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Alt 31.03.2013, 13:39
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Wirkung von Topocetan bei Hirnmetas

Hallo Tina! Ich verstehe dich soooooo gut und es tut mir unendlich leid dass ihr so etwas auch mitmachen müsst!
Ja, man funktioniert einfach weiter, man denkt nicht wirklich nach, man steht jeden Morgen auf ohne an die Zukunft zu denken. Ich habe zu dieser Zeit nur in der Gegenwart gelebt, ich hatte zu viel Angst in die Zukunft zu blicken und mir tat es weh an die glückliche Vergangenheit zu denken. Es blieb da nur mehr die Gegenwart und ich wusste dass ich für Papa stark bleiben muss, egal was kommt.
Ich kann es sehr gut nachempfinden, es ist wirklich zum Verzweifeln! Mir hat es auch immer fast mein Herz gebrochen wenn ich gesehen habe dass Papa leidet. Nicht das körperliche Leid, das fand ich nicht am Ärgsten, es konnte ja auch durch Medikamenten gelindert werden. Nein, es war das psychische, das seelische Leiden, das am Leben bleiben wollen und doch zu wissen oder besser zu spüren dass es nicht mehr lange so sein wird.
Auch bei uns wurde dann von den Ärzten entschieden dass keine Chemo mehr gegeben wird, das war schon entschieden wo wir Papas Zustand noch gar nicht als so schlecht ansahen aber die Ärzte sahen das da schon mit anderen Augen und wussten da wahrscheinlich schon mehr als wir.

Ganz ehrlich muss ich sagen dass ich es mir die letzten 2 Tage gewünscht hatte dass Papa loslassen kann. Papas Zustand war in meinen Augen nicht so schlecht dass man Angst hatte dass er im nächsten Augenblick stirbt aber er war eben auch schon sehr sehr schwach und die ganze Palliativgeschichte (Gott sei Dank gibt es Palliativ!) und der Pflegeantrag das war nicht mehr Papas Welt, das wollte er nicht mehr. Ich wusste das und deshalb habe ich ihn bewusst losgelassen. Es tut weh, verdammt weh aber wenn das Leid überwiegt und der Mensch nicht mehr viel von seinem bisherigen Leben hat dann ist es wahrscheinlich richtig wie es eben ist.

Liebe Tina, es tut so schrecklich weh aber es kommt jetzt die Zeit des Loslassens auf dich zu! Mir hat das Buch von Elisabeth-Kübler-Ross sehr geholfen (Über den Tod und das Leben danach). Anfangs hatte ich auch eine Scheu davor und habe mich irgendwie sogar ein bisschen geschämt dass ich schon so weit vor denke und mir so ein Buch kaufe. Es kostete mich einiges an Überwindung aber das Lesen tat dann wirklich gut!

Heute ist Ostersonntag, Papa fehlt mir sehr aber ich bin dankbar dass er nicht mehr leidet. Jetzt würde er, wenn er noch leben (oder leiden) würde nicht mehr bei uns am Tisch sitzen, nein, er würde in einem Krankenbett liegen und dahindösen und würde nicht mehr viel von seinem und von unserem Leben mitbekommen. Es tut weh und es ist verdammt schwer aber ich bin trotzdem dankbar!

Tina, ich wünsche dir dass du deine Mama noch so lange wie möglich bei dir hast und dass ihr noch einige schöne Momente miteinander verbringt aber am meisten wünsche ich euch dass deine Mama nicht allzu viel leiden muss. Denn wenn das Leid zu groß wird, dann ist Erlösung wahrhaftig eine Gnade!

Ich wünsche dir einigermaßen gute Ostertage und ich denke ganz fest an dich! Ich versteh dich! Alles Liebe und Kraft
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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