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Alt 13.08.2013, 07:03
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Myri78 Myri78 ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs und Knochenmetastasen

Hallo Ihr Lieben,
ich habe mich lange nicht mehr gemeldet...

Was soll ich sagen ? Ich bin müde und kraftlos. Papa liegt in seinem Bett, kann nur noch aufstehen, um sich auf den Toilettenstuhl zu setzen. Er hat keine Kraft mehr. Die Schmerzen halten sich in Grenzen, da er nun Fentanyl-Tabletten, 4x tgl. bekommt und 75mg Morphium-Pflaster. Dazu MCP-Tabletten wg. der Übelkeit, die immer mal wieder auftritt.

Gestern war der Tiefpunkt überhaupt. Ich kam zu ihm rein und er hat angefangen zu weinen. Ich habe noch nie jemanden so verzweifelt weinen sehen, geschweige denn meinen Papa. Er hat nur noch geweint, über eine Std. - Mama und ich konnten ihn kaum beruhigen und haben natürlich mit geweint. Er sagte immer wieder: Ich will nicht mehr, ich will sterben, ich will nicht mehr leben, ich will nicht mehr. Dann hat er angefangen zu beten, dass er endlich gehen darf. Es war bis jetzt der mit schrecklichste Tag in meinem Leben. Ich hab der HÄ angerufen und die Arzthelferin kam vorbei und hat Papa eine Art Beruhigungsspritze gegeben, ich hoffe, sie hält etwas an.

Es ist schrecklich mit anzusehen, wie er immer weniger wird, mein starker, großer Papa und ich ihm nicht helfen kann.

Er ist auch ziemlich unruhig die letzten Tage. Tagsüber will er sich immer wieder im Bett aufsetzen. Ist das ein Zeichen für irgend etwas ?

Er bekommt Erhaltungstherapie mit Alimta, da der Tumor geschrumpft ist und nach dem 2. CT auch in dieser Größe geblieben ist. Die Knochenmetas haben sich auch nicht vermehrt. Und doch ist es ein wahnsinniger Abbau. Papa hat einfach keine Kraft mehr und er will wirklich nicht mehr. Er hat nun schon öfter Bluttransfusionen bekommen, weil die Werte nicht gut waren, danach gehts ihm immer sichtlich besser.
Gestern war ich nahe dran ihn zu fragen, ob er die Chemo beenden möchte. Er möchte so gerne endlich gehen können und ich sehe keine andere Möglichkeit, als die Chemo abzubrechen. Aber ich konnte ihn nicht fragen, ich denke immer noch, er muß alleine darauf kommen, wenn er das möchte. Oder meint ihr, er denkt gar nicht an so etwas ? vor lauter Verzweiflung ?

Das Pflegebett haben wir inzwischen, er möchte aber noch im Schlafzimmer bei Mama sein und so lange das geht, machen wir das natürlich. Mama wäscht ihn usw. und ich ziehe ihm morgens bevor ich arbeiten gehe die Thrombosestrümpfe an.

Seit 2-3 Tagen isst er nicht mehr viel und zum Trinken müssen wir ihn immer auffordern.

Ich hab keine Ahnung, wie das noch weitergeht oder wie lange ? was meint ihr ? es kann wohl niemand sagen...

Ich bin unendlich traurig und fühle mich so hilflos, so unendlich hilflos...

Bei der Hitze draußen können wir natürlich auch nicht raus mit ihm und er liegt im abgedunkelten Zimmer, damit die Hitze nicht reinkommt. Das macht natürlich noch mehr depressiv. Radioempfang ist schlecht in seinem Zimmer und TV möchte er nicht so oft schauen, weil er gar keine Kraft und Muse dazu hat. Wir sitzen so oft wie möglich bei ihm und das scheint ihm gut zu tun. Und uns auch.

So hart es klingen mag aber seit gestern wünsche ich mir für ihn, dass er endlich gehen kann, denn so verzweifelt wie er ist / war, möchte ich ihn nicht mehr erleben. Es tut so weh... und auf der anderen Seite sind wir froh, dass er es endlich mal rausgelassen hat, wer weiß, wie lange ihn das schon bedrückt und gestern war einfach die Kraft am Ende.

Habt ihr Ratschläge für mich, wie wir es ihm so angenehm wie möglich machen können ohne ihn zu "stressen", weil er oft müde ist und einfach nur schlafen möchte. Ich bin für alles dankbar
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Mein Papa - Adenokarzinom mit Knochenmetastasen, Stadium IV, ED 01/2013

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