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Alt 29.05.2013, 16:11
Grisu62 Grisu62 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Hallo Frikadelle,

ja, man gewöhnt sich an die Diagnose und das Leben mit dem Damokleschwert... soviel habe ich in den letzten sieben Monaten lernen können, müssen. Trotzdem hadere ich in regelmäßigen Abständen mit der Situation, die mir ihren Takt diktiert und mich meinen eigenen nicht finden lässt.

Das für mich Schlimme ist der Zwiespalt: einerseits gar nichts mehr planen können, weil man gar nicht weiß, was und wieviel zu welchem Zeitpunkt noch möglich sein wird - und andererseits habe ich vor dem Tag X so unglaublich viel Angst - wir leben seit 30 Jahren miteinander - dass ich versucht bin, mit viel Gedankenplanung den Schrecken kleiner werden zu lassen. Und dann kommt das schlechte Gewissen, dass ich doch nicht darüber nachdenken darf, wie sein wird, wenn mein Mann nicht mehr lebt. ich fühle mich dann immer, als würde ich mir dadurch diesen Tag herbeireden...

Reden hilft - leider verweigert sich mein Mann nach wie vor den meisten Gesprächen. Ich habe ihm dann irgendwann klipp und klar gesucht, dass ich mir dann eben andere Gesprächspartner suchen muss... ich würde sonst verrückt. So habe ich jetzt ein paar mir sehr nahestehende Menschen, mit denen ich über all das rede, was mir auf der Seele brennt. Das gefällt ihm auch nicht, aber bisher hat es bei ihm keine Änderung in der Haltung gegeben.

Bei uns ist es übrigens er, der ständig davon redet, dass er in der kurzen, ihm noch zur Verfügung stehenden Zeit nichts mehr macht, was auch nur irgendwie zukunftsorientiert ist - selbst der Gartenzaun wird nicht mehr repariert... das macht mich manchmal ganz wuschig, denn ich empfinde es dann manchmal (ganz ungerecht) als ein aus der Verantwortung stehlen - denn wenn wir es jetzt nicht machen, bleibt es unerledigt - und dann muss ich es machen, wenn ich irgendwann allein bin...

Liebe Grüße
Grisu
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"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel)
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