[Mirilena]

Liebe Elke,

mir tut es so leid, wenn ich deine Zeilen lese... Da steigen wieder so viele Bilder in mir hoch.

Eine Prognose wird dir wohl kein Arzt geben können. Ich persönlich halte auch nichts von Prognosen, denn letztlich kann dir niemand mit Gewissheit sagen, wie viel Zeit euch bleibt. Du schreibst ja selbst, dass der Zustand deines Mannes so schlecht ist und ihr wisst, dass es nicht mehr allzu lange gut gehen wird, so wie es jetzt ausschaut.

Allgemein kann man wohl sagen, dass bei Lungenkrebs mit Metastasen nicht mehr operiert werden kann. So habe ich das zumindest bei der Deutschen Krebsgesellschaft nachgelesen und uns wurde es auch so erläutert durch den Onkologen. Auch mein Vater hatte Lungenkrebs (Plattenepithelkarzinom auf beiden Lungenflügeln und Knochenmetas im Schulterblatt). Er konnte nur noch palliativ behandelt werden, d.h. mit Chemotherapie und sehr viel Bestrahlung... Auch ihm ist das gar nicht gut bekommen. Den Tipp mit dem Anlauf bei der Palliativmedizin, den kann ich nur unterstreichen. Sollte dein Mann Schmerzen haben, kann ihm dort sicherlich geholfen werden! Und er wird dort ganzheitlich betrachtet, als Mensche wahrgenommen und nicht nur als Patient. Allein das wird ihm in der schwierigen Situation gut tun.
Ich kann dich so gut verstehen, dass du deinem Mann ermöglichen möchtest daheim zu bleiben. Hast du schon einmal vom "Familienpflegezeit"-Gesetz gehört? Es ermöglicht Berufstätigen, für einen Zeitraum von 6 Monaten ihre Arbeitszeit auf wöchentlich minimal 10 Stunden zu drosseln. Man erhält weiterhin 75 % des Gehalts durch eine spezielle Bank als eine Art Kredit (zinslos). Nach den 6 Monaten steigt man wieder voll ein und zahlt sozusagen seine Schulden bei der Bank ab und so lange überbrückt man weiterhin mit den 75 %. Allerdings muss dein Arbeitgeber zustimmen! Das wäre aber zumindest wert, überdacht zu werden. Für eine Pflege zu Haus kannst du das Palliativnetzwerk einbeziehen. Da gibt es die SAPV (Spezielle Ambulante Palliativversorgung), die von den Krankenkassen übernommen wird. Außerdem könnt ihr einen Antrag auf Pflegestufe für deinen Mann stellen (Eilverfahren über den Sozialdienst des Krankenhauses). Mein Papa bekam die Stufe 2 und wir (meine Mutter und ich) haben die kombinierte Pflege beantragt, so dass wir den Pflegedienst in Anspruch nehmen konnten für die tägliche Hygiene.
Es ist so hart, wenn ein geliebter Mensch diese Diagnose erhält und deine Welt zusammen bricht! Auch du kannst die Hilfe holen bei einem Psychoonkologen (Krankenhaus). Das wäre sicherlich nicht verkehrt, denn die Krankheit hat euer Leben auf den Kopf gestellt und wenn du deinem Mann den Wunsch erfüllen möchtest, daheim bleiben zu können, dann wird es eine schwere zeit für euch.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und dass es deinem Mann bald ein wenig besser gehen möge!
Liebe Grüße
Miriam