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Alt 10.08.2013, 20:01
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Tina!
Es freut mich wenn ich lese dass du dich ablenkst und ein bisschen unter die Leute gehst. Ich kann dich so gut verstehen. Im Ruhezustand, wenn man alleine ist und zur Ruhe kommt, dann kommen diese schlimmen Bilder. Ich versuchs auch immer dass ich mich ablenke. Heute war ich mit einer Freundin frühstücken und dann noch shoppen in der Stadt. Manchmal hat man einfach eine kurze Zeit wo man seine Trauer ganz weit hinten lässt und es fast so aussieht als ob man ins "normale" Leben zurückkommt. Es dauert aber nicht ewig an, spätestens zuhause ist die Stimmung dann wieder ein bisschen getrübter und nicht so unbeschwert. Aber mein Citytrip war schön und das Frühstück einfach lecker und ich habe Papa am Wochenmarkt wieder einen schönen Wiesenblumenstrauß gekauft.

Ja, es ist so seltsam, wenn man plötzlich wieder planen kann und nicht zittern muss ob man den Termin einhalten kann oder nicht. ICh würde auch lieber nicht planen und meinen Papa noch haben können! Nein, wir sind nicht gefragt worden und auch unsere Eltern nicht. Ich weiß nicht, manche Leute sagen es ist Schicksal, andere sagen es sei vorbestimmt, andere wieder es sei purer Zufall. Ich bin sowieso durcheinander. Auch die Glaubensfrage macht mich durcheinander und ich bin ständig am Zweifeln. Woher kommen wir und wohin gehen wir, das frage ich mich ständig.

Liebe Brinchen! Es tut mir leid, dass auch du deinen Papa so bald gehen lassen musstest. Ich habe auch die erste Zeit während der Krankheit von Papa nur mitgelesen im Forum und es hat mir unheimlich geholfen. Irgendwann wollte ich dann selber mitschreiben und es hilft mir immer noch! Es tut gut wenn man sich mit jemanden austauschen kann der selbst solche schlimmen Dinge erfahren musste.
Mein Papa ist im Februar gegangen und ich bin auch immer noch sehr oft neben der Spur und kann es nicht fassen dass er einfach nicht mehr da ist. Manchmal spüre ich ihn noch so sehr und dann ist er mir wieder manchmal so fern.

Auch ich fühle mich oft sehr ausgelaugt und schwach. GsD habe ich ja im Moment Ferien und kann ein bisschen rasten. Aber während der Schulzeit war ich oft am Verzweifeln weil ich zu schwach zum Arbeiten war. Ich musste mich immer wieder und jeden Tag neu aufraffen. Auch jetzt in den Ferien fällt es mir schwer aufzustehen und ich wache nachts oft auf und kann dann stundenlang nicht einschlafen. Papas Bilder, gerade zum Schluss, gehen mir dann immer wieder durch den Kopf.
Ich hoffe dir hilft das Schreiben hier ein bisschen. Schreib dir alles von der Seele, hier sind so liebe Menschen die das selbe Schicksal mit dir teilen.

Ich weiß, es wird jetzt langsam zu lang und schon sehr mühsam zu lesen aber eines belastet mich heute noch sehr.

Wir haben heute in der Umgebung ein Fest, es spielt eine Live-Band. Diese Band spielt Country-Musik. Mein Papa hat Country-Musik geliebt, er ist oft auf Country-Feste gegangen.
Ich weiß, wenn Papa noch unter uns wäre, dann wäre er jetzt auf diesem Fest und ich finde diese Lieder wunderschön - aber es zerreißt mir fast das Herz wenn ich diese Lieder höre und weiß dass Papa nicht dort sein kann.
Manchmal ist alles einfach sehr sehr schwierig!

Tina, meine Schule geht erst am 9. September wieder los, muss aber vorher schon ganz schön viel vorbereiten. Drück dich und lass es dir gut gehen heute!

Wünsche euch ein schönes Wochenende, morgen soll die Sonne wieder scheinen! Alles Liebe
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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