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Alt 31.12.2013, 18:23
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Eigentlich ist es für mich ein Tag wie jeder andere auch, ich bin ja der größte Silvestermuffel den man sich vorstellen kann. Aber der 31.12. gehört dann doch zu meinen Rückblickstagen im Jahr und ich werde still für mich sein. Laut ist es ja draußen.

In diesen Tagen hat man mir mehrfach gesagt, geschrieben “das nächste Jahr kann nur besser werden” und ich frage mich ob ich zuviel, oder die anderen zu wenig Phantasie haben, denn ich kann mir noch Schrecklicheres vorstellen.

Es war nicht schrecklich, dass Werner gestorben ist, das Schicksal war ihm doch noch gnädig gewesen, denn ein Weiterleben wäre für ihn schrecklich gewesen. Nun ist er mehr als 7 Monate tot. Manchmal bin ich erstaunt wie schnell die Zeit vergangen ist, dann ist mir wieder, als müsste ich schon sieben Jahre ohne seine Liebe leben.

Im Sommer war ich in meiner österreichischen Heimat, alle meinten es würde mir gut tun, das Gegenteil war der Fall. Als ich mich endlich halbwegs eingerichtet hatte, fuhr ich zurück und es war sehr schwer. In mir war immer ein Gefühl von Heimatlosigkeit. Mittlerweile habe ich ein Gefühl von Geborgenheit in dieser Wohnung finden können und auch in mir.

Das erste Mal in meinem Leben bin ich ein “alleinstehender Mensch”, ich bin nicht nur Witwe, ich bin ein altes Waisenkind. Als mir dieser Gedanke zum ersten Mal kam, musste ich doch ein wenig lächeln, aber es ist schon so, die drei wichtigsten Menschen sind für immer weg und manchmal kommt mir kurz der Gedanke “ihr musstet nur sterben, aber ich muss ohne euch weiterleben”.

Ich werde froh sein wenn jetzt bald der 2. Januar kommt, diese Wochen, die für sich alleine betrachtet schon sentimental sind, hinter mir liegen. Je älter man wird, desto mehr ist die Weihnachtszeit mit Erinnerungen an vergangene angefüllt und die meisten der für mich wichtigen Beteiligten sind leider tot. Es ist bestimmt anders wenn man Kinder und Kindeskinder hat. Gleich zu Beginn der Adventszeit las ich etwas bei Hermann Hesse, das mich etwas durch die Zeit begleitet hat:

zu Weihnachten 1917......Weihnachten soll uns darum wie jedes Fest nicht bloß eine Rückschau, sondern ein inneres Aufraffen und Zusammenfassen allen guten Willens sein. Denn denen, "die eines guten Willens sind" gilt die Verheißung. Eines guten
Willens sind wir nicht, wenn wir nur um Verlorenes trauern, uns nur des
Unwiederbringlichen erinnern. Wir sind es nur, wenn wir des Besten,
Lebendigsten in uns selber bewußt werden und der Stimme dieses Bewußtseins
folgen. Wer daran ernstlich denkt, wer in sich das Gelöbnis erneuert, seinem
Besten treu zu bleiben, der ist in der rechten Stimmung das Fest zu
feiern..........
Herrmann Hesse

Und seit mehreren Tagen ist es ein Absatz in einer Geschichte von Alice Munro, den ich hier einfügen möchte:

....... wichtig ist nur, glücklich zu sein, sagte er. " alles andere ist egal. Das musst du versuchen. Du kannst es. Es wird immer leichter. Es hat nichts mit den Umständen zu tun. Du glaubst gar nicht, wie gut das tut. Nimm alles hin, und die Tragödie verschwindet. Oder sie wird jedenfalls leichter, und du bist einfach da, gehst entspannt durch die Welt ...

Datumsmäßig geht etwas zu Ende, ich habe versucht den Übergang mit einer äußeren und inneren Ordnung halbwegs hinzukriegen. Was das nächste Jahr für mich bereit hält, wird sich zeigen.

Ich wünsche Euch alles Gute, auch Mut und Zuversicht.
Briele