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Alt 17.10.2013, 20:31
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo ihr Lieben! Ich habe jetzt schon lange nicht mehr in meinem Thread geschrieben! Es geht mir so lala. Wie immer, wie ihr es alle wahrscheinlich auch kennt, es gibt bessere und schlechtere Tage!
WAs mir schon auffällt ist, dass ich es an manchen Tagen immer noch nicht wirklich realisiert habe dass mein Papa nicht mehr da ist. Ich weiß zwar dass er tot ist aber irgendwie kommt mir vor als ob sich mein Körper und mein Geist immer noch davor schützt diesen Gedanken zuzulassen. Kennt ihr das auch?
Gestern waren Mama und ich an dem Ort wo Papa geboren wurde ,wo er eine Kindheit verbrachte und wo seine Eltern begraben sind. Papa hat immer vor Allerheiligen das Grab seiner Eltern besucht und ein kleines Blumengesteck und eine Kerze hingestellt. Das haben wir jetzt für Papa übernommen! ES war schon sehr traurig und irgendwie komisch als wir diese Strecke mit dem Auto gefahren sind. Ich musste immer daran denken dass Papa diese Strecke so oft gefahren ist und dass er dort nie wieder fahren wird. Es ist ein kleiner und sehr ländlicher Ort mit wenig Einwohnern und wenig Häusern.
Als wir in die Ortschaft eingefahren sind habe ich einen kleinen Jungen mit dem Rad fahren sehen. Ich musste daran denken dass Papa dort zur Schule ging und wahrscheinlich auch so ähnlich ausgesehen hat.
Ich war froh dass wir das Grab besucht haben und ich weiß dass sich Papa sehr sehr gefreut hätte.

Mir kommen auch jetzt wieder öfters die letzten Tage in Papas Leben in den Kopf. ICh komme damit immer noch nicht klar dass ich die Marmorierung an Papas Beinen gesehen hatte aber sie nicht mit Tod oder Sterben in Verbindung gebracht hatte und es mir auch niemand gesagt hatte dass der Sterbevorgang schon begonnen hat.
Außerdem wundert es mich bis jetzt noch immer dass Papa am letzten Abend noch eine Käseplatte gegessen hat und sich noch zu uns an den Tisch gesetzt hatte obwohl ja die (für mich im Nachhinein klaren) Anzeichen des Sterbens schon zu sehen waren. Ich meine er war nicht mehr in wirklich guter Verfassung aber ich hätte nie im Leben daran gedacht dass Papa so schnell von uns gehen wird weil er ja noch nicht wirklich bettlägrig war und noch gut gegessen hatte. Ich versteh das ganze bis heute noch nicht wirklich. Mama meint ich habe das alles noch nicht verarbeitet und sollte mir vielleicht doch von einem Psychologen helfen lassen. Oder mir das ganze doch von unserer Hausärztin nochmal erklären lassen. Sie hat (so sagt sie zumindest) mit den letzten Tagen von Papa ihren Frieden geschlossen und denkt nicht mehr darüber nach aber mir schwirrt das alles noch immer im Kopf herum und ich habe auch noch immer Schuldgefühle weil ich es nicht erkannt habe und es doch schon Anzeichen gab.

Tja, irgendwie geht halt so jeder Tag vorbei. Manchmal muss ich schon in der Früh weinen weil ich überall Papa sehe und manchmal geht es einfach besser. Die Jahreszeit ist halt auch nicht gerade hilfreich und es kommen ja jetzt wieder "diese" Tage wie Allerheiligen und WEihnachten näher.
Ich freue mich überhaupt nicht auf WEihnachten oder auf Silvester und weiß noch überhaupt nicht wie es werden wird!

Ich wünsche euch allen einen erholsamen Abend und eine gute Nacht! Alles Liebe und bis bald!
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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