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Alt 27.03.2013, 15:25
undine undine ist offline
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Standard AW: Psychotherapie

Liebe Sonja,

es tut mir sehr leid, dass du deine Ma verloren hast.

Ich habe meine Mutter vor etwas über einem Jahr Weihnachten verloren. Sie hatte Lungenkrebs.

Bei der Diagnose 2010 gab man ihr wenige Wochen; ich habe sie das eine Jahr, das sie noch lebte, begleitet.
Es war die schwerste Zeit meines Lebens, aber auch die intensivste und in manchen Momenten auch die Schönste, weil meine Ma und ich uns so unglaublich nah waren.

Und obwohl meine Ma richtig Abschied nehmen konnte; alles gesagt wurde und sie mit ihrer Hand in meiner für immer eingeschlafen ist; sprich: obwohl ich dachte; es ist richtig, dass sie geht, weil ihr Körper nicht mehr kann, hat es mich das darauffolgende Jahr total zerrissen.
Ich kam überhaupt nicht klar; jedes Gefühl, jeder Gedanke drehte sich um meine Ma, die nicht mehr da war; mit der ich so unglaublich verbunden war.

Im letzten Herbst habe ich mich dann entschlossen, eine Therapie anzufangen; auch mit den Gedanken, dass ich über meine Ma reden kann, ohne mein Umfeld sprachlos zu machen. Denn dadurch, dass meine Ma viel länger krank war als gedacht, wollten alle das Thema "abhaken". Und mein Vater war danach erst sehr krank und hat sich anschließend nur auf die Zukunft konzentriert. (Was ich gut und richtig fand, aber ich vermisste, es mit jemanden über meine Ma zu sprechen, weinen zu dürfen, zu trauern, zu schreien; meinen Schmerz rauszulassen.)

Jetzt, knapp 5 Monate später, merke ich, wie sehr mir diese Therapie hilft. Ich begreife mich und die Beziehung zu meiner Ma mehr; es hilft mir, loslassen zu lernen.

Ich kann es dir nur von ganzen Herzen empfehlen, wobei es natürlich wichtig ist, jemanden zu finden; mit dem die Chemie stimmt. Allerdings braucht das auch seine Zeit. Am Anfang dachte ich: "Das wird nie was mit dem Therapeuten"…mittlerweile finde ich ihn große Klasse.

Du wirst dann auch dein eigenes Tempo finden, dich zu öffnen oder nicht oder langsam. Denn das Ganze findet nur für dich statt: damit es dir besser gehen wird.

Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und dass du die Hilfe findest, die du für deine Trauerarbeit brauchst. Ich denke, das ist ein guter Weg.

Undine
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Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.

Geändert von undine (27.03.2013 um 15:30 Uhr)
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