Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1028  
Alt 18.04.2013, 23:38
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 01.04.2011
Ort: Berlin
Beiträge: 1.877
Standard AW: Kampfküken kämpft weiter

Guten Abend liebe Arsinoe,

oh was sind dann das für schlechte Nachrichten am Abend??
fühl dich mal dolle

gerade heute abend ist mein kopf ganz leer, um dich etwas zu trösten, kann ich dir meine Perspektive und Geschichte dazu erzählen, weil ich das, was Dir jetzt klar wird schon hinter mir habe.
ich bin im Sommer diesen Jahres "ausgesteuert" worden, das heißt ich hatte die maximale Zeit der Krankschreibung erreicht. Dann ging es darum, welchen Grad der Arbeitsfähigkeit ich anstrebe. Nach dem, was wir hinter uns haben, ist das ganz klar ja keine 100% mehr. Wobei man, wenn man das wirklcih will, auch erreichen KÖNNte. Aber würden wir das überhaupt wollen? Mal ehrlich?

Du hattest ja noch mehr Pech als ich und hast viele Dinge zurückbehalten, die Dir Schmerzen, Probleme und Einschränkungen bereiten. Du würdest dich ja quälen müssen, um wieder mehr als nebenbei arbeiten zu gehen.
das geht doch gar nicht, liebe A. Du brauchst Deine Kraft fürs weitere Überleben, um zu sehen, dass es dir gut gehen und dass das so bleibt.

Bei mir war das dann so, dass eine schmerzhafte Erkenntnis einsetzte: mein "altes" Leben war unwiederbringlich vorbei. Und ich befürchte, an diesem Punkt stehst du momentan gerade, wenn Du schreibst: Wenn ich davon ausgehen muss, dass eine 100 %-Arbeitsfähigkeit unrealistisch ist, ....

Also, mein altes Leben gab es nicht mehr und würde es nie mehr geben.
Ich würde nie mehr arbeiten gehen. Warum? weil ich weiss, so sehr das auch schmerzt und unvorstellbar ist, dass meine Zeit begrenzt ist. Es sind noch 3,4, 6, 8 und wenn es ganz gut geht 10 Jahre, aber mehr nicht.
und als ich mir durchdrungen von Schmerz, die Frage stellte, wie diese begrenzte Zeit aussehen soll, wurde mir klar, das Arbeiten in meinem geliebten Beruf nicht mehr dazu gehören wird und kann. Die Energie, die ich dafür bräuchte, würde mein Leben vermutlich zusätzlich verkürzen.
Und so habe ich Nein gesagt.

Was jetzt? jetzt fehlt das Geld an allen Ecken und Enden. Ich kämpfe seit Monaten um die Rente, und wenn ich sie jetzt dann bekomme, dann wird es sehr sehr wenig sein. Denn WIR sind doppelt "verar......", die wir jung sind: wir haben noch nicht lange gearbeitet und so fällt die Rente klein aus, und durften auch noch nciht mal den Großteil eines normal langen Lebens leben.
Aber das ist unsere lebensrealität. Ich kann nur für mich sprechen: wenn man darüber ausreichend getrauert hat; das Jung-sein, die Wenig-Rente, die Krankheit an sich und den Verlust der Berufes und des früheren Lebens, dann geht es weiter und ich für mich gesprochen kann sagen, dass ich das Lebensglück auch wiedergefunden habe.

Und so wie ich dich kenne, als kluge, kraftvolle, nachdenkende, liebende, kämpferische, realistische Frau - du wirst das schaffen, da glaube ich fest daran.


Nun hast Du neulich mir erst so begeistert von Eurem Haus geschrieben und ich hatte so bei mir gedacht: ach wie schön, dass sie in so einem schönen Haus sitzen dürfen und das auch nur zur Miete ohne diesen Schuldenberg des Kaufs, vor dem wir sitzen.
Tja, vermutlich ist die Überlegung, diese Wohnsituatuion bald zu ändern, sehr realistisch gedacht. Denn die Reduzierung der laufenden Kosten ist mit das wichtigste.

Wenn ihr es irgendwie organisieren könnt, hat es seine Richtigkeit, all deine Energie in den kampf gegen die Krankheit zum einen, und zum anderen in die Organisation deines Alltages mit deinem Mann aufzuteilen. Das reicht eigentlich. also finde ich.
Klinge ich eigentlich schlaumeierisch? ich hoffe nicht, will ich nicht sein.
Ich versuche dich nur irgendwie zu trösten oder trösten zu wollen mit meiner Geschichte.

Und dann hast du auch noch neue Schmerzen. Und mit diesen Schmerzen ist wie jeder von uns ja sofort wieder diese Angst da. Ich weiss es so gut.
wünsche dir, dass es morgen einfach nciht mehr da ist.

noch eine kurze Info zur PIPAC: du kannst/ darfst das derzeit nur machen lassen, wenn du frei von Fernmetastasen bist. Das muss durch CT/MRT vor Behandlungsbeginn belegt werden. Das hattest Du gelesen, oder?
eine sehr gute Freundin von mir hat momentan auch das Problem, "erst mal" eine Metastase wegbekommen zu müssen ... sie will auch unbedingt PIPAC machen.

Meine Liebe, ich geh jetzt ins Bett,
sorry, falls es wirr war, ich habe heute einiges an Schmerzmitteln intus und nicht gerade meinen besten Abend.

Fühl dich einfahc getröstet von mir, o.k.?
LG
Birgit
Mit Zitat antworten