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Alt 09.01.2013, 22:10
Alwina Alwina ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Sinneswandel,

Gestern konnte ich viel zu lange nicht einschlafen, ich musste immer an Papa denken und weinen... Heute war ich leider nur kurz da, da wir einen wichtigen Termin hatten, aber unsere Tochter war gute 2 Stunden alleine beim Papa und hat gespielt.

Er hat mich Heute Mittag angerufen, das hat er schon lange nicht, einfach mal so...

Er braucht einen Hausarzt der Hausbesuch macht. Sie waren mit deren "normalen" nicht zufrieden und haben dem Palliativdienst gesagt dass der Hausarzt irgendwie kein Interesse zeigt an der Erkrankung bzw nicht so gut damit umgeht. Die Palliativmitarbeiterin hat sich wohl mit Ihm zusammengesetzt und er sagte er will UNBEDINGT Hausbesuch machen. Jetzt war er da, und hat wie immer nicht mal Blutdruck gemessen, kam für paar Minuten und ist dann weg, aber das SCHLIMME, er schaut Papa ins Gesicht und sagt "Sie wissen schon dass man nichts mehr für Sie tun kann" Ich bin so sauer, entsetzt... mit fehlen die Worte... Mama hat gesagt dass Papa das voll verstanden hat, da saß und nichts gesagt hat, muss weinen wenn ich daran denke. Unser Papa ist so... wie ein großes Kind, er war schon immer so, er hat eine leicht kindliche Art immer gehabt, und wenn ich Ihn jetzt so ansehe, krank, abgebaut, voller Tumore überall, im Gesicht, ohne Auge, zitternde Hände und in seinem Auge wirklich Angst, Verzweiflung, man sieht Ihm das an... und dann sagt der Arzt sowas zu Ihm. Ich verstehe das nicht, wieso glaubt er Ihm das sagen zu müssen?! Er hat nicht gefragt, saß nur da... Papa war nur anwesend - hat nicht sonderlich gesprochen...

Ich merke wie ich mehrmals am Tag immer weinen muss, es tut so weh, das ist bisher das aller schlimmste was ich in meinem Leben erlebe und das ist das schlimmste wovor ich immer Angst hatte, dass einem meiner Lieben was Schlimmes zu stößt.

Ich habe verabrede mich die Tage mit einer Dame vom Bestattungsunternehmen vor Ort. Ich habe schon mit Ihr telefoniert. Wie doof es ist, wie traurig es ist das jetzt zu machen, wir wollen jetzt schon paar Infos haben - weil wir befürchten dass wenns soweit ist , dass vieles nicht mehr geht bzw uns noch zusätzlich stresst.
Selbst wenn ich das jetzt mache kommt mir alles nicht real vor... aber die bieten auch Gespräche an für die Angehörigen Tauerbewältigung usw, ich denke vielleicht dass das für mich in Frage kommt. Ich bin von Haus aus ein sehr emotionaler Mensch, genauso wie meine Mama und unsere Tochter, und ich glaube ich werde die Hilfe brauchen.

Ich liebe Ihn so sehr. Wieso ist das Leben so gemein? Er war so fleißig im Leben, so viel gearbeitet, so viel getan, so wenig für sich getan, er lebte gesund, nicht geraucht nicht getrunken sport gemacht gesund ernährt, er war IMMER gesund. er ist doch erst 55. er sah noch 2009 top fit aus, nicht wie ein 52 Jähriger, nein, er wurde immer auf 45 geschätzt, er sah immer jünger aus, war immer gesund, hatte die Grippe, nichts... und dann sowas.

Ich hoffe so so so sehr dass es Ihm wo er auch immer sein mag sehr gut geht. Dass es wirklich einen Ort gibt an dem es schön ist. Wo er glücklich ist. Wenn ich das nur wüsste, wirklich wüsste dann würde das schon eine riesen Erleichterung sein und man könnte etwas mehr loslassen.

Früher (vor paar Monaten) bin ich in Tränen ausgebrochen wenn ich mit anderen darüber geredet hab, in der Bank, oder mit der Erzieherin im Kiga schossen mit Tränen in die Augen, oder mit Ärzten... mittlerweile bin ich draussen hart und rede normal darüber, schreibe normal darüber, aber zu hause weine ich mich dermaßen aus dass ich danach nicht mehr richtig atmen kann, rot bin und Kopfweh habe. Meine Mama meinte ich soll vielleicht etwas Baldrian nehmen... der Schmerz ist so komisch er schnürt mir die Luft weg. Man will umfallen. So sehr tut das weh. Aber wem erzähgle ich das, Du hast ebenfalls Deinen geliebten Papa verloren und weisst wie das ist.

Lieber Gruß und vielen Dank für Deine Hilfe. Es tut gut zu Schreiben.
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