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Alt 29.06.2013, 17:56
MezzoCastrato MezzoCastrato ist offline
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Standard Neuzugang: Leydigzell-Tumor

Hallo zusammen,

vor 4 Wochen bekam ich von meinem Urologen die Diagnose "Hodenkrebs, wahrscheinlich Seminom" und lese seither immer wieder in diesem Forum mit. Erstmal vielen Dank an alle, die sich hier beteiligen, es hat mir schon geholfen, hier so viele unterschiedliche (und zumeist "erfolgreiche") Geschichten von anderen Betroffenen zu lesen. Daher will ich hier auch mal einen Beitrag leisten, auch wenn er für viele vielleicht nicht so interessant ist ...

Am 6. Juni ging ich zum Urologen wegen einer deutlich spürbaren, aber schmerzlosen Vergrößerung meines rechten Hodens. Bemerkt hatte ich diese schon etwa 6-7 Monate früher. Ich war aber zunächst nicht sicher, ob der Hoden wirklich größer geworden war, und beim Abtasten waren keine Knubbel oder Verhärtungen zu spüren.

Im Februar fiel mir dann auf, daß das Ding plötzlich "anders" hing, als würde es etwas nach vorne gedrückt. Es gab jetzt jedenfalls keinen Zweifel mehr, daß der Hoden größer geworden war. Aber da es immer noch keine Knubbel oder Verhärtungen gab, beruhigte ich mich damit, daß es wohl eine kleine Hydrozele sein könnte.

Der Hoden wurde aber jedenfalls nicht kleiner, und ich dachte, daß man das so ja nicht lassen könnte, auch wenn es kein Krebs wäre. Also zum Urologen und dann doch einigermaßen schockiert, als der Arzt nach der Sonografie sagte "Hodentumor". Der Tumor saß mitten im Hoden und daher fühlte man keinen Knubbel.

Diagnosestellung war am Donnerstag, die OP (Orchiektomie) solle dann gleich am Montag sein. Das war mir etwas zu knapp, so verschoben wir den Termin auf den darauffolgenden Donnerstag (also knapp 2 Wochen). In der Zwischenzeit Spermaabgabe, OP-Vorbereitung (Blutbild, EKG) und CT Abdomen (Bauchraum)/Röntgen Thorax (Brustkorb).

Bei der Spermaabgabe kam raus, daß ich nur 4 Mio. Spermien/Milliliter hatte, was ziemlich wenig, aber nicht hoffnungslos ist Normal sind wohl so ca. 20-25 Mio. Ich bin zum Kinderwunschzentrum in München-Pasing gegangen und kann das nur empfehlen, Ärzte, Personal und Räumlichkeiten waren sehr angenehm.

Beim Blutbild war alles normal außer einem deutlich erhöhten Östradiol-Wert. Also auch die Tumormarker waren unauffällig. Das gibt es bei Keimzellentumoren anscheinend auch hin und wieder.

Das CT / Röntgen zeigte keinerlei Anzeichen für irgendwelche Metastasen oder vergrößerte Lymphknoten. Das war natürlich eine große Erleichterung, wenn auch keine Garantie dafür, daß keine Metastasen mehr kommen würden.

Vor der OP war ich sehr aufgeregt, insbesondere wegen der Narkosenachwirkungen, war aber alles super easy :-) Ich sagte zu der Anästhesistin noch "Wow, jetzt wird mir etwas schwindelig ...", dann wachte ich auch schon wieder auf.

Vor 3 Tagen jetzt der histol. Befund: Leydigzell-Tumor, 2,5 x 2,7 cm groß. Normalerweise (90%) gutartig. Es gibt keine eindeutigen histologischen Kriterien für Malignität (Bösartigkeit). Einziges "Kriterium" ist eine Metastasierung, d.h. wenn man Metastasen bekommt, war das Ding bösartig. Bösartige Leydigzell-Tumoren sprechen weder auf Chemo noch auf Strahlung wirklich an.

Hm. Toll eigentlich, aber das "normalerweise" stört doch irgendwie ein bißchen ... Was ist mir den restlichen 10 Prozent? Ich habe einen Freund, der Urologe und Chirurg ist. Sowohl er als auch mein Urologe haben gesagt, vergiß das, bei der Größe und Deinem Alter. Äußerst unwahrscheinlich, daß es bösartig ist. Mein Urologe hat mir sogar empfohlen, erst in einem halben Jahr nochmal ein CT machen zu lassen, und auch nur "zur Beruhigung".

Ich frage mich echt, woher die diese "Gewißheit" nehmen? Nicht daß ich den Teufel an die Wand malen will, aber 10% sind ja nicht nix, und Metastasen können laut Literatur auch noch Jahre nach der Entfernung des Tumors auftreten (arrrgh).

Hat hier irgendwer Erfahrung mit einem solchen Teil oder kennt jemanden? Eigentlich sollte ich mich wohl freuen und einen Haken dranmachen, aber im Moment fällt mir das noch ziemlich schwer, vielleicht auch weil ich 3 Wochen lang "sicher" war, Hodenkrebs zu haben ...
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