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Alt 03.06.2013, 00:17
gilda2007 gilda2007 ist offline
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Standard AW: Stralentherapie

Ich denke, Reden ist nicht immer die beste Taktik. Wenn der andere seine Gefühle, Ängste und Gedanken für sich noch nicht für sich irgendwie sortiert hat, wird er eher wütend werden oder sich noch mehr zurückziehen, wenn er zum Reden gezwungen werden soll. Geht mir selbst auch so.

Bei uns hat es sich bewährt, in Krisenzeiten, wenn die Kommunikation nicht klappt, auf gemeinsame schöne Erlebnisse zu setzen. Und auch gar nicht unbedingt zu zweit. Ist Dein Mann gesellig? Ladet wieder mal Gäste ein oder bitte eine Freundin, was zu organisieren. Macht kleine Ausflüge, geht ins Kino, was immer für dich möglich ist.

Das entspannt, man hat wieder Themen ÜBER die man sprechen kann und kommt endlich überhaupt wieder ANGENEHM ins Gespräch. Und irgendwann, wenn man entspannt und auch wieder fröhlich miteinander sein kann, öffnet sich der andere auch. Das hört sich langwierig an, aber manchmal brauchen die Dinge Zeit, gerade wenn es so große Dinge wie eine Krebserkrankung zu verarbeiten ist.

Ach ja, gute Freunde können Gold wert sein. Ich weiß heute, dass meine Freundinnen oft im Hintergrund zu unseren Gunsten agiert haben: Denkanstöße geliefert, Dinge in einem anderen Licht präsentiert, für gute Stimmung gesorgt haben und auch so ein offenes Ohr auch für meinen Mann hatten.

Auch wichtig: Die Idee des Teams, das man hat. Erwarte nicht, dass Dein Mann für alles zuständig ist. Jede meiner Freundinnen übernahm eine andere "Aufgabe": Die einge ging mit mir oft spazieren, eine andere war auch mal Hobbypsychologin, eine begleitete ich zur Chemo, die andere zu Arztgesprächen, wenn mein Mann keine Zeit hatte. Nicht missverstehen: Ich schloss meinen Mann nie aus, aber er musste nie das Gefühl haben, dass alles nur auf seinen Schultern lastet und dass er kein eigenes Leben mehr haben darf. Wir bewahrten unsere Unabhängigkeit, wie auch vor meiner Erkrankung.

Und ehrlich gesagt glaube ich auch, dass man sich von dem Gedanken verabschieden sollte, dass andere Menschen verstehen, wie man sich fühlt. Das geht einfach nicht, selbst wenn man das scheinbar selbe erlebt hat. Ich denke ganz oft, wenn ich hier lese, dass ich viele Gedankengänge so gar nicht nachvollziehen kann. Man ist und bleibt ein Individuum mit eigener Gefühls- und Gedankenwelt.

Hm, das wurde jetzt etwas lang. Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine.
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lg
gilda

Geändert von gilda2007 (03.06.2013 um 00:19 Uhr)
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