wohl keiner angerufen. Das selbe hat er Gestern wieder gemacht, 1 Minute telefoniert und dann sagte er gleich wieder "da ruft jemand auf der anderen Leitung an, es ist Mama ich muss rangehen".... dann rief mich Mama an und ich fragte ob Sie mit Papa telefonierte da sagte Sie "nein"....

Er sagte auch letztens zu mir dass er nicht mehr gefragt werden will wie es Ihm geht... dass Ihn das immer an seine Krankheit erinnert. Er wurde wütend und sagte dass Ihn das so aufregt weil Mama Ihn mehrmals am Tag fragt wie er sich fühlt.

Dann sagte er mir, dass den Ärzten verboten gehört zu sagen wie lange man zu leben hätte... er sagte, "wenn mir das ein Arzt sagen würde, zBsp Sie haben nur noch 2 Monate zu leben, da würd ich mich hinlegen und die Tage zählen...." Genau das haben wir ja geahnt und gedacht, ein Glück dass wir Ihm nichts gesagt haben. Ich sagte dann, wir akzeptieren dass Du nicht über Deine Krankheit reden magst und werden das auch nicht mehr tun, außer Du willst... aber es gibt auch viele Menschen und Betroffene die wollen es wissen, die wollen darüber reden. Dann fragte er mich wieso und ich erklärte Ihm, dass es viele gibt denen es hilft darüber zu reden, dass es viele gibt die dann Ihre Zeit anders gestalten, sich anders verhalten, sich sogar "vorbereiten" usw... er ist dann nach oben und ist schlafen gegangen...

Mal schauen wie alles weitergeht........ Weihnachten steht vor der Tür und Papa und Mama kommen zu uns.

Im Übrigen haben wir nun die Nachricht von der Bank bekommen, "Zahlenmäßig" passt alles, d.h. wir können unser Haus verkaufen und kaufen dass meiner Eltern. Noch was was nebenbei laufen wird/ muss... wie stressig aber das muss halt sein. Wir haben auch Papa die Nachricht erzählt, nach dem Motto, "da Du ja nicht mehr so arbeiten wirst wie früher (er denkt ja er wird bald wieder arbeiten können) haben wir uns dazu entschlossen unser Haus zu verkaufen und zu Euch zu ziehen, wir übernehmen das Haus und Du kannst Dein Leben genießen" .... er hat sich gefreut und ich hoffe nun dass er von seinen Ängsten befreit ist. Denn das sagte er auch vor ein paar Tagen zu mir, ich muss wieder abreiten gehen, wir müssen das Haus zahlen ... aber wer gibt mir so Aufträge, so wie ich aussehe usw... da hab ich damals noch zu Ihm gesagt "wir bekommen das schon hin wir helfen Euch" Dann sagte er "Wie denn....??" und nun konnten wir Ihm sagen wie.

Ich merke richtig diese Phasen des Sterbens bei Ihm, sehr abwechselnd, durcheinander, andere Reihenfolge und immer wieder kommend, diese WUT und Ärger Phase... dann Depressionen.... dann wieder Verdrängung.... dann wieder Wut... dann dieses Zurückziehen wie Gestern...

Heute hat mir eine Bekannte geschrieben dass Ihre Schwiegermama am Dienstag an Lungenkrebs gestorben ist, und dass Sie seit Dienstag kaum geschlafen hat und nur noch weint... dass man sich nicht darauf vorbereiten kann... und ich bilde mir die ganze Zeit ein dass ich vorbereitet bin, dass ich mich vorbereiten kann.... man ist es wohl nie..... :-(

Lieber Gruß
und schöne Feiertage
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