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Alt 05.07.2002, 19:14
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Ihr seid so wunderbar gesprächig, ich komme mit dem Lesen gar nicht mehr nach!

Ok. Passende Großkatze: Puma - seid Ihr einverstanden???

Hi Brigitte,
Das mit dem Todesdatum oder eher dieser Prognose Krebs - es gibt da zwei Aspekte: zum einen wurde mir bei der Diagnose brutal klar gemacht, das meine Ma nicht ewig lebt. In dem Augenblick habe ich dieses kindliche Vertrauen verloren, das Eltern irgendwie immer da sein werden. Wie sehr ich auch Kind in dieser Beziehung war, habe ich an diesem sch... Tag mitbekommen. Und dann kam der zweite Schlag: wenn der Krebs gewinnen sollte, wird das für sie vermutlich kein leichter Weg für sie (siehe die Geschichten über Lungenkrebs) und ich würde alles tun, damit sie nicht leiden muß. Wirklich alles.

Und Diagnosen/Prognosen? Ich habe oft hier den Eindruck, das von Ärzten etwas übermenschliches Erwartet wird: wie lange lebt der Betroffene noch. Antworten auf Fragen, denen sie bestenfalls mit Erfahrungswerten und Statistiken begegnen können. Selbst bei "gesunden" Menschen geht das nicht. Aber nur die wenigsten Ärzte geben zu, das Medizin keine Wissenschaft ist. Deswegen geben sie Prognosen, keine Termine, was Lebenserwartungen angeht. Letztes Jahr ist ein Freund von mir Verunglückt - und dreimal gaben sie die Prognose, das er diesen Tag nicht überleben wird, das sein Gehirn wahrscheinlich eingeschränkt arbeiten wird - na ja - er lebt, denkt und seine körperlichen Einschränkungen sind erstaunlich gering. Die Ärzte meiner Ma geben für sie keine Prognose ab, ok, sie haben gesagt, wie das Minimum sein kann - aber mit dem Hinweis, das sie für sie direkt nichts sagen können. So hart es klingt: es wird sich herausstellen.
Vielleicht geht es Dir nicht so, aber viele Menschen brauchen Prognosen ("wie lange noch") - wobei wohl kaum einer wissen will, wieviel Zeit ihm exakt noch bleibt, sondern so mal über den Daumen gepeilt. So wie eine Wettervorhersage oder ein Horoskop (wie wirds den wohl). Allerdings ist der Tag X bei "Gesunden" nicht so brutal ins Gehirn geschossen worden - und wir leben alle irgendwie ewig, gell? Irgendwann in FERNER, FERNER Zukunft werden wir sterben. Nicht in sechs Monaten (deswegen buchen wir ja im Januar den Urlaub), nicht in zwei Jahren (deswegen bauen wir Häuser).
Das wichtigste für mich bleibt: meiner Ma soll es gut gehen und man muß ihr und ihren Wünschen mit Respekt begegnen (hm, das sollte man dann auch auf die "gesunde" Umwelt übertragen, oder?).

Hallo, meine kleine Robbe. *knuddel*
Die meisten Menschen haben zuerst mal Angst vor Schwierigkeiten und sind super hilflos, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Die Feiglinge laufen weg. Die Mutigen (auch wenn sie unsicher sind) bleiben da oder kommen zurück. Leider sind das wenige, aber auf die kann man sich verlassen.
Ich erzähle kaum einen was mit meiner Ma los ist - ich kann dieses Betroffenheits-Unsicherheitsgedrösel nicht ab haben... Und wenn man sich dann deren "nichtige" Probleme anhört: zu viele Parties, Anrufe, bla bla... Manchmal bin ich neidisch. Wirklich neidisch. Aber bevor ich dann mit meiner "Keule" zuhaue, lasse ich das lieber - es bringt eh´ nix. Die Erkenntnis, was wichtig im Leben ist, muß wohl jeder selber machen. *seuftz*

Ruby, irgendwann wirst Du Deine Gedanken auf der Tastatur einfangen können - wenn Du soweit bist, sie in Worte zu fassen. Aber Du bist jetzt schon willkommen *drück*.

Bettina, nutze die Zeit mit Deinem Vater, schreib´ ihm, rede mit ihm - wenn Du das versäumst, schleicht das immer hinter Dir her.

Grüsse
Jana
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