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Alt 08.05.2013, 17:08
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LupusAngelus LupusAngelus ist offline
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Standard AW: Ich habe das Gefühl, alles falsch zu machen :-/



Ich bin positiv überrascht: seit dem letzten Krampf Sonntag Abend gab es bisher keinen *freu* und es scheint sich täglich zu bessern.

In der Nacht zu Montag schlief sie durch Tavor und OraMorph sehr gut. Allerdings stand sie schon um halb 6 auf. Ihr ging es soweit richtig gut, sie war klarer als sonst (außer das sie den TV ja auf vollste Lautstärke stellte )...bis zum Mittag. Dann war der starke Schmerz wieder da. Ich hab ihr das Oramorph gegeben und sie überreden können, sich etwas hinzulegen. Sie hat dann etwas über 2h geschlafen, zuckte dann hoch und sprach mich mit dem Namen meines bereits 2009 verstorbenen Vaters an. Am Nachmittag hat sie dann abgebaut, war in Gedanken versunken, strahlte eine innere Unruhe und Nervösität aus, das war wahnsinn. Sie wollte schon um 17 Uhr essen und dann gleich ins Bett. Um 19 Uhr hat sie dann ihre Schlaftablette genommen und den Rest vom OraMorph und ist ins Bett, stand aber eine Stunde später wieder auf, weil sie da endlich für kleine Mädchen konnte. SIe hatte es den ganzen Nachmittag versucht, aber konnte nicht. Die Nacht zu Dienstag wurde dann allerdings sehr kurz, da sie immer noch sehr starke Schmerzen am Hintern hatte. Sie hat trotz geschlossenen Mundes sehr laut gestöhnt vor Schmerz, so dass ich beim SAPV nachfragte, die mir dann zur Gabe von Tavor rieten. Irgendwann um halb 3 schlief sie dann.

Am Dienstag war sie auch schon gegen halb 7 auf, hat gefrühstückt und Tabletten genommen und es ging ihr super. Um halb 9 kam die Ärztin, besprach mit uns die Medikamente und den Notfallplan. Die Schmerzen können von Metastasen am Steiß kommen, oder aber von Hämorriden. Aber untersuchen wolle man jetzt nicht, der Schwerpunkt liege auf der Scherzbekämpfung
Als sie ihr sagte, dass sie nicht mehr allzuviel Zeit habe, schaute meine Stiefma ganz entsetzt, so dass ich entgegen meiner Natur eingriff und zu ihr sagte, dass die Ärztin meinte, dass wir Jüngeren eine jetzt noch längere Lebenszeit haben, als sie mit 69. Dann musste ich für ne gute Stunde aus dem Haus, aber die Hospizbetreuerin war ja extra dafür da. Unzufrieden wurde sie, weil ich kein Broiler bekommen habe und auf Gulasch ausgewichen bin. Dann wollte sie wieder eine Morphiumkapsel (doppelte Dosis wie das OraMorph) wegen ihrer starken Schmerzen. Statt sie oral einzunehmen, konnte ich sie gerade noch davon abhalten, sie sich anal reinzuschieben......danach hab ich die Medikamente so weggepackt, dass sie sie nicht sehen kann, aber andere Betreuer sie sofort finden können. Ansonsten war es genauso wie am Vortag (nur ohne Mittagsschlaf)...nicht pipi machen können, nur beobachten, kaum reden, früh Hunger, wollte mit mal ins Bett usw. Diesmal allerdings, als sie dann Pipi machen konnte, war der Urin braun und ihr Nieren taten ihr weh.

