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Alt 16.08.2013, 08:37
papillon0110 papillon0110 ist offline
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Standard AW: Mama - Malignes Melanom mit Fernmetastasen

Meine Lieben,
ich meld mich mal wieder. Was soll ich sagen? Wie oft hab ich diesen Satz schon gelesen und sogar glaub ich selbst oft geschrieben: es ist eine Zeit des Wartens. Die letzten vierzehn Tage waren sehr schwierig. Unser Palliativ Team hatte eine subkutane Flüssigkeitszufuhr veranlasst, weil Mama ja nicht mehr soviel trinkt. Erst war es eine anstrengende Hin- und Her Telefoniererei mit der Kkasse wegen dem Ständer, Wochenende, Hausärztin nicht erreichbar, Sanitätshaus hatte uns dann freundlicherweise, weil die unsere Situation mittlerweile kennen, uns den ohne Verordnung gegeben. Mama dann diesen Butterfly gesetzt und ich hatte schon so ein komisches Gefühl, denn der Bauch schwoll direkt an bei einer minimalen Flüssigkeitszufuhr. Wir konnten aber selbst es regulieren und abstöpseln bei Bedarf und hatten das Wochenende permanent Mamas Bauch im Auge. Sie gefiel uns gar nicht. Montags, als ich vom Büro mittags direkt hinfuhr. Meine Schwester hatte die "Mama-Frühschicht", erschrak ich furchtbar. Mama war total angeschwollen überall, Gesicht furchtbar, ihre Augen, ein Blick, mir war ganz elend. Mein Gedanke war, sie stirbt. Die Flüssigkeit verteilte sich nicht im Körper. Die von der Sozialstation waren gerade da zum Insulinspritzen und waren zu zweit da. Hatten Mamas dicken Bauch gerade gespritzt und ich bin ausgerastet. Ich hab gesagt, ich will das nicht mehr, dieses Gewusel hier im Haus. Morgens zu zweit, mittags zu zweit, abends zu zweit, dann zwischendurch 2 x mal die Woche das Palliativteam, jeder sagt dir was andres. Mama wollte keine Zufuhr von Flüssigkeit mehr und auch keine Sono vom Bauch, weil die Palliativschwester vermutete, es könnte irgendetwas sein im Bauch. Ich hab Mama zugezwinkert und ich war so stolz auf sie, weil sie sagte: ach wissen Sie liebe Fr. K., soll ich das jetzt noch wissen, was da im Bauch ist? Ich wills nicht wissen.
Jeder deutet "Anzeichen" und jedem der morgens kommt um Mama zu waschen, müssen wir sagen, was sie "tun" sollen, was Mama angenehm ist und was weniger. Mama sagt auch oft, es kann mich keiner besser und in einer ruhigen angenehmen Art waschen und anziehen als Ihr drei.
Ich war am Ende, richtig konfus und kurz vor Zusammenbruch. Ich wollte eigentlich niemanden mehr ins Haus lassen. Hab mich dann aber wieder beruhigt und mein Bruder und meine Schwester haben mich wieder "runtergeholt". Es ist so furchtbar mitanzusehen, wie Mama hilflos sich dem alles hingeben muss und trotzdem ihr Lächeln nicht vergisst. Ich hab auch klipp und klar der Palliativschwester gesagt, ich bzw. wir wollen keine Deutung und liebgemeinte Erklärung mehr von irgendwelchen Anzeichen. Die machen einen kirre, sie meinen es ja gut und sind sehr lieb und nett, aber es kennt keiner Mama so gut wie wir und wir deuten auch nichts mehr. Es kommt wie es kommt und für jeden Tag mit ihr sind wir dankbar.
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Mama, meine Heldin (67 Jahre) Diagnose 27.08.2012: malignes Melanom mit Fernmetastasen Hirn, Aortenwurzel, Lunge, Primärtumor unbekannt, Stad. IV,
Ganzhirnbestrahlungen (12), palliative Chemo mit Dacarbazin, 3 Zyklen
Ein Jahr nach Diagnose am 28.08.2013 für immer eingeschlafen
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