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Alt 07.09.2013, 12:20
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Enibas27 Enibas27 ist offline
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Standard AW: BSDK mit Metastasen im Endstadium

Oh, Silvia,
wie gut kann ich Deine Worte verstehen.
Die Panikattacken hatte ich auch, vor allem im letzten Jahr als klar wurde, mein Bruder wird wenn er überlebt nicht mehr viel Zeit haben.
So doof sich das anhört, als dieses Jahr dann der zweite (für mich heute) entscheidende Zusammenbruch kam, blieben diese Attacken aus.
Ich wollte nur noch, dass der liebe Gott ein Einsehen hat, so dass er sich nicht mehr so lange quälen muss. Nichts ist schlimmer als dabei zu stehen und nichts tun zu können. Auch wenn das "Da sein" schon ganz viel ist, aber man fühlt sich so zum Nichtstun verdammt - so ging es zumind. mir.

Auch wenn es kein Trost ist Silvia, aber wenn ich ehrlich bin, ist es gut, dass Deine Mutter die Chemo ablehnt. Meinem Bruder hat sie nichts gebracht. Zwei Wochen danach kam der Zusammenbruch. Zwei Monate später hat er uns für immer verlassen. Auch wenn der Tot die Erlösung von seinen Qualen war, die Tatsache zu wissen, dass alle Anwendungen vor allem seit letztem Jahr "nur" dazu gedient haben ein paar Monate "raus zu schlagen", mit dem Wissen heute, dass diese Monate von Angst und Panik für ihn geprägt waren, frage ich mich heute: War das Alles richtig? Und sei es nur darum unserem Ego Tribut zu zollen, dass wir ihn noch ein wenig hatten?
Das hört sich jetzt hart an, ich weiß. Doch muss ich das auch relativieren, letztlich wollte er auch leben und hat gekämpft, nur leider hat er diesen Kampf verloren.

Silvia, versuche irgendwie das Beste aus der Situation zu machen. Das ist schwer ich weiß es. Aber später wirst Du Dich an die schönen Momente, auch die traurigen erinnern und Du kannst sagen: "Ich war da!".

Mich überkommen im Moment und das ist schlimmer als es noch ganz frisch war, immer wieder Schuldgefühle, warum ich ihm nicht eine würdevolleren Abschied zu Hause ermöglicht habe. Tja, letztlich muss ich sagen, ich habe mich davor gefürchtet. Davor nicht alles richtig zu machen. Wie ist es einen Menschen der von dauernden Durchfällen und ich meine dauernd (10-Minuten-Takt) zu betreuen. Wir wissen Kinder die länger in ihren Pampers liegen, liegen sich wund, das wäre hier nicht anders gewesen.
Im Krankenhaus hatte er einen Darmkatheder, der ihn aber auch ganz schön gestört hat - verständlich. Wir hätten Beatmungsgeräte, etc. gebraucht.
Ich hätte mich von der Arbeit freistellen lassen müssen, denn meinen beiden Eltern (78 und 81J.) konnte ich das nicht zumuten... Es war für mich zu der Zeit ein Berg der nicht zu überwinden war, zumind. schien es so...

Was ich Dir damit sagen will, Du hast Deine Mutter noch und egal wie es ist, nimm Dir die Zeit, sei da - Du wirst es nicht bereuen.

Ob ich Dir mit diesem Mammutbeitrag helfen konnte weiß ich nicht, aber ich hoffe ein wenig.

Fühl Dich gedrückt, Sabine
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* 28.02.1957; t 28.03.2013 -Mein Bruder:

http://krebs-kompass.de/showthread.php?t=54991
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