Nur kam sie dann heute Nacht um halb 2 in die Stube (wo ich schlafe), stellte Festbeleuchtung an und sagte ich soll weiterschlafen . Sie bekomme nur keine Luft, sprach's und zündete sich ihre Zigarette an . Ich hab mich dann beim SAPV erkundigt (GottSeiDank kann ich die rund um die Uhr anrufen), sollte ihr ne Tavor geben und sie wieder ins Bett schicken. Ne Tavor konnte ich ihr geben, nur wollte sie erst noch eine rauchen

So und heute, am Mittwoch, geht es ihr fast durchgehend den Umständen entsprechens sehr gut. Hatte bis jetzt guten Appetit. Nu sitzt sie wiedre da, wippt nervös das Beinchen ein wenig und fängt an, einiges durcheinander zu bringen. Das Zittern geht heute etwas...jedenfalls bis jetzt. Und ganz ehrlich gesagt ärgert es mich, dass sie fast Kette raucht...und das bei Luftnot . Ich komm mir nämlich echt jedes Mal blöd vor, bei denen im SAPV anzubimmeln um zu fragen, was ich machen kann. Gut, die sind dort extremst nett, aber es ärgert mich halt trotzdem.


So und nu zu meinen Fragen (verzeiht nach wie vor vorhandene meine Unwissenheit):
Cortison sollen wir jetzt auf 2x4mg / Tag reduzieren...aber wird das nicht benötigt, wegen der Wasseransammlung bei den Metastasen im Hirn? Was ist mit den Metastasen, die sich so noch gebildet haben (in der Lunge und wer weiß noch wo (im schlimmsten Fall auch am Steißbein, wie die Ärztin gestern sagte)).

Als ich das bei einem Telefonat, ich glaub, mit dem Hospizverein erwähnte, dass es ihr zur Zeit sehr gut gehe und ihr Appetit auch gut ist, sagte man mir, dass ich darauf gefasst sein muss, dass es auch ganz schnell wieder schlecht gehen könne. Geht es tatsächlich so schnell? Oder ist Hoffnung berechtigt, auch wenn es keine Chemo, Bestrahlung oder OP gibt?

Überall liest man, dass der ganze Mist unbehandelt innerhalb von wenigen Wochen zum Tod führen kann? Meinen die mit "unbehandelt" jetzt Chemo, Betrahlung und OP? Weil die, die ich frage, weichen mir immer aus...dabei will ich doch nur wissen, auf was ich mich einstellen muss. Zur Zeit versuche ich jeden Tag normal laufen zu lassen und sie nicht zu sehr zu betutteln. Sie soll genießen...auch wenn sie den Verlauf ihrer Krankheit noch nicht offen akzeptiert, ständig am Grübeln ist, viel friert und vergisst . Und dann diese innere Unruhe, Nervosität...kann dies durch die Medikamente kommen?

Ich hab sie jetzt mehrfach auf das Cyber-Knife in Güstrow angesprochen, aber sie will nicht. Selbst nach Plau darf mein Schatz mit der MRT-CD alleine fahren. Weil sie einfach nicht rausgehen will. Aber sie will noch 15 Jahre leben...und wenn ich dann am Telefon, z.B. mit dem SAPV, die dann nachfragen, sage, was ich sehe, dann wird sie teilweise bockig

Sorry, für die vielleicht blöden Fragen...
Seid lieb gegrüßt
Lupi *die*froh*ist*einen*Pflegedienst*für*die*Injektion en*der*Schmerzmittel*nach*Bedarf*gefunden*hat*

P.S.: Ihr Kater, ihr ein und alles verhält sich seit Sonntag übrigens ebenfalls sehr merkwürdig. Entweder läuft er vor ihr weg, ist unruhig wie nix böses oder (und das zu 85%) liegt er nur noch auf einer Stelle und schläft stundenlang. So kenne ich den Süßen gar nicht.
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Fotografie ist die Trauer über die vergängliche Zeit und das Bedürfnis, einige Augenblicke festzuhalten...Die Fotografie kann sie vereinen & daraus neue schaffen ... Fotografie ist unlösbar mit der Zeit verknüpft, die sie festhält, mit der Zeit, die zwischen den Fingern, zwischen den Augenblicken zerrinnt, mit der Zeit der Dinge & Menschen, des Lichts & der Gefühle. Die Zeit wird nie mehr das sein, was sie war.
Jeanloup Sieff (1933-2000)

Geändert von LupusAngelus (08.05.2013 um 21:53 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler korrigiert
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