Einzelnen Beitrag anzeigen
  #81  
Alt 05.07.2002, 09:32
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Hallo Ihr lieben Schwestern im Herzen,
das mit den Prognosen ist doch sehr individuell unterschiedlich zu werten.
Dies stellt man auch an euren Meinungen fest.
Ich möchte euch diesbezüglich eine wahre Geschichte erzählen, die eine Freundin von mir miterlebt hat. Ihre beste Freundin war ebenfalls krebskrank - ihr wurde prognostiziert, dass sie höchstens noch ein halbes Jahr zu leben hätte. Schrecklich - aber sie hat gekämpft, hat sich Geld geliehen (ziemlich hohen Betrag) und hat sich ihren Traum (eine Reise durch die USA) erfüllt.
Jeder glaubte, es sei zu viel, was sie sich da zumuten würde.
Aber - ja - es grenzt wirklich an ein Wunder. Sie kam wieder.
Es ging ihr viel besser. Voller Hoffnung und die blöden Meta sind auch etwas zurückgegangen ...
Aus dem halben Jahr sind mittlerweile 3 Jahre geworden und natürlich wird sie nicht wieder vollkommen gesund, aber sie hat doch zumindest ein halbwegs normales Leben.
Jetzt muss sie allerdings zu sehen, dass sie ihre Schulden bezahlt. Aber das ist ihr nächstes Ziel, wenn sie geht, dann schuldenfrei.
Natürlich trifft so etwas leider ganz ganz selten zu - leider!
Und man sollte auch nicht davon ausgehen, dass es einem selbst so geht.
Auch eine andere Geschichte möchte ich euch noch berichten:
Nachbarn von uns, ein ganz liebes Ehepaar, erlebte auch ein tragisches Schicksal.
Er war schwer krebskrank und die Prognose war sehr schlecht.
Sie kündigte ihren Job auf und lebte fortan nur noch für ihren Mann. Sie kochte ganz bestimmte Diäten und auch die Wohnung wurde ganz umgekrempelt - nur noch Naturstoffe und allerhand anderes Gedöhns.
Dann kauften sie sich noch einen Garten und sie pflanzte alle möglichen Kräuter und Heilpflanzen an. Auch die hildegardsche Edelsteintherapie wendete sie an.
Sie tat wirklich alles, was ihr möglich war.
Man spürte die grosse Liebe, die zwischen ihnen stand. Und tatsächlich... ihrem Mann ging es besser. Ja - er schaffte es.
Aber leider - es gab kein Happy Ende!
Wie ich kürzlich erfuhr - ich war in der Zwischenzeit in eine andere Stadt gezogen und der Kontakt war abgebrochen - der Mann lebt immer noch. Es geht im gut.
Aber die Frau - welche Ironie des Schicksals - ist an Krebs gestorben.
Es muss ganz schnell gegangen sein...

Nicht jeder verkraftet seine Prognose - daher ist eine zwingende Aufgabe eines Arztes mit sehr viel Fingerspitzengefühl (wir hatten ja schon darüber geschrieben, dass dies eine Fähigkeit ist, die vielen Ärzten leider abgeht - z. T. aufgrund des grossen Druckes verständlich,wenn auch nicht hinnehmbar)an die Sache heran zu gehen.
Und das was Jacqueline schreibt empfinde ich auch so, es ist eine situative Einschätzung der Lage - keine Diagnose.

Natürlich kann auch jedem Gesunden jederzeit etwas passieren - das Leben kann von heute auf morgen vorbei sein.

Aber es ist doch noch etwas anderes, ob man vorher lange leiden muss. Dieses Auf und Ab - der eine Tag verläuft gut und voller Hoffnung und am nächsten Tag (teilweise schon Stunden später) kippt die Situation und alles sieht auf einmal grau in grau aus.
Momentan sind wir für jeden Tag froh, den meine Schwester schafft.
Ist es doch irgendwo auch eine Chance, dass sie es auch weiterhin schafft und es vielleicht doch noch ein Wunder gibt.
Man muss hoffen können - so aussichtslos die Situation auch erscheint. Dabei natürlich nicht die Realität aus den Augen verlieren - es ist eine echte Gradwanderung.
Das Beste hoffen und mit dem Schlimmsten rechnen.
Aus dem ganzen Sch... habe ich jedoch auch etwas gelernt:
Lebe, als wolltest du täglich sterben, schaffe, als wolltest du ewig leben. (Sprichwort)
Früher habe ich mir mit vielen Dingen Zeit genommen - teilweise weil ich mich nicht traute, sie in die Tat umzusetzen, teilweise weil ich faul war.
Dies hat sich stark gewandelt. Ich versuche nun, meine Ideen umzusetzen und mehr spontan zu handeln ohne 3 x zu überlegen.

Wann ist der rechte Moment zum Sterben. Diesen gibt es nicht!
Da sollte man sich nichts vormachen...
Als Baby (oh - Jacqueline - es tut mir so leid, dass du dein Kind auf diese Weise so früh verlieren musstest!), Kind oder Jugendlicher ist es genauso schlimm als wenn man 30 oder 50 oder 70 oder noch älter ist.
Wenn man einen Menschen liebt, ist es immer schlimm, wenn er uns verlässt.
Da spielt das Alter wahrlich keine Rolle.


Liebe Jana,
erst einmal drücke ich dich ganz fest. So - bekommst du keine Luft. Sorry... ich musste dich einfach mal so fest drücken, damit du weisst, wir sind bei dir.
Wie schon geschildert - auch ich bin ziemlich am Wasser gebaut. Von daher, ich kenne das Gefühl zu gut.
Auch das Gefühl, dein Herz wird herausgerissen...
Aber unser liebes Känguruh hat recht, wir leben, unsere Herzen schlagen, wild, stürmisch, pulsieren. Zeigen an, wir leben - leben so intensiv wie nie zuvor. Begreifen, was es heisst LEBEN!
Als Tier für dich - ein Spatz. Nee - würde ich jetzt nicht unbedingt so sehen. Wie wäre es denn mit Jana, dem Jaguar oder einfach nur "Cat" - da kann man dann überlegen, ob es sich um eine Stubenkatze (lieb und sanft, zärtlich im Umgang mit ihrer Mutter) handelt oder um eine Wildkatze, die ihre Krallen ausgefahren hat und alles angeht (vor allem den sch... Krebs) um ihre Mutter zu schützen und man vor ihr auf der Hut sein muss (vor allem die "weissen Doc-Mäuse"), damit man nicht zerkratzt wird.

Ich würde mich "tierisch" freuen, wenn du mir schreiben würdest liebe Jana (caty).
Wenn du mir die nächsten Tage an meine E-Mail-Adresse schreibst, verrate ich dir auch meine Adresse.
Herzlichen Dank schon mal im Voraus.

Liebe Bettina,
wie wäre es, wenn du deinem Vater schreiben würdest?
Wäre dies nicht eine Möglichkeit, sozusagen als Einstieg - ihm zu sagen, wie lieb du ihn hast? Was er dir bedeutet?
Zu schreiben - falls in der Vergangenheit Versäumnisse / Fehler gemacht wurden - dass es dir leid tut.
Ich habe meiner Schwester auch schon ganz viele liebe Briefe geschrieben. Vielleicht eine Kleinigkeit beifügen, von dem du weisst, dass es dein Vater freuen würde (z.B. eine schöne CD / ein Gedicht, eine selbst gepflückte Blume, ein Foto von dir... Möglichkeiten gibt es da viele)


So für den Moment grüsst euch herzlichst
die kleine,dicke Robbe Lisa


name@domain.de
Mit Zitat antworten