Einzelnen Beitrag anzeigen
  #251  
Alt 26.02.2013, 08:31
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.508
Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

Liebe Nina und liebe Carmen,

auch wenn Trauer unterschiedlich verläuft, so ähnelt sich doch vieles und auch ich kann sagen, dass ich ähnlich empfunden habe. Ihr befindet euch tatsächlich in einem Schockzustand, in einer Art Starre gefangen, denn der Verlust des geliebten Papas und des geliebten Partners ist so immens, dass der Schmerz euch "auffressen" würde, würdet ihr ihn komplett zulassen. Ich denke, dass unsere Seele nur scheibchenweise die Schmerzen zulässt, so wie wir sie "verdauen" können. Es dauert, bis ihr realisiert, was passiert ist und das Ausmaß erkennt. Wenn es euch möglich ist, dann verharrt eine Weile unter der "Trauerglocke" in der Stille. Ich habe die Außenwelt als brutal laut empfunden, die Geräusche taten meinen Ohren weh und waren mir unerträglich.
Es ist gut, wenn die Abschiedsfeier nicht so lange auf sich warten lässt... Auch ich werde in Gedanken am Mittwoch bei dir und deiner Mama sein, liebe Nina. Man meint, diesen Schritt nicht mehr gehen zu können, weil die Kraft fehlt und fühlt sich einfach nur ferngesteuert. Carlos schrieb einmal, der Autopilot sei aktiviert... Genauso fühlt sich das an! Und doch gibt so eine Abschiedsfeier auch Trost. Wenn so viele Menschen gemeinsam trauern, dann vereint diese Trauer. Und mir hat es auch gut getan, dass so viele Begleiter/innen meines Vaters ihre Erinnerungen an ihn mit uns teilten. Das war ein schönes Erlebnis. Und wenn ihr diesen Schritt gegangen seid, dann habt ihr wieder eine Hürde genommen auf eurem Weg. Auch am 04..03. werde ich ganz fest an dich denken, Carmen! Und die Nr. 11, nun ja, auch ich glaube nicht an Zufälle. Alles geschieht aus einem Grund. Oft erschließt sich uns erst sehr viel später der Sinn.

Dass ihr derzeit nicht weinen könnt, euch leer fühlt, ist nur allzu verständlich. Ihr habt die letzten Monate so viel gegeben, so intensiv gelebt mit und führ eure Lieben, dass jetzt einfach die Kraft fehlt. Und darauf kann man sich nicht vorbereiten... Und Tränen sind kein Maßstab für Schmerz und Traurigkeit... Setzt euch damit nicht unter Druck. Meine Mutter konnte monatelang nicht weinen. Sie saß oft wie versteinert da. An vielen Tagen fehlte ihr die Lebenskraft, um einfach aufzustehen. Ich denke, sie befand sich tatsächlich in einer emotionalen Eiswüste. Aber es ist gut, wenn man all das, was in einem ist, zulassen kann. Ob es Leere ist, Wut, Angst, Trauer oder was auch immer. Es wird euch helfen, euren Weg zu gehen.

Ganz liebe Grüße
Miri
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